Psychologisierender Neo-Hammer
Mit "The Resident" stellt die mittlerweile zweifache Oscar-Preisträgerin
Hilary Swank einmal mehr ihr Talent für eine eigenwillige Rollenauswahl
unter Beweis: als attraktive Ärztin im privaten Umbruch gerät sie hier
in die Fänge eines etwas älteren Handsome der durchaus (auch) als
Super-Modell fürs Heimwerken tauglich wäre und sich zunächst als etwas
verschrobenen leichten Außenseiter vorstellt - in Wahrheit aber ein
wahrhaft perverser Voyeur mit Hang zum Morden ist, der sein
Schöner-Vermieter-Dasein bei ihr in Zusammenspiel mit seinem
autoritär-tyrannischen Großvater (Nebenrolle für Christopher Lee) bloß
geschickt eingefädelt hat.
Viele der sich wiederholenden Bedrohungsszenen aus beiden
Blickwinkeln wirken dabei bewusst unglaubwürdig bis surreal inszeniert:
der finnische Regisseur scheint dabei ein Gespräch mit dem Publikum im
Auge zu haben, ähnlich wie bei Sletaunes "Next Door", dass bei diesem
Aufgebot an (längst) etablierten Hollywoodstars aber wohl ins Leere
laufen muss - und in der Tat liest man zu dem Film selbst für
deutsch(sprachig)e Verhältnisse viel Negatives in Richtung eines
angeblichen "Voyeurismus" welchen der Film selbst (sic!) transportiere.
Die hiesige Sexualfeindlichkeit bei objektivierten Bildern und nur
vorgebliche Aufgeschlossenheit lässt schön bieder grüßen. Und dabei ist
der Film doch eigentlich sehr zurückhaltend in seinen jeweiligen
Darstellungen: wo das Ganze aber noch unguter rüberkommt ist in den
Charakterzeichnungen selbst.
Die Chemie zwischen der Ärztin und dem geheimen Soziopathen als
Vermieter scheint schonmal nie so recht zu stimmen, bei allen charmanten
Arrangements nicht - was jedoch ebenfalls so (von den jeweiligen
Anlagen im Drehbuch her) gewollt gewesen sein mag: sie scheint
schließlich mehr an einer Ablenkung von ihrer letzten, gescheiterten
Beziehung interessiert zu sein, und er ist einfach da.
Schon früher war es bei den Hammer-Filmen zudem oft so, dass sie
zwar mit einem offensiven Umgang von Sujets und Klischees spielten,
dabei aber auch nie exploitativ-freizügig durchbrachen. Sie nutzten ihr
Potential jeweils kaum aus und verblieben stets in einem gewissen
Viktorianismus ihres geistigen Ziehvaters Edgar Allan Poe konservativ
gefangen. Wirklich wie "lebendig begraben" - eine tendenziell kafkaeske
Stimmung welche deren Stoffe für die filmische Mitte des 20. Jahrhundert
wahrscheinlich auch so gut vorbereitet hat. Hier erscheint das Ganze
als aufgebautes Konstrukt aber schonmal nur erstarrtes
Thriller-Stereotyp zu sein.
Es ist jedoch sicher schön, dass es diesen Film gibt und damit
wenigstens mal versucht wurde das auch in eine Gegenwart zu übertragen.
Als zumindest teilweise gelungen zu betrachten ist er nämlich doch sehr
wohl. Sehenswert.
Rating 8.0