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Im Jahr 2005 entschied sich die BBC dann, nach einer erneuten und erfolgreichen Versendung der Episoden aus den 70er Jahren, die Serie rund um Gruselgeschichten zu Weihnachten neu zu beleben und griff dabei wieder auf den Altmeister Montague Rhode James zurück, der noch eine Handvoll brauchbarer Stories im Gepäck hatte.

Die Wahl fiel auf „A View from a Hill“ – möglicherweise eine der Stories, die man sogar im kinderfreundlichen Familienverbund schauen konnte, ohne dass es zu Massenaufständen käme.
Die Geschichte handelt wieder einmal um Relikte der Vergangenheit, die etwas Böses zu neuem Leben erwecken – nur ist das in diesem Fall alles schon einmal geschehen und wird nun praktisch versehentlich wiederholt.

Im Zentrum steht ein Doktor der Archäologie, der für einen verarmten Landadeligen eine Sammlung untersuchen und schätzen soll und bei einem Ausflug zu einem Aussichtspunkt ein Fernglas aus dem Bestand bekommt, welches einem – vor Jahren plötzlich verschwundenen – Historiker gehört hatte. Damit kann er plötzlich eine alte Abtei, die vor Jahrhunderten bis auf ein paar Steine vernichtet worden war, in vollster Pracht in der Landschaft sehen. Fasziniert verfolgt er das Phänomen weiter und ahnt nicht, dass ihn aufgrund seiner Untersuchungen schon „jemand“ verfolgt...

39 Minuten gönnt Luke Watson seinen Zuschauern und leider hätte es auch keine Minute länger sein sollen. Nichts gegen den erfrischen unprätentiösen Aufwand, der für diese Fingerübung betrieben wurde, die schöne Ausstattung, den passenden Tonfall und einige beunruhigende Sequenzen, aber es hapert zumindest an zwei Fronten bei dieser Neuauflage: an der Abgründigkeit und den Figuren.

Der Höhepunkt jeder James-Erzählung ist immer der „Geist“, das Unwesen, das Monster, der Dämon – zumeist mehrfach vorab zu spüren oder zu erahnen, als Beobachter oder Verfolger. Hier wird Dr. Fanshawe zumeist aus dem Unterholz heraus von einem scheinbar „Unsichtbaren“ beobachtet oder verfolgt, was die Wirkung ziemlich schmälert. Es dauert bis lange in die zweite Hälfte, ehe das Grauen sich materialisiert und das Finale gerät – als Einbruch der Vergangenheit in die Gegenwart – ziemlich bieder.

Das gilt leider auch für die Charaktere: während der Adelige Richards noch recht treffend ignorant erscheint, wird mit dem gruffigen und unbeweglichen „Butler“ Patten eine Menge Wirkung verschenkt. Am Schlimmsten ist aber Mark Letherens Dr. Fenshawe selbst – ein pedantisch-nervöses Mäuschen, das über die gesamte Laufzeit hinweg kaum den Mund aufbekommt, so dass so etwas wie Dialoge erst gar nicht in Gang kommen können.
Natürlich muss man ihn als architekturbegeisterten Bücherwurm präsentieren, aber nach 20 Minuten nervös-weinerlichem Radeln durch die morgenkalte Waldlandschaft geht die Figur auch dem geduldigsten Zuschauer auf den Wecker – und das ändert sich bis zur Schlußeinstellung leider nicht mehr.

So ist die Wiedererweckung der Serie dann am Ende ein eher biederes Vergnügen, wunderbar gedreht, aber dramaturgisch eher unbefriedigend und spannungstechnisch eher am unteren Ende der Serienskala einzuordnen.
Der Erfolg ließ die Macher dann aber gleich im nächsten Jahr die Reihe mit „Number 13“ fortsetzen. (5/10)

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