Review

Reise nach Agatis (2010)
Das Ehepaar Isabell und Rafael nimmt die junge Anhalterin Lisa auf dem Weg in den Urlaub mit. Alles scheint idyllisch und geordnet zu laufen und die drei freunden sich schnell miteinander an. Zusammen machen sie einen Motorbootausflug, aber Stück für Stück kippt die heitere Stimmung. Mitten auf dem Meer muss Lisa immer öfter feststellen, dass Rafael getrieben wird von sadistischen und perversen Neigungen. Was als Psychoterror beginnt, wird schon bald zu einem brutalen, tödlichen Spiel ...

Regisseur „Marian Dora“ ist ein deutscher Independent Filmemacher, den man zweifelsfrei auch als Guru der kontroversen Filme bezeichnen kann. Seine Popularität bekam er durch seinen Film „Cannibal - Aus dem Tagebuch des Kannibalen“ (2005) der den wahren Kriminalfall um „Armin Meiwes“ aus Rohtenburg thematisch aufgriff und mit expliziten äußerst existenten Szenen darstellte. Vier Jahre später schockte und begeisterte er zugleich seine Zuschauer mit dem Langfilm „Melancholie der Engel“ (2009) der wegen seinen Tiersnuff Szenen negativ entgleiste. Ein Jahr später nun 2010 erschien „Reise nach Agatis“ der zwar nicht ganz so schonungslos daherkommt wie seine Vorgänger, es aber auch wieder ordentlich in sich hat. „Marian Dora“ seine Filme dienen nicht dem Unterhaltungszweck, vielmehr faszinieren sie durch teils ästhetische, kunstvoll arrangierte Szenen und Elemente als auch als provokanten Denkanstoß, den man durchaus als intelligent philosophische Message verstehen kann. Eines ist Fakt, seine Filme sind ein Schlag in die Magengrube und das kein Tabuthema außen vor bleibt, zeigt sein bis dato aktueller Streifen „Carcinoma“ wo thematisch die Krankheit Krebs aufgegriffen wird.

Die Story ist recht dünn und spielt nur eine sekundäre Rolle. Wobei man auch hier wieder eine kleine Lücke für Eigeninterpretation gelassen hatte. Isabell und Rafael sind ein merkwürdiges Pärchen, er in seinem innersten ein überzeugter Sadist, Sie ihm gegenüber angewidert aber doch verliebt. Die Message könnte lauten, wenn Liebe blind macht. Nun gibt es noch die naive Lisa, die mit aufs Boot darf und schon bald bemerkt, dass sie in den Fängen eines kranken Psychopathen gelangen ist. Was harmlos beginnt, entwickelt sich zur blutigen Messer Schlitzerei… Mehr gibt das Drehbuch, das ebenfalls aus der Feder von „Marian Dora“ stammt, nicht her. So ist das acting auch leider ziemlich vorhersehbar. Aber dafür das der Streifen in nur wenigen Tagen mit einem Budget von 10.000 € abgedreht wurde passt das schon.

Die Umsetzung ist vom kreativen wie technischen Aspekt so weit gelungen. Wobei man ganz klar sagen muss, dass es ein Film ist, der großen Wert auf Bildsprache legt und das genau diese, das Steckenpferd von „Dora“ ist, wie er bereits bewiesen hatte. Der Film ist vom Schnitt und Tempo dem Ambiente angepasst und relativ ruhig erzählt. Die klassischen surreal wirkenden Effekte sind vorhanden, befinden sich aber dezent im Hintergrund. Vom Filmset her hatte man einiges verspielt. Die Mittelmeer-Region hätte mehr potenzial bereitgehalten, die man irgendwie nicht nutze. Der Score passte und trug einen erheblichen Teil zur Atmosphäre bei. Gore und Splatter Freunde kommen ganz zu Anfang und ganz zum Schluss auf ihre Kosten. Mit einem Messerchen kann man so einiges anstellen und selbst vor dem fucking with the knife, das man lyrisch von „Cannibal Corpse“ kennt wird hier nicht haltgemacht. Nackte Haut, Blut, Vergewaltigung und Pein dominieren hier nicht, sind aber vorhanden und „Dora“ typisch explizit in Nahaufnahmen dargestellt.

Schauspielerisch funktionierte das Trio „Thomas Goersch“, „Tatjana Paige Müller“ und „Janna Lisa Dombrowsky“ von der Figurenzeichnung zwar nicht stark aber funktionell und für den Film, bei dem es mehr auf die Bilder ankommt als auf das eigentliche Schauspiel völlig in Ordnung.

Subjektiv fand ich „Reise nach Agatis“ soweit okay und ich bin glücklich dass „Dora“ keine weiteren Tiersnuff Szenen präsentierte. Zweifelsfrei ein kontroverser Film, der weniger, für, dass Mainstream Publikum sein dürfte als für den Freund von Independentfilmen. War nett anzuschauen aber auch kein Highlight. Der „Marian Dora“ typische Effekt, den man nach Betrachtung seiner Filme immer hat, war definitiv vorhanden und wieder stellte sich das beklemmende Gefühl ein und die Frage, was war das jetzt?

Fazit:
Wer Filme von „Marian Dora“ wegen ihrer Art mag, der sollte hier reinschalten.

Bewertung:
7,0 / 10 Punkte.

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