Tal der Wölfe - Hinterhalt (2007)

Alle Reviews des Autors

Zurück zum Film

Review

Gesamtbewertung

Ich möchte dieses Review damit beginnen, mein Fazit der Mutterserie zu zitieren:

"Dies ist definitiv keine gefährliche Serie, sie ist einfach nur billige Propaganda, um dem normale Volk nach Feierabend beim Abschalten und Relaxen behilflich zu sein. Nicht mehr nicht weniger.Wer als westlicher Beobachter oder als mit Vorbehalten vollgespickter Pseudo-Links-Intellektueller erschrocken hiervon gleich Rückschlüsse auf ein ganzes Volk zieht, der hat die Mechanismen der Volksbelustigung nicht begriffen."

Tja, was soll ich sagen, ich habe mich geirrt. Wenn man sich die ideologische Entwicklung in der Türkei vergegenwärtigt, welche einher geht mit dieser extrem erfolgreichen Serie, dann muss man wohl konstatieren, dass manchmal doch Propaganda seinen Zweck erfüllen kann, dass das gemeine Volk entweder dumm berieselt wird und sich einfach keine Gedanken macht, oder - noch schlimmer - in seinen Ressentiments gestärkt wird.Diese Serie ist aus jeglicher Warte betrachtet ein einziges Ärgernis, sie fängt bei ihren antisemitischen Parolen an, geht über antichristliche Weltverschwörungsthemen weiter, und führt dann auch noch Innerzwistereien fördernd weiter. Das alles wird getarnt als ach so spannende Politthrillerserie, welche nahtlos an der Originalserie anknüpft. Dabei werden lächerlichste Handlungsstränge angeführt, nur um dem nationalistischen Zuschauer das Blut in den Adern zum Kochen zu bringen.Nicht falsch verstehen, die Serie lebte schon seit jeher von den hanebüchensten Entwicklungen und dem ach so lustigen Bemühen jeglicher rassistischer Klischees, aber es war immer ein hoher Unterhaltungswert vorhanden und es wurde zumindest versucht Unterhaltung zu liefern. Spätestens mit der letzten Staffel der Originalserie wurde immer plumpere Omni-Propaganda betrieben, aber es wurde zumindest die von Anfang an gelegte Geschichte irgendwie stimmig zu Ende geführt.Hier haben wir das nicht mehr, es werden beispielsweise Bösewichter namens Angela eingeführt, die es aufzuhalten gilt, oder ein treuer Staatsoberhaupt wird beim Beten angeschossen, was niemals von einem frommen Menschen getan würde. Alleine diese beiden Beispiele zeigen ganz eindeutig, wohin die Reise geht: Es wird eine extrem radikale Serie mit fundamental-islamistisch-verzerrtem Blick auf das Weltgeschehen abgeliefert, welche durchaus ungefiltert seinen Widerhall beim Publikum finden kann (Gerüchten Zufolge mittlerweile 50% +1 der türkischen Bevölkerung).Also daher muss ich mein eingangs erwähntes Zitat leider im Falle dieser Serie revidieren: In Zeiten der Volksverhetzung und Mobilisierung der "eigenen Leute" kann eine solche Propaganda als gefährlich eingestuft werden.Diese Serie ist nicht den Dreck unter den Fingernägeln der liberalen türkischen Filmemacher wert, derer es nach wie vor Massen gibt, welche wohl mittlerweile ihren Beruf nicht mehr ausüben dürfen. Diese Serie ist ein Vorbote, der die Zukunft ankündigt und dem solche Machwerke folgen werden wie Fetih 1453: Propagandistische Werke, die eigentlich ohne große Story nur die Größe der eigenen Ziele zelebrieren, weil ihr Glaube der einzig richtige ist, und deshalb man immer gewinnen wird. Dass ein guter Film auch eine gute Story haben sollte, anstatt nur irgendwie professionell gemacht zu sein (und selbst das sind diese Machwerke ja nichtmal ansatzweise!), wird sowohl von den Machern vergessen als auch vom Publikum, das gerne darüber hinwegsieht beim Beifallspenden für die Messages.Man kann nicht unbedingt umhin, ein Feindbild aufzubauen in solchen Serien, das hat uns ja mustergültig die Mutter aller Faschistenserien "24" eindrucksvoll mehrere Staffeln lang zelebrierend dokumentiert, aber es gab immer den einen Moment, dass man als normaler Zuschauer die Wahl hatte, die Entscheidungen der Protagonisten schlecht zu finden. Diese Entscheidungsfreiheit wird einem in dieser Serie komplett entzogen und unser kleine dackelblickige grimmige Giftzwerg (trifft irgendwie auch auf Mr Sutherland zu) wird komplett als Gesandter einer höheren Macht angepriesen. So etwas mag bei Battlestar Galactica durchaus funktionieren, da es sich dabei um High Fantasy handelt, aber wenn es um tatsächlich relevante Alltagsdiskussionen geht, dann ist das nicht nur ein bißchen zu Viel des Guten - auch wenn es sich hierbei wohl eher um Low Fantasy handeln mag.Also daher: Ganz gefährliches Terrain1 Punkt