Review

Angesichts eines Films wie „Der perfekte Ex“, der von der Ausstattung und Besetzung her professionelle Standards erfüllt, könnte leicht die Frage aufkommen, warum ein Dilettant das Drehbuch dazu entworfen hat. Doch damit läge man weit daneben, denn der Originaltitel „What‘s your number?“ verdeutlicht, dass sich genaues Kalkül hinter dieser so unausgegorenen, wie voraussehbaren Story verbirgt.

Selbst wenn auch in unseren Breitengeraden eine gewisse Statistikliebe vorhanden ist, so ist das nichts gegen den Versuch der US-Amerikaner das inzwischen immer unübersichtlicher werdende Leben mit Zahlen zu ordnen – besonders auf dem Gebiet der Liebe. Diverse Filme lebten nur davon, dass Männlein wie Weiblein mit Zahlen bewertet wurden, die als Voraussetzung für mögliche Paarkonstellationen hinzu gezogen wurden. Attribute wie Aussehen und Kleidung, Beruf und Einkommen, Abstammung und einiges mehr ergeben einen Code, der nicht nur den eigenen Wert verdeutlicht, sondern auch den Spielraum, in dem man sich zu bewegen hat.

Die hohe Wertigkeit von Ally Darling (Anna Faris) steht hier nicht zur Debatte, obwohl sie zu Beginn des Films keinen guten Eindruck hinterlässt. Ihr Freund verlässt sie mit fliegendem Fahrrad, als er den Hauch von Ernsthaftigkeit in ihrer Beziehung spürt, und ihr Chef entlässt sie noch am selben Tag als einzige Mitarbeiterin. Was normalerweise ein Loser-Image verbreitet, soll hier nur den Komödien Charakter betonen, denn materielle Sorgen kennt Ally nicht, weshalb sie sich im weiteren Verlauf des Films auch keine Mühe gibt, einen neuen Job zu bekommen, und ihrem Freund trauert sie auch nicht nach – dieser ist zudem Vegetarier, womit das Filmurteil über ihn gesprochen ist.

Entscheidend für ihren weiteren Lebensweg ist die Zahl, die sie zufällig in der U-Bahn liest. Dort steht nämlich, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, einen Mann fürs Leben zu bekommen, ab mehr als 20 Männern gleich null ist. Nachdem sie aufwendig recherchiert hat, stellt sie fest, dass sie schon 19 Liebhaber hatte, leider kommt ausgerechnet in der nächsten Nacht der zwanzigste hinzu, womit es keinen Spielraum mehr nach oben gibt. Auch wenn sie selbst manchmal über diese Statistik lacht, so gilt ihr gesamtes Streben nur noch der Erfüllung dieser Vorgabe. Notgedrungen muss sie sich an ihre bisherigen Männer halten und hoffen, dass darunter Derjenige ist, mit dem sie ihr Leben verbringen kann.

Wer diese Motivation, die den gesamten Film bestimmt, lächerlich findet, hat recht, aber die us-amerikanische Psyche (und ihre europäischen Ableger) nicht verstanden. Solche Statistiken sind Gesetze, denen man sich nur mit viel Mut zu widersetzen vermag, weshalb die innere Spannung des Films nicht daher rührt, ob sie Chancen bei ihrem sexy Nachbarn Colin (Chris Evans) hat, der für sie die Suche nach ihren Exfreunden übernimmt, sondern ob sie es wagt, sich mit diesem einzulassen. Dieser wäre dann doch die Nummer „21“ und damit ein aussichtsloses Unterfangen auf dem Weg zum Altar.

Wer aus diesem Konflikt oder dem Umstand, dass Anna Faris gerne komische Rollen als leicht verrückte Blondine übernimmt, schließt, „Der perfekte Ex“ könnte sich den goldenen Regeln einer konservativen Familienpolitik widersetzen, irrt. Zwar verzeiht man der etwas spleenigen Ally ihre zwanzig Lover, von denen sich einige zudem als recht skurrile Zeitgenossen erweisen, aber sonst wird alles streng auf Linie getrimmt. Alle anderen heiratsfähigen Frauen in diesem Film haben selbstverständlich deutlich weniger Fehltritte vor dem „Richtigen“, abgesehen davon, dass der gesamte Film nur von der Thematik bestimmt wird, möglichst schnell unter die Haube zu kommen.

Dieser offensichtliche Konstruiertheit des Plots und seine brav – reaktionäre Sichtweise, wäre leichter verdaulich, wäre der Film witziger und straffer erzählt. So aber müht sich Ally durch eine holprige, von einem Event zum nächsten stolpernde Story, die nur wieder sämtliche RomCom-Klischees aufwärmt. Viel interessanter wäre es gewesen, einmal die Scheidungsrate prozentual mit der Anzahl der Liebhaber abzugleichen, sortiert nach der Länge der Beziehung. Auch hätte der spannende Ansatz im Film, ab welcher Tiefe des Eindringens des Penis in die Vagina, dieser Akt als Geschlechtsverkehr bezeichnet werden kann (mit entsprechenden Konsequenzen für die Anzahl), vertieft werden sollen – nach Zentimetern gemessen oder im prozentualen Verhältnis zur vorhandenen Penislänge? – Dann wäre aus dem perfekten Ex vielleicht doch noch etwas geworden (3/10).

Details
Ähnliche Filme