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Allan: "I can't let you do this."
Jonas: "Then stop me Allan. Stop me."

Es ist einfach nicht sein Tag. Mit blauem Auge wartet Allan Campbell (Cole Hauser, Pitch Black) ungeduldig im Büro auf seine Beförderung, die ihn aus dem finanziellen Schlamassel, in das er geraten ist (deshalb auch das blaue Auge), herausholen soll. Daß er sein Hemd mit Kaffee bekleckert, ist noch zu verkraften. Daß ihm sein Chef (Jeff Mooring) jedoch die sicher scheinende Beförderung verweigert und stattdessen seinen schleimigen Rivalen Brian Felzner (Sean Cook) bevorzugt, der ihm noch dazu die Idee für ein wichtiges Projekt geklaut hat, ist da schon bedeutend schwerer zu schlucken. Zu Hause angekommen erwartet ihn dann auch noch seine Frau Sydney (Ginny Weirick) mit stoischem Blick, während aus dem Schlafzimmer kleinlaut sein bester Freund Mike (Drew Waters) schleicht. Die Situation ist offensichtlich, Allan sucht verbittert das Weite und läßt sich in einer Bar vollaufen. Nein, es ist wirklich nicht sein Tag, aber es kommt noch besser. In besagter Bar trifft er auf Jonas Arbor (Cuba Gooding Jr., As Good as It Gets), der sich als geduldiger Zuhörer erweist und bei dem er sich den angestauten Frust von der Seele redet. Das Gespräch beginnt mit folgendem schönen Dialog:

Allan: "What are you drinking?"
Jonas: "Water."
Allan: "Seriously?"
Jonas: "If it was a joke, would it be funny?"

Jonas gibt sich als Freund zu erkennen, und er bietet ihm sogleich seine Hilfe an, nicht ohne ihm zuvor jedoch ins Gesicht zu sagen, daß er ihn für einen erbärmlichen Prügelknaben hält, der immer nur einsteckt, ohne sich zur Wehr zu setzen. Das soll sich nun ändern. Jonas bekennt, ein professioneller Killer zu sein und unterbreitet seinem betrunkenen Gegenüber das Angebot, für ihn fünf Personen gratis zu eliminieren. Allan kauft ihm die Geschichte natürlich nicht ab, spielt aber das Spiel fröhlich mit und kritzelt fünf Namen auf einen Zettel, seine ganz persönliche "Hit List": Fred Gates, sein Chef; Brian Felzner, der an seiner Stelle befördert wurde; Dom Estacado (Brandon O'Neill), der brutale Kredithai; Mike Dodd, sein ehemaliger bester Freund; und - last but not least - Sydney Campbell, seine Frau. Am nächsten Morgen wird er von der Polizei mit dem gewaltsamen Ableben seines Chefs konfrontiert...

"A trigger's like a fast forward button. I just skip to the end credits on other people's lives. Or not. The choice is mine to make."

Jonas hat seine Wahl längst getroffen. Er wird die fünf Menschen auf der Liste töten, einen nach dem anderen, und gnade Gott denjenigen, die sich ihm in den Weg stellen. Jonas ist eine Art Terminator, auf sein Ziel fixiert, alles andere ist sekundär. Er weiß, daß seine Zeit praktisch abgelaufen ist, daß Gevatter Tod schon seine Sense wetzt, und das setzt ihm zu, auch wenn er es sich nicht anmerken läßt. Emotionen zeigt er kaum, er artikuliert sich kühl, gewählt, präzise, nüchtern, sein Blick ist sezierend. Jonas ist eine faszinierende Figur, großartig und charismatisch zum Leben erweckt von Oscar-Preisträger Cuba Gooding Jr., und er versteht sein Handwerk wie kaum ein zweiter. Spätestens wenn dann alles noch in die wohl gnadenloseste Attacke auf eine Polizeistation seit The Terminator gipfelt, ist auch dem letzten Zweifler klar: Diese Killermaschine ist kaum zu stoppen. Jonas geht konsequent seinen Weg, wohl wissend, wo dieser endet.

"Aside from death, there is no sure thing, my friend. I can promise you that shit."

Aber nicht nur Jonas beherrscht sein Handwerk, auch Regisseur William Kaufman macht so ziemlich alles richtig. Der rund sechs Millionen Dollar teure Streifen ist exzellent inszeniert, mit einem wunderbaren Gespür für eine so düstere wie unterkühlte Atmosphäre. Um die Kirche im Dorf zu lassen, damit wir uns nicht falsch verstehen: The Hit List ist natürlich "nur" ein ausschließlich für den DVD-Markt produzierter Actionfilm. Aber er ist ein verflixt guter. Außerdem ist er hart, packend, recht spannend und visuell sehr ansprechend. Das Drehbuch von Chad und Evan Law mag des öfteren die Glaubwürdigkeit strapazieren, ist aber gut strukturiert, charakterisiert die Hauptfiguren detaillierter, als man es in Filmen dieses Genres gewohnt ist, und legt ihnen zudem einige richtig schöne Worte in den Mund. Wings Hausers Sohn Cole ist okay als bemitleidenswerter Loser, der verzweifelt versucht, das, was er in Bewegung gesetzt hat, zu stoppen. Ginny Weirick als Allans hübsche Frau weckt im (männlichen) Betrachter genügend Beschützerinstinkt, so daß man beim explosiven Finale mit ihr mitfiebert, und Cuba Gooding Jr. ist, wie schon erwähnt, exzellent. Klar, The Hit List erfindet das Rad nicht neu, aber der flotte Streifen zählt mit zu den besten Direct-to-DVD-Actionfilmen, die mir in den letzten Jahren untergekommen sind. Also Obacht! Immer vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen.

Allan: "I can't let you do this."
Jonas: "Then stop me Allan. Stop me."

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