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Es war ja nur eine Frage der Zeit bis sich mehrere Filme der Thematik des jüngsten Börsencrashs im Detail annehmen. DER GROSSE CRASH (in engl. MARGIN CALL) tut dies in sehr verdichteter Weise in Form eines Zeitraums von 24 Stunden und kann gleich eine ganze Riege bekannter Darsteller aufweisen die seinesgleichen sucht. Das Ergebnis ist ein sehr gelungenes, fast kammerspielartiges Wirtschaftsdrama, welches insbesondere von seinen guten bis überragenden schauspielerischen Leistungen und Dialogen lebt.

Eric Dane (Stanley Tucci) wird im Rahmen einer größeren Umorganisation innerhalb von Stunden entlassen, aber übergibt seinem Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto) Informationen in Form einer Risikoanalyse die besagen, daß die Bank - stark vereinfacht gesagt - kurz vor dem Bankrott steht. Noch in der kommenden Nacht im Büro mit allen Hierachiebenen bis zum Vorstand abgestimmt, soll Sam Rogers (Kevin Spacey) die Kohlen aus dem Feuer holen und durch eine gigantische Verkaufsaktion von Immobilienprodukten am nächsten Tag die Bank versuchen zu retten......

Der Film schöpft seine Aussagekraft und Begeisterung beim Zuschauer fast ausschließlich von den Dialogen zwischen den Angestellten und Ihren diversen Vorgesetzten bis hin zum Vorstand, die fast den ganzen Film einnehmen da es sonst keine maßgebliche äußere Action in der Handlung gibt. Kevin Spacey ist hier als hin- und hergerissener Abteilungsleiter Trading hervorzuheben. Noch besser agiert für mich Jeremy Irons als quasi über Leichen gehender Vorsitzender, er spielt über allen erhaben und passend zur Rolle mit wahrlich diabolischem Blick und Gestus.

Demi Moore gibt für mich leider eine sinnbildlich blasse Vorstellung ab und sollte lieber die Haare über die Ohren tragen damit ihre relativ großen und abstehenden Ohren nicht noch mehr von ihrer etwas bescheidenen Performance ablenken. So mancher Charakter der Nebendarsteller und seine Geschichte wird auch nur kurz angeschnitten und verläuft etwas im Sande, genauso wie einige Stränge der Handlung in der Mitte des Films. Leicht abwertend ist für mich das sehr abrupte und unerwartete Ende und auch so manche überzogene schwarz-weiß Zeichnung der Figuren und Handlungsmotive.

Um den Film und die Story wirklich zu mögen sollten man schon einen Hang oder Vorwissen im Bereich Investmentbanking, Wirtschaft allgemein oder zur jüngsten Wirtschaftskrise haben, sonst besteht die Gefahr aus einigen Dialogen nicht viel mitnehmen zu können. Wer entsprechende Action braucht oder einen schnellen Thriller mit emotionaler Musik erwartet hat wird enttäuscht werden. Auch gibt es keine nebenbei erzählte Liebesgeschichte. Dafür wird man mit einer insgesamt authentisch transportierten Story und teils vorzüglichen Darstellern mit einem leisen, aber inhaltlich gewaltigen und sehr spannenden und aktuellen Wirtschaftsthriller belohnt.

7/10 Punkten

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