Review

Voraus sei bemerkt: Ich las Vince' Review erst NACH dem Verfassen meiner eigenen. Ich bin baß erstaunt, die Worte "Twin Peaks" und "unaufgeregt" in beiden Reviews zu finden. - Also hier die Review:

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Liebevoll gemacht - voller Sympathie zu den schrulligen Bewohnern eines kleinen Dörfchens, deren Hauptsorgen das Fischefangen und die brachliegende Nußfabrik sind - kunstvolle Dialoge, sorgsam inszeniert und bewußt montiert, mit unaufgeregter Ruhe.

Der Film beschwört für seine Kleinstadt einen paradieschen Zustand, kristallisiert im liebenswerten Liebespaar: Der linkische, jungfräuliche Wissenschaftler, verwirrt von den naiven Avancen der bezaubernden Dorfschönheit, in der leidenschaftliches Feuer glüht, das sie mit kindlichem Charme nach außen trägt: hochgeradig erregt und rehäugige Unschuld - die paradoxeste Frauengestalt meiner Filmerinnerung.

Dabei ist „Top of the food chain“ keine melancholisch-sentimentale Schmonzette: Der Ort gemahnt an David Lynch‘ Kleinstädte in „Blue Velvet“ oder „Twin Peaks“. Abgeschieden von der realen Welt, inmitten geheimnisvoll-düsterer Wälder, spielen sich geheimnisvolle Dramen ab: Gestaltwandler bedrohen die Einwohner. An Lynch gemahnt auch die Art, wie gewisse Interieurs atmosphärisch schimmern, vor allem aber die Beschwörung einer Vergangenheit, die in dieser Form nie existiert hat, sondern sich aus Medien und Mythen einer US-geprägten Kindheit destilliert.

Doch „Top of the food chain“ ist darüber hinaus auch eine Komödie voll surrealen Humors, in den pointierten Dialogen und dem achtsam kontrollierten Overacting, das nie zum Schund wird, die Figuren als kunstvoll outet, aber stets ihre Würde bewahrt. Auch wenn die Rettung durch Trash (das Fernsehen rettet die Welt! Für jeden Kinoliebhaber ein Greuel!) an Tim Burtons „Mars Attacks“ gemahnt, so liebt „Top of...“ seine Menschen mehr. Und die Liebe zu den Figuren ist es, die einen Film vor allem anderen auszeichnet.

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