Die Flut harter Horrorthriller aus Frankreich ebbt nicht ab. Nach Beiträgen wie "Martyrs", "Die Meute" oder "Die Horde" steht mit "Home Invasion" einer der neuesten Schocker auf dem Programm, den die Macher von "Hitman" und "Frontiers" zu verantworten haben.
Auf den ersten Blick erinnert "Home Invasion" minimal an "Inside" - greift er doch auch hier das Szenario "Bedrohung in den eigenen vier Wänden" auf und stellt mit Annie Parillaud einen ähnlichen Opfertypus in den Fokus einer Story, die schnell erzählt ist, aber aus dem Minimum an Handlung ein Maximum an nervenaufreibender Spannung und Dramatik herauskitzelt.
Dabei spielt das Autoren- und Regieduo Caroline und Eric du Potet mit der Erwartungshaltung der Zuschauer und steuert "Home Invasion" immer in eine Richtung, mit der man nicht rechnet.
Auch wenn der Plot-Twist um Artur und sein mörderisches Geheimnis schnell durchschaut ist, schaffen es die beiden Filmemacher immer wieder, neue Wendungen und Haken zu schlagen und sowohl das Bedrohungspotential als auch den Spannungsgehalt angenehm hoch zu halten.
Ständige temporale Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, unterschiedliche Erzählperspektiven und eine Traumsequenz machen "Home Invasion" zu einem äußerst vielschichtigen und in vielerlei Hinsicht überraschenden Film, der vor allem von Annie Parillauds intensivem Spiel lebt.
Der Gewaltpegel wird dabei nicht überstrapaziert, die wenigen blutigen Slasher-Momente verteilen sich angenehm über den gesamten Film so dass sich Spannung und Dramatik entfalten können.
Das Finale wird genretypisch konsequent und mit aller Härte durchgezogen - ähnlich wie bei "Inside" oder "High Tension" werden keinerlei Zugeständnisse an den Zuschauer gemacht und Annie Parillaud kompromisslos dem Filmtod geopfert.
Auch wenn - angesichts ihrer charakterlichen Entwicklung innerhalb der Filmhandlung und ihres Schicksalsschlags, der "Home Invasion" in einem kurzen Prolog einläutet - ihr Tod wie eine Erlösung für sie erscheint, so schwächelt trotz aller positiven Merkmale "Home Invasion" vor allem darin, dass er letzten Endes das Innenleben eines Serienkillers nur anreisst ohne auf dessen tiefenpsychologische Motivation einzugehen.
Das mag einen gewissen Aha-Effekt verursachen, den Plot-Twist sogar wirkungsvoller und schockierender erscheinen - lässt aber den Zuschauer unbefriedigt und mit einem relativ offenen Ende zurück, dass eine Fortsetzung vermuten lassen könnte.
7/10