Die 90er, noch eine Zeit ohne selbst(v)erklärtes Saubermann-Publikum und ausschließlich darauf reagierendes Hollywood. Die Zeit großer Filmemacher, ohne Wenn und Aber, die Zeit eines Woody Allen. Der Cast ist beeindruckend, unter anderem Mia Farrow, John Malkovich, Jodie Foster, Kathy Bates, Madonna, John Cusack, Lily Tomlin, Donald Pleasence und William H. Macy. Hier wollte jeder dabei sein, auch wenn der Künstler hier eigentlich eher einen Film nur für sich macht. Eine Reminiszenz
an den Stummfilm sollte es offensichtlich sein, basierend auf einem Theaterstück und auch entsprechend umgesetzt. Die Filmkulisse war budgetverschlingend, allerdings mit Erfolg, denn das Setting wirkt authentisch europäisch. Der Haken: das Einspielergebnis war der Sargnagel für Orion-Pictures. Was bietet nun der Streifen? Ein Experiment seitens Woody Allen, aber auch für den Zuschauer, eine solche Kino-Zeitreise ist schließlich nur selten populär, oder sagen wir massentauglich. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", „Jack The Ripper“, Kafka, "Nosferatu", dies und ähnliches finden wir, aber war das Anfang der 90er gefragt? Kaum, und auch heute wird eher ein Arthouse-affines Publikum Luftsprünge machen. Wie auch immer, der Meister hat einen fantastisch aussehenden Streifen geschaffen, mit großartiger Kamera, beeindruckenden Spielorten, wunderbaren Darstellern und dem üblichen Allen-Humor. Dazu eine besondere Wärme, trotz der kalten Stimmung. Der Hurenbock, der von der einen Besonderen verzaubert wird, der Tunichtgut, dem selbiges durch ein Baby widerfährt, die Dirnen, die ungemein menschlich dargestellt sind, die im Alltag gefangene graue Maus, die dem Geschmack der Zirkus-Freiheit verfällt, und und und.