Petronius Arbiters „Satyricon“, eine satirische Auseinandersetzung mit den Zuständen der römischen Gesellschaft unter dem Prinzipat und gleichzeitig wichtigste Quelle für das Vulgärlatein, gehört zu den wenigen Schulpflichtlektüren, die ich bisher mit Freude gelesen habe, da es erstens brachiale Passagen enthält, die man so von einem antiken Roman nicht unbedingt erwartet und zweitens eine geniale Abrechnung mit der verschwendungssüchtigen römischen Gesellschaft ist.
So nahm sich auch der unvergessliche Federico Fellini des Romans an, versuchte ihn als orgiastischen Bilderrausch zu inszenieren, was ihm fraglos gelungen ist, leider hapert es ansonsten an allen Ecken und Enden. „Satyricon“ dürfte einer der ziemlich hanebüchensten und schwersten Filme sein, die jemals inszeniert wurden, Nichtkenner des Buchs werden damit gnadenlos überfordert sein. Doch selbst, wer Petrons Werk kennt, hat es nicht leicht, weil Fellini in diesem Fall den Bogen leider etwas überspannt und man bei vielen Szenenübergängen schlicht und ergreifend nicht mehr folgen kann. Manche Sätze werden rigoros abgebrochen, um in die nächste Szene überzuleiten, die mit der vorherigen wiederum gar nichts zu tun hat, sodass man fast den Eindruck hat, von Fellinis Film seien genau wie vom literarischen Werk nur Bruchstücke vorhanden.
Die optische Umsetzung ist kontrastreich, knallige Farben bei Trimalchios Gastmahl wechseln sich mit trostlosen Einöden in Afrika ab, was es ebenfalls sehr anstrengend macht, sich nur einen Augenblick auf den Film einzustellen.
So wird hier eine Nummernrevue surrealistischer, kaum einzuordnender Szenen geliefert, die sich zudem nicht einmal recht eng an das Buch halten. Man kann Kameraarbeit und Kostüme loben wie man will, mir macht „Fellinis Satyricon“ schleicht und ergreifend zu keinem Zeitpunkt Spaß, sodass ich jedem nur raten kann, in die nächste Buchhandlung zu rennen und sich die Reclam-Ausgabe zu kaufen.