Eine abgelegene Insel vor der Küste der USA. Am Strand eine junge Frau. Ihr Name ist Tess und sie ist versunken in ihre Malerei. Vor ihr der endlose Ozean, im Hintergrund ein alleinstehendes Haus, daneben ein Leuchtturm. Idylle. Stille. Einsamkeit. Bis das Meer unversehens zwei Männer mit einer seltsamen Holzkiste an Land spült. Einer der Männer ist blutverschmiert, die Frau bietet wohl oder übel ihre Hilfe an. Es dauert nicht lange, bis die beiden Männer ihre bösen Absichten offenbaren. Doch Tess hat ihre eigenen, tödlichen Geheimnisse...
Seltsamer Film, der sich quasi bis zum Schluß hin kaum kategorisieren lässt. So deuten zunächst viele Merkmale auf einen Thriller hin, ja es wird einem als Zuschauer gar ein Quentchen Mystery-Horror in Aussicht gestellt. Denn gleich zu Beginn entpuppt sich der Inhalt der Holzkiste als ein seltenes, eigenartiges und überaus wertvolles Tier, welches der Zuschauer jedoch nicht zu Gesicht bekommt, sondern das sogleich stiften geht, nachdem es einen der Männer gebissen hat. Und dann ist da neben der UK Altersfreigabe von 18 noch der Verlader auf dem DVD-Cover, der "Island of the Damned" eine ähnlich gänsehauterregende Wirkung wie "Saw" und "Cabin Fever" unterstellt.
Mit beiden Filmen hat Elizabeth Dimons (Buch und Regie) Film tatsächlich jedoch nichts, aber auch gar nichts gemeinsam. Vielmehr drängt sich einem im weiteren Verlauf des Films der Eindruck eines ursprünglich als Kammerspiel angelegten Stücks absurden Theaters auf, dessen Handlung wohl physische, psychische und auch sexuelle Gewalt beinhaltet, sich bei der Visualisierung derselben jedoch sehr zurückhält. Nicht zuletzt auch wegen der Arthouse-artigen Optik und der schwarzhumorigen Komik, die sich vor allem in manch skurriler Dialogzeile und den schrägen Charakterentwürfen zeigt, will man sich auf den Film über weite Strecken jedoch kaum als auf einen seriösen Beitrag aus der Abteilung Thriller oder Drama einlassen. Dafür sind die Wendungen und Enthüllungen die Elizabeth Dimon in ihre Story eingebaut hat einfach zu durchgeknallt.
Damit sei den gelegentlichen logischen Brüchen und der mangelnden Glaubwürdigkeit auch die Absolution erteilt, nicht jedoch der wechselhaften, manchmal reichlich aufgesetzt wirkenden Schauspielkunst. Denn manche Szene vermittelt den Eindruck einer Schauspielprobe und nicht den einer fertigen Inszenierung. Dieser Umstand beeinträchtigt die Wirkung vielleicht nicht allzu sehr, solange Dimons den Fokus auf die inhaltliche Absurdität ihrer Inszenierung legt (eher im Gegenteil), allerdings scheint sich "Island of the Damned" storytechnisch zum Ende hin dann doch zum Realismus zu bekennen und muss sich als ernsthafter Film ergo auch mit entsprechenden Maßstäben messen lassen.
Am Ende fiel mein Eindruck über einen Film der eher ungewöhnlichen Art nicht unleidlich aus, aber "Island of the Damned" hatte auch längst nicht jede Erwartung erfüllt, die der Streifen über rund zwei Stunden bei mir geweckt hatte. Empfehlung daher nur für diejenigen, die es gerne schräg mögen.