Review

Olfaktorische Orientierungslosigkeit

Auf den eher übersehenen "Perfect Sense" stößt man, wenn man sich durch die Filmographie von David Mackenzie wühlt, was nach "Hell or High Water" sicher einige tun werden. Und es ist einer seiner besseren und vor allem interessanteren Filme. Er kombiniert eine ordentliche Liebesgeschichte mit einem ungewöhnlichen Weltende - die Menschen verlieren ihre Sinne. Einen nach dem anderen, angefangen mit dem Riechen. Daher erinnert er etwas an "Stadt der Blinden",  "Contagion" oder "Children of Men", nur irgendwie unaufgeregter. Und wer die genannten Beispiele kennt, weiß, dass auch diese schon Bodenständigkeit zu ihren Tugenden zählen konnten.

Mackenzie erzählt hier eine solide, realistische Romanze, ohne seine zwei großen Namen vielleicht sogar nur eine durchschnittliche. Doch wie er anhand ihrer zeigt, was an unserem Leben wirklich wichtig ist und wie er diese mit der Sinnesapokalypse verbindet, hat für mich funktioniert, ist rund. Nicht nur in den abschließenden, gleichermaßen bedrückenden wie beglückenden letzten Minuten. Richtig gefordert werden Eva Green und Ewan McGregor nicht, doch enttäuschend würde ich beide nicht nennen. Können die zwei auch kaum, haben sie nicht im Repertoire. Das Gefühl, nochmal richtig am Blumenstrauß oder an der Liebsten zu riechen, noch einmal den edlen Rotwein zu schmecken oder sein Lieblingssong zu hören, überwiegt eh und überträgt sich effektiv auf uns Zuschauer, ohne je zu predigend zu werden. Trotz biblischem Voice Over. Als Parfumfan wurde es mir besonders düster im Herzen, als darauf hingewiesen wurde, wieviele Erinnerungen und Bilder durch eine "fehlende Nase" unwiederbringlich verloren wären. Und ganz nebenbei zeigt der Film auch, dass die Menschheit immer versucht Normalität wieder herzustellen - wenn es sein muss, bis es endgültig dunkel wird.

Fazit: schneller von Sinnen - coole Idee, packende Umsetzung, kompakte Laufzeit, zwei solide Stars. "Perfect Sense" hat mich gepackt und ist eine sinnliche Liebesgeschichte, wie man sie noch nie gesehen hat. Aber eigentlich weit mehr als das. 

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