Wer hätte nach einer dermaßen durchwachsenden Entstehungsgeschichte einen solch lustigen Film erwartet. Der neue Regisseur Paul Weitz (American Pie, About A Boy, American Dreamz) bringt mit „Meine Braut, unsere Kinder und ich" (2010) die Franchise dankenswerter wieder zurück zu ihren satirischen Ursprüngen. Im Gegensatz zum arg klamaukigen zweiten Teil hat der Film obendrein eine echte Geschichte zu erzählen. Bei all den gelungenen Gags ist es fast nebensächlich, das sich diese nur rudimentär vom Erstling aus dem Jahre 2000 unterscheidet.
Jack Byrnes (Robert de Niro) hat ein Problem. Die schon abgeschlossen geglaubte Suche nach einem angemessenen Stammhalter beginnt von vorne als der vermeindlich perfekte Dr. Bob (Thomas McCarthy) seine Tochter betrügt und abhaut. Notgedrungen muss Weichei Greg Focker (Ben Stiller) nun ran. Als sich die Familie anlässlich des fünften Geburtstags des Zwillingsnachwuchses wieder trifft, lässt Tollpatsch Greg keine Gelegenheit aus, um die Zweifel an Jacks Entscheidung keimen zu lassen. Zumal mit Pams (Teri Polo) Ex, Kevin Rawley (Owen Wilson), die scheinbar perfekte Alternative in den Startlöchern steht.
Neuer Regisseur, angeblich miese Testscreenings, gescheiterte Vertragsverhandlungen mit Dustin Hoffman und Barbara Streisand, Terminverschiebungen, Nachdrehs, keine Vorabpressevorführungen - die Indizien für eine verkorkste Fortsetzung hätten nicht eindeutiger sein können. Da ist es umso erstaunlicher, wie gelungen und witzig „Meine Braut, unsere Kinder und ich" (2010) letztendlich geworden ist. Im Prinzip liefert Teil 3 zwar eine beinahe identische Geschichte und sogar Figuren wie der Erstling. Dafür ist er aber mit einer richtigen Story unterfüttert und verlässt sich im Gegensatz zu Teil 2 nicht ausschließlich auf die Spielfreude der Darsteller. Zudem verkommen die Anspielungen auf den ersten Teil nicht zu reinen Gimmicks, sondern haben einen echten Bezug zu Handlung. Das gilt allerdings nicht für Gregs Eltern. Die sind ebenfalls dabei, allerdings eher der Vollständigkeit halber, als dass sie in irgendeiner Form etwas zur Story beizutragen hätten. Das stört umso weniger, als dass sie Teil 2 mitunter zu einer anstrengenden Angelegenheit gemacht haben. Hier stören sie nicht.
Die einzig wirklich neue Figur ist die attraktive Pharmavertreterin Andi Garcia (Jessica Alba). Sie dient zwar in erster Linie dazu, Greg in zweideutige Situationen zu bringen, fördert aber auch einige sehr fein beobachtete Charakterzüge in Biedermeier Greg hervor. Welcher Mann in den Vierziger würde nicht davon träumen, von einer heißen Endzwanzigerin, die aussieht wie Jessica Alba, vollgeschleimt zu werden? Insofern bleibt Teil 3 in der Tradition seiner Vorgänger, die bei aller grellen Überzeichnung stets den glaubwürdigen Kern seiner Figur zum Vorschein brachten. Dankenswerter Weise konzentriert sich Paul Weitz wieder auf den Konflikt zwischen dem verweichlichten Greg und dem erzkonservativen Patriarchen Jack. Verkam Ben Stiller in Teil 2 mitunter zur Randfigur und war ein Ziel unter vielen, steht „Meine Braut, unsere Kinder und ich" (2010) nun wieder ganz im Zeichen dieser beiden Figuren. Das mag man unkreativ oder redundant nennen, ist aber unterm Strich grandios unterhaltsam. Auch die titelgebenden Kinder haben ebenfalls nichts mit der Geschichte zu tun und bilden nur die Grundlage für einige Szenen, in denen sich die beiden Streithähne anfangs verbal und im großen Bällebad-Finale auch tatsächlich an die Gurgel springen dürfen.
Dankenswerterweise erhält Kevin Rawley (Owen Wilson), der heimliche Star aus Teil 1, nun wesentlich mehr Spielraum. Sein Charakter ist -wie in Teil 1- zwar nie eine echte Gefahr für die Beziehung von Pam und Greg- steigert den
Unterhaltungswert aber enorm. In seiner grotesken Perfektion bildet er zudem
ein gelungenes Spiegelbild zu Normalo Greg.
Unter Strich bleibt ein gelungener Teil 3, der sich nicht nur auf die Spielfreude des Starensembles verlässt, sondern von einer plausiblen Geschichte getragen wird. Zwar sind einige Abnutzungserscheinungen nicht zu leugnen und die Figurenfülle bremst den Film ein paar mal aus, trotzdem macht das dritte Wiedersehen mit den Fockers deutlich mehr Spaß, als „Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich" (2004).
Daran werde ich mich erinnern: Ghettofaust