Review

Der Direktor einer Postfiliale und seine Frau wünschen sich nichts sehnlicher als die Versetzung in ihre Traumstadt Mailand . Weil Behinderte bei Wunschversetzungen immer bevorzugt werden , gibt er kurzerhand vor im Rollstuhl zu sitzen . Doch als er den Herrn , der seine Behinderung auf Echtheit überprüfen soll , verabschiedet , geschieht dem Direktor ein unverzeihlicher Fauxpas : er erhebt sich beim Handschlag höflich aus seinem Gefährt und sein ganzer Schwindel fliegt auf . Sein Wunsch einer Versetzung geht daraufhin in Erfüllung , aber statt ins traumhafte Mailand geschickt zu werden , überträgt man ihm als Strafe die Leitung einer Filiale in einer süditalienischen Kleinstadt unterhalb von Neapel . Ohne Familie , aber mit einer Menge Vorurteile über die Bewohner Süditaliens , reist er in Richtung Stiefelspitze . Die Bewohner seien dreckig , gehörten alle der Mafia an und seien auch sonst nicht der menschlichen Zivilisation zuzurechnen , denken er und alle seine Freunde und Bekannten im Norden .Nachdem sich diese Vorurteile anfänglich zu bestätigen scheinen , erweist sich der Süden aber bald als nicht nur gar nicht so schlimm , sondern als ziemlich toll und die Einwohner als herzliche Menschen , so dass die Sehnsucht nach Mailand bald verflogen ist …  

--------------------------- 


Falls Ihnen diese Zusammenfassung bekannt vorkommt , dann gehören Sie sicher zu der Gruppe von Menschen , die „  Willkommen bei den Sch'tis „ gesehen haben . „ Willkommen im Süden „ ist nämlich mehr oder weniger eine 1 zu 1 Kopie des französischen Originals und Kassenschlagers aus dem Jahr 2008 . Und wenn man sich entscheidet einen Film , gerade wenn er noch so neu ist wie " Willkommen bei den Sch`tis " , derart exakt zu kopieren , muß man sich einen direkten Vergleich mit dem Original gefallen lassen . Zieht man nun diesen Vergleich schneidet die Neuverfilmung dabei eindeutig schlechter ab . Das beginnt schon bei den Hauptdarstellern , die nicht den gleichen Witz versprühen wie Kad Merad und Dany Boon ( übrigens Produzent dieses Remakes und in einem Cameo Auftritt als Postkunde zu erhaschen ) . Während Kad Merads Gegenstück ( der Direktor ) seine Rolle noch einigermaßen gut ausfüllen kann , kommt der Darsteller des Parts von Dany Boon ( der jüngere , einheimische Postbeamte ) reichlich blass herüber und geht fast im Rest der Nebendarsteller unter . Nur ab und zu taucht er aus der Versenkung auf und erinnert daran , dass es neben der Geschichte des Direktors mit Integrationsproblem auch noch den Seitenplot der jungen Liebe zwischen ihm und einer hübschen Arbeitskollegin gibt . Im Gegensatz dazu war Boon im Original deutlich präsenter und neben Merad eindeutig die zweite Hauptrolle . Auch der Rest der Nebenfiguren war , bis auf die ansehnliche Valentina Lodovini , im Original sympathischer besetzt und spielte mit mehr Pep . Im direkten Vergleich punktet das Original ebenfalls in der Synchronisation . Hauptsächlich bei der schwierigen Aufgabe den Dialekt der Süditaliener ( bzw. Nordfranzosen im Original ) im Vergleich zum ( in der Synchronisation ) Hochdeutsch redenden Mann aus dem Norden , darzustellen . In „ Willkommen im Süden „ scheint der Dialekt nicht immer eine klare Linie zu haben und manches Mal erscheint es so als ginge er in willkürliches Gebrabbel über . Größtes Problem des Films ist aber , dass er nie versucht eigenständig zu sein ( wie man schon beim Vergleich der beiden Kinoplakate sieht ) , sondern genau die Geschichte des Originals herunterspult . So wird er für Kenner der französischen Version so gut wie uninteressant , da er dieser in allen Punkten unterlegen ist . Schade , denn die Einheimischen Süditaliens und das herrliche Lokalkolorit hätten mit Sicherheit auch für eine eigenständige und witzige Geschichte herhalten können wenn man nur die Grundsituation genommen und dieser nach dem ersten Drittel des Films eine eigene Wendung gegeben hätte . Für sich gesehen ist der Film kein Totalausfall und ab und zu gibt es auch etwas zu lachen wobei die besten Gags aber jene sind , die direkt aus dem französischen Original übernommen wurden . Diese und einige Impressionen der italienischen Küste und des verträumten Örtchens auf einer Bergspitze lassen die 90 Minuten am Ende dann nicht allzu langsam vergehen .    Fazit : Vielleicht machte es innerhalb Italiens Sinn „ Willkommen bei den Sch'tis „ neu zu verfilmen , dieses Remake auf den internationalen Markt zu werfen war allerdings unnötig . Man bekommt die gleiche Geschichte geliefert wie im Original , nur alles ein bis zwei Nummern weniger lustig . Wer das überraschend witzige Original kennt muss „ Willkommen im Süden „ nicht gesehen haben , denn Neues bietet er in keiner Minute . Falls jetzt jedes Land seine eigene Version der „ Sch´tis „ erarbeitet ( eine amerikanische Version soll ja angeblich geplant sein ) , kann ich darauf verzichten mir diese anzusehen solange nichts grundlegendes am Plot geändert wurde . Da wäre eine deutsche Version für das deutsche Publikum ( z.B. ein Hannoveraner mit feinstem Hochdeutsch , der in den Osten der Republik geschickt wird ) schon sinnvoller , damit der Dialektwitz einmal nicht übersetzt werden muss . Wenn es nach mir geht kann man es aber auch bei den zwei bereits existierenden  Versionen belassen und sollte doch mal ein Produzent auf die „ geniale Idee „ kommen eine deutsche Version zu drehen , müsste man ein internationales Publikum mit der selben Geschichte dann auch nicht belästigen . 4/10        

Details
Ähnliche Filme