Ein Brite zurück in seiner Heimat: Obwohl Jason Statham vor allem jenseits des großen Teichs im Geschäft ist, so kehrte er für die US-britische Co-Produktion „Blitz“ wieder in sein Heimatland zurück.
Die Romanverfilmung erinnert stilistisch durchaus auch an BBC-Krimiformate wie „Luther“ oder „Sherlock“: Unterkühlt, leicht körnig, mit dominanten Grau- und Brauntönen. Detective Sergeant Tom Brant (Jason Statham) ist dabei eine für den Hauptdarsteller typische Figur, hier jedoch in wesentlich kaputterer Ausführung: Der harte Typ ist ein Säufer, dessen Trinkverhalten Einfluss auf seine Leistungsfähigkeit im Dienst hat, und ein Schläger, der jugendliche Rowdys mit Vergnügen so zusammenschlägt, dass er sich ins berufliche Aus manövriert.
Brants Talente werden jedoch gefordert, als ein Polizistenmörder zuschlägt, der sich selbst den Spitznamen Blitz gibt. Es handelt es sich um den früheren Knastvogel Weiss (Aidan Gillen), der auf Rache an der Polizei sinnt. Freunde des klassischen Whodunits werden hier nicht bedient, früh enthüllt der Film die Identität des Mörders, schon kurz darauf kommen die Cops ihm auf die Schliche, weshalb das in der Werbezeile verwendete „Cop-Killer vs. Killer-Cop“ den Vortritt gegenüber den Ermittlungsarbeiten bekommt.
Als auch Brants Vorgesetzter dem Mörder zum Opfer fällt, wird ihm Porter Nash (Paddy Considine) als Ersatz vor die Nase gesetzt, der als schwuler Polizeibeamter einen schweren Stand in der Behörde hat, gerade bei harten Hunden wie Brant. Doch gemeinsam jagt man den Killer…
Freunde des typischen Statham-Outputs gingen auf die Barrikaden, war „Blitz“ doch kein Actionreißer mit reichlich Martial Arts, sondern ein klassischer Copkrimi. Deshalb gibt es hier kaum Action, die Handkante wird nicht geschwungen, stattdessen ist Brant ein rüpeliger Brawler, der wenig kunstvoll zuschlägt, wenn es dann mal so weit ist. Was nicht bedeutet, dass „Blitz“ ein zimperliches Filmchen wäre, denn sowohl Held (oder besser: Protagonist) als auch Fiesling kennen wenig Mitleid, was „Blitz“ mit seinen derben Gewalt- und Mordszenen einen deutlich nihilistischeren Touch verleiht als comichafte Knallbonbons der Marke „Transporter 2“.
Leider illustriert „Blitz“ auch Unterschiede zwischen den Medien Buch und Film: Wo ein Roman mit seinen zahlreichen Handlungssträngen innerhalb einer Figurenvielfalt punkten kann, da wirkt eine Adaption wie „Blitz“ unfokussiert. Die Killerhatz gerät immer wieder ins Hintertreffen, wenn es um die Drogensucht einer früheren Undercoverbeamtin, die Sensationsgeilheit eines Reporters, der über Blitz berichtet, oder das Verhältnis zwischen Brant und Nash geht. Sicher, all diese Dinge sind nicht unerheblich für die Killerjagd, werden jedoch mit einer Ausführlichkeit behandelt, die Film nicht gut zu Gesicht steht, denn die eigentliche Geschichte gerät dadurch immer mehr ins Hintertreffen.
Auch die Wirkung der einzelnen Subplots ist unterschiedlich stark: Wo die Medienschelte platt und oberflächlich bleibt, da ist die Geschichte der süchtigen Beamtin reizvoll, wenn auch etwas unterentwickelt. So gewinnt der Film durch die Buddy-Dynamik zwischen rüpeligem Straßencop und homosexuellem Denker, die nicht nur für genreübliche Reibereien und ein kleines Maß an Komik sorgt, sondern auch vom Überdenken eigener Vorurteile: Schnell erkennt Brant Nash als kompetenten Vorgesetzten an, obwohl er immer wieder betonen muss, dass dieser ihm bloß nicht auf die Pelle rücken solle – womit er freilich fast schon etwas hilflos wirkt, gegenüber dem souveränen Nash, der jede Anfeindung mit Würde, aber nicht ohne Ärger erträgt.
Tatsächlich sticht Paddy Considine, eine der stärksten derzeitigen Schauspieler Großbritanniens, hier als stärkster Mann des Ensembles hervor und besticht nicht nur durch seine Leistung, sondern auch dadurch, dass er Jason Statham die Bälle gekonnt zuspielt. Der Leading Man gibt die kaputtere Variation seiner Standardrolle recht gut, während der aus „The Wire“ und „Game of Thrones“ bekannte Aidan Gillen als fieser, hinterhältiger Psychomöpp überzeugt, trotz gelegentlichem Fischens in Overacting-Gewässern.
Etwas wirklich Innovatives im Reich der Polizeithriller bietet „Blitz“ unterm Strich nicht und so interessant Nebenfiguren und -handlungen auch sein mögen: Dem Film mangelt es an einem starken Mainplot mit genug Drive. Das nihilistische Flair, die gut geschriebenen Figuren und der ruppige Ton wissen zu gefallen, Kleinigkeiten wie der offensichtliche Anschlussfehler im Finale (ein schwarze Pistole wird von einer Einstellung zu anderen zum silbernen Revolver), stören nicht, doch als Miniserie wäre man der Romanvorlage wohl eher gerecht geworden. Recht unterhaltsam ist „Blitz“ durchaus und biete zumindest eine gewisse Variation innerhalb der zahlreichen Statham-Vehikel.