Review

Originaltitel: Five Graves to Cairo
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Billy Wilder & Charles Brackett
Besetzung: Franchot Tone, Anne Baxter, Erich von Stroheim, Akim Tamiroff, Peter van Eyck , Fortunio Bonanova u.a.
Genres: Krieg, Abenteuer, Komödie
Dauer: 96 min

Billy Wilders zweite Regiearbeit und einer seiner weniger bedeutenden Filme. Trotzdem bedeutet das bei diesem Regisseur/Drehbuchautor immer noch ein höchst unterhaltsames und sehr gut inszeniertes Werk.
Ich hatte während des Films den Eindruck, Wilder und Brackett hätten versucht, ein Drehbuch mit nichts als unglaubwürdigen Wendungen zu schreiben um diese dann dem Publikum zu verkaufen. Das ist ihnen beinahe gelungen - jedenfalls beweisen sie auch mit diesem Werk, was für wunderbar begabte Geschichtenerzähler sie sind.

Der problematischste Teil ist der Anfang; da hätte mich der Film fast verloren: Der englische Unteroffizier Bramble (Franchot Tone) verirrt sich mitten in der marokkanischen Wüste, schafft es aber, einen verlassenen britischen Kontrollpunkt zu finden, kurz nachdem ihm die Sonne die Sicht genommen hat und kurz bevor er den Verstand verliert. Das ist schwierig zu schlucken, und nicht einmal Wilder und Brackett schaffen es, die wundersamen Zufälle, die zur Rettung Brambles führen, glaubwürdig zu verkaufen.

Danach bedienen sich erfolgreich aller möglichen erzählerischer Tricks, um uns weitere unwahrscheinliche Vorkommnisse glauben zu machen: Das heruntergekommene Hotel hat gerade seinen Kellner verloren, so dass Bramble kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in dessen Rolle schlüpfen kann. Zufälligerweise war besagter Kellner ein deutscher Spion, dadurch erhält Bramble die Gelegenheit, an ihren Geheimnissen teilzuhaben. Dann werden einige britische Gefangene ins Hotel gebracht, darunter auch einige kommandierende Offiziere. Sie geben Bramble Anweisungen, wie er den Marsch der deutschen Truppen in Richtung Kairo sabotieren soll, ein Auftrag, den er erfüllt, indem er Generalfeldmarschall Rommel (Erich von Stroheim) beobachtet, der mit seinen Truppen ausgerechnet in diesem Hotel wohnt.

Der ganze Film handelt von Täuschung und Tarnung, und weil dieses Thema so raffiniert abgehandelt wird, macht "Fünf Gräber nach Kairo" Spaß. Man wartet stets auf die nächste Überraschung und schaut genüsslich zu, wie die Charaktere darauf reagieren!
Die Schauspieler sind großartig - allen voran Akim Tamiroff und Erich von Stroheim. Sie kosten die Möglichkeiten, welche ihnen ihre markanten Rollen bieten, mit sichtlichem Genuss aus.

"Five Graves" ist eigentlich ein Kriegspropagandafilm, dem man diese Absicht kaum anmerkt, weil er fast ohne den in solchen Streifen sonst üblichen penetranten patriotischen Ton auskommt.

Ansehen? Nicht ansehen? Wilders Zweitling ist ein Abenteuerfilm mit komischen Untertönen und einem tragischen Touch am Ende, den man auch heute mit Gewinn anschauen kann. Ich kann ihn wärmstens empfehlen!
Vor kurzen ist er bei uns auf Blu-ray erschienen.

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