Satoshi Urushihara und Kinji Yoshimoto bieten mit der OVA Plastic Little eine gute Dreiviertelstunde prima Unterhaltung, ohne die Zuschauer übermässig zu beanspruchen. Der Clou sind hier die Charakterdesigns, wobei die Protagonistin Tita natürlich besonders hervorsticht.
Die 17-jährige ist Captain des Schiffes Cha Cha Maru, mit dem besondere Tierarten zum Verkauf gefangen werden. Tita ist von dieser speziellen Art, zuckersüß aber etwas burschikos und nicht nur quietschig, sondern auch auf eine tappsige Art aufbrausend. Große strahlende Augen und eine minimalistische doch effektive Gestik und Mimik unterstreichen diese Charakterzüge, die natürlich nur im japanischen Dub zur vollen Geltung kommen.
Plastic Little erzählt von ihrem zufälligen Treffen mit Elise, einer anmutigen Prinzessin in diesem Kontrast und trotz ihrer 16 Jahre zum Ärger von Tita mit einem voluminöseren Vorbau ausgestattet. Doch eins verbindet die beiden Mädchen. Beide haben ihren Vater tragisch in deren Pflichterfüllung verloren. Aus diesem Grunde versucht Tita nun Elise zu helfen, die sich auf der Flucht vor dem Militär befindet, da der Schlüssel zur tödlichen Erfindung ihres Vaters in ihrer DNA versteckt ist.
Wirklich tiefgründig kann man innerhalb der Laufzeit ohnehin nicht werden, deshalb sollte man Plastic Little eher als einen entspannenden Kurztrip auf einen nicht näher beschriebenen Wasserplaneten auffassen. Einige militärische Wirren um die arme Elise sorgen für revitalisierende Brüche im Ablauf. Es kracht und bummst, aber mehr als ein Mittel zum Zweck sind die Häscher nicht, weshalb der Antagonist in Plastic Little eher eindimensional bleibt.
Räumlichkeit hat man sich für Satoshi Urushiharas weiblichen Figuren aufgehoben, die ihre durchaus üppigen Rundungen mit dem beliebten Jiggle-Effekt mehrmals für Erholung im Badeparadies oder die notwendige medizinische Versorgung freilegen müssen. Auch wenn diese pikanten Gelegenheiten etwas frivol daher kommen und wegen der wundervollen Zeichungen tatsächlich zu den gewollten Höhepunkten von Plastic Little gehören, ist kein Vergleich zur Frequenz der immer wieder provozierten Fanjob-Momente aus OVAs wie AIKa oder Najica herstellbar.
Auch damals, als man für das VHS-Tape von OVA Films seine 30-40 DM berappte, war Plastic Little schon vergleichsweise harmlos. Das im Ecchi-Sujet eine Erregung symbolisierende Nasenbluten etwa kommt nur mal am Rande durch einen Taucher vor, der nicht zwingend als Spanner in die Situation geraten sein muß.
Der kritische Blick von Heute offenbart keine nostalgische Verklärung über die erste Heimvideo-Veröffentlichung, mit der sich das legendäre Anime-Label OVA vorstellte. Die Plastic Little DVD wurde Anfang 2001 nachgereicht und bot nun erstmals neben der japanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln auch eine deutsche Synchro. Bonusmaterial zum Film gab es auch auf der japanischen Veröffentlichung keine.
Ein bisschen Schade ist es schon, daß Plastic Little schon seit langem vergriffen ist. Urushihara und Kinji Yoshimoto, die bereits Legend of Lemnear gemeinsam erschaffen haben, gehen sehr bewusst mit ihren Ressourcen um, bieten Action und Abenteuer als einen Rahmen für neckische und komödiantische Einlagen, die in allen Belangen nicht überstrapaziert zu einem ausgewogenen Gesamterlebnis verschmelzen.
Ein Plastic Little Manga von Satoshi Urushihara ist im Carlsen Verlag erschienen. Dieser geht insbesondere auf die weitere Crewmitglieder ein, die in der OVA etwas zu kurz kommen.