Es gibt vielleicht drei große Satiren auf das Korrupte und die Kapitalismus in der Türkei Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts: Banker Bilo, Dönme Dolab (oder Dolab Beygiri) und Zübük.
Zübük zeichnet aus, dass er im Gegensatz zu den erstegenannten beiden Filmen nicht zwei Männer gegeneinander aufhetzt (will heißen nicht das Traumduo Sen vs. Salman) sondern pseudo-dokumentarisch den Werdegang eines politischen Wendehalses nachzeichnet. Eines Mannes, der einem niemals, zu keinstem Zeitpunkt auch nur sympathisch ist, doch man ungeachtet dessen zu jedem Zeitpunkt weiß: Dieser Wichser kommt noch ganz weit.
Obwohl ihm alles außer Kohle scheißegal ist, er keinerlei Gefühle offenbart, gelingt es ihm immer wieder mit traumwandlerischer Sicherheit, politische Parolen zur rechten Zeit von sich zu geben, die genau das dumme pöbelnde Publikum erwartet, will heißen im Extremfall Moscheen statt Schulen. Wenn er hinter seiner Meinung stehen würde, wäre ja alles nur halb so schlimm, aber das ist alles nur politisches Kalkül.
Dieser Mann Namens Zübük verkörpert all das, was der Urvater der Türken Atatürk nicht wollte: Faul, Korrupt, selbstverliebt. Umso erstaunlicher und eigentlich sogar frevelhafter kommt dementsprechend dann auch ein Bild herüber, wo man Zübük schließlich in einem Ministeramt sitzen sieht, den ganzen tag lang nichts tuend, außer Schmiergeld zu kassieren, für's nichtstun versteht sich. Und die Kamera fährt zurück bis zum Moment, wo man hinter Zübük ein überdimensionales Bild des Staatsgründers sieht.
Solche Szenen kommen zuhauf in diesem Film vor. Und Kemal Sunal ist ein dankbarer part für den Film, da dieser Film ohne ihn in Vergessenheit geraten wäre. Nicht etwa, weil er so gut ist, sondern weil dieser Film einfach im Grunde genommen eine zynische Abrechnung mit diesen neuen Werten ist. Also nicht wirklich publikumswirksam. Und da Kemal Sunal damals ein richtiger Publikumsliebling war mit seinen Klamottenkistenfilmchen wurde der Film - damals vielleicht sogar bewußt unter falschen Prämissen - doch noch unters Volk gebracht.
Zum Glück, will man fast meinen. Denn wie gesagt: Es gibt drei gute Satiren aus der Türkei jener Zeit.
(Viele Produktionen sollten noch folgen, die dieses Sujet vertiefen wollten, doch waren sie entweder zu bitter oder nichtlustig oder zu verkrampft oder mit einer Holzhammermoral gesättigt, wie die meisten Filme heutzutage sie sind. Diese drei Filme bilden eine Spitze und das war's!!!)
8 Punkte