Review

Pilotfilm

Verkauft und promoted als innovativer Genremix aus Comedy und Krimi, offenbart sich die Pro7-Eigenproduktion als zahme und kalkulierte Bruchlandung.

Das Drehbuch von "Kreutzer kommt" findet zu keiner Minute den richtigen Ton für den Spagat zwischen dem typischen und überstrapazierten Problem-Krimi und Herbsts´omnipräsenter Egoshow.

Wie ein Fremdkörper stolziert Herbst mit aufgesetzter "Stromberg"-Attitüde durch ein als solches ernstes Setting - sein Zynismus und das Grimassieren  wirken dabei mehr als nur einmal unpassend und peinlich aufgesetzt.
Herbst ist Kreutzer ist Stromberg - und das ist das Problem: Figuren wie Stromberg funktionieren als Schablone und Klischee in ihrem Mikrokosmos zu jeder Zeit - aber eine solche Figur, und das muss man in "Kreutzer" schmerzhaft mitansehen, trägt keinen Film. Kreutzer hat keine Facetten, er ist ein eindimensionaler Sprücheklopfer, ohne emotionalen Zugang.
Für die schwierige Verknüpfung von Misanthrop und Zuschauerempathie, wie es "Monk" oder "House" bieten, sind sowohl Drehbuchanlage, als auch der Darsteller zu schwach.

Man kann die Anleihen an die eigene Paraderolle deshalb als Selbstverliebtheit des Hauptprotagonisten abtun, oder - und auch das ist nicht schmeichelhafter - als mangelndes Schauspielverständnis: So oder so - Herbst hat sich mit "Kreutzer“ keinen Gefallen getan.

Dies ist bedauerlich, denn leider steht und fällt "Kreutzer kommt" mit seinem Hauptdarsteller. Fernab von ihm gibt es keinerlei interessante Figuren, sondern lediglich Adressaten für seine Sprüche oder die durchdeklinierten Stichwortgeber zum Vorantreiben der Handlung (hier in Form einer 08/15-Blondie-Kommisarin).

Als Pilotfilm für das angestrebte Serienprojekt bietet "Kreutzer kommt" jedenfalls erstaunlich wenig an Vorlagen zum Auf- und Ausbau an.

So verkommt die Handlung in "Kreutzer" viel zu oft zur platten Nummernrevue seines Hauptdarstellers, dessen abgeschmeckten Tabubrüche in den Dialogen mittlerweile landläufig bekannt sind, und die in der zweistündigen Omnipräsenz eher nerven, denn unterhalten.

Kurzum: Herbst und alle Beteiligten täten gut daran, jenes Experiment nicht noch einmal zu wiederholen, sondern etwaige Ressourcen in eine fünfte Staffel des Ekel-Chefs zu investieren - denn auch da gibt es nach der verkorksten vierten Auflage Einiges zu verbessern...

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