Gnomeo und Julia (2011)

Noch nie war ich glücklicher über einen Irrtum. Ich war immer der festen Überzeugung, dass "Gnomeo und Julia" das neuste Werk von Disney ohne Pixar sei, wie z.B. beim fantastischen Animationsfilm "Tangled". Zum Glück habe ich mich da gewaltig geirrt, denn "Gnomeo und Julia" ist weder eines Disneys, noch eines Pixar-Streifens würdig. Disney hat zwar ein wenig die Werbetrommel für diesen Film gedreht, aber inhaltlich hat dieser großartige Konzern rein gar nichts mit diesem Film zu tun. In Wahrheit ist dieser Animationsfilm von Touchstone und man merkt schon deutlich, dass dieser Film nicht ansatzweise mit irgendwelchen Pixar Werken oder gar mit den inzwischen stärkeren Animationsfilmen von Dreamworks mithalten kann. Kaum eine andere Geschichte wurde so oft verfilmt und parodiert wie die berühmteste Liebestragödie der Welt : Romeo und Julia. Ich muss sagen, dass ich nie so viel Bezug zur Originalstory von William Shakespeare hatte und kann deshalb nicht allzu viel Vergleiche ziehen. Was ich aber weiß ist, dass diese Geschichte nie für Kinder geeignet war und sie stets ein tragisches Ende hatte. In diesem Animationsfilm erinnert eigentlich so rein gar nichts an diese Geschichte, außer die Namen. Das mag zunächst nicht so schlimm sein, wie die überragende Anime-Serie von Gonzo beweist, aber was man hier ansonsten zu sehen bekommt ist nichts weiter als eine plumpe Geschichte mit bisschen Schabernack und langweiligen Figuren. Der Film verdient diesen Namen einfach nicht und es wurde sehr schnell langweilig mit anzusehen, wie sich irgendwelche roten und blauen Gartenzwerge bekriegen, zumal die Grundidee der ganzen Geschichte fürchterlich von Toy Story kopiert wurde. Ok, der Film parodiert ziemlich viele bekannte Filme, die zum Teil auch wirklich sehr lustig sind, aber ich konnte keinerlei gewollte Parodie auf Toy Story erkennen, weshalb es für mich ganz klar nach einer billigen Kopie aussieht. Die Liebesgeschichte, die wir hier zu sehen bekommen, ist unglaublich banal und übermittelt keinerlei Emotionen oder Gefühle und wenn das ein Liebesfilm mit dem Namen "Gnomeo und Julia" nicht schafft, ist das schon ein kleines Desaster. Allerdings fand ich den Film jetzt auch nicht so schlecht, wie er von den meisten Kritikern dargestellt wurde. Filmische Animationskatastrophen wie "Bee Movie", "Back to Gaya" oder "Monsters vs Aliens" sind im Vergleich hierzu noch eine ganze Ecke schlechter. Immerhin stimmt bei "Gnomeo und Julia" der Humor und sämtliche Anspielungen auf bekannte Filmwerke habe ich verstanden und sehr amüsiert aufgenommen. Auch die Animationen sind nicht allzu schlecht, wenn man nicht mit optischen Pixar und Dreamworks Erwartungen heran geht. Die Musik ist nur zum Teil gelungen. Bei den "halb-dramatischen" Momenten wurde die Musik passend gesetzt, leider passieren hier in den spannendsten Momenten total überflüssige Sachen wo völlig unpassende Musik gespielt wird. Dafür kann ich wieder für die talentierten Synchronsprecher ein paar Pluspunkte vergeben. Wir bekommen hier markante Stimme, wie die von Michael Caine, Patrick Stewart oder Jason Statham zu hören, die ja schon unverstellt über eine traumhafte Stimme verfügen (natürlich nur für Originalton-Gucker genießbar).
"Gnomeo und Julia" ist für Animationsfans solide Standardkost mit einer katastrophalen Story, aber mit vielen witzigen Momenten, die ein wenig über die schwache Geschichte vertrösten. Trotzdem bleibt dieser Film einer der schwächeren Animationsfilme und sollte deshalb nur von knallharten Zeichentrick und Animationsfans geguckt werden. Der Rest sollte bei Pixar und Dreamworks bleiben.


Fazit : Baz Luhrmann hat mit seinem Film bewiesen, dass man die Geschichte um "Romeo und Julia" noch schlechter verfilmen kann. Die Anime-Version bleibt das Beste, was ich je von Romeo und Julia gesehen habe und da kann Touchstone's "Gnomeo und Julia" im Leben nicht mithalten. Trotzdem kann man sich den Film ruhig 1x anschauen. Man muss es aber nicht.


6/10