MAD MISSION
Der typische Hong Kong-Humor ist nicht jedermanns Sache und lässt gerade westliche Zuschauer oftmals einen gewissen Sicherheitsabstand halten. In unpassenden Filmen platziert kann er unschöne Längen verursachen oder schlimmstenfalls gleich den kompletten Film zerstören. Doch zum Glück gibt es Leute, die wissen, wann und wo diese Art von Humor angebracht ist und eben diese Leute haben uns in den 80er Jahren einen ganzen Batzen gelungener HK-Actionkomödien beschert. Samuel Hui und Karl Maka als Buddy-Duo unter der Regie von Eric Tsang... was kann da denn noch schief gehen?
Der Kleinganove Sam (Samuel Hui) hat bei einem waghalsigen Coup einen Koffer voller Diamanten erbeutet und den Verdacht dabei geschickt auf den europäischen Juwelendieb „White Glove“ (Robert Houston) gelenkt. Diesem wird von der Mafia nahe gelegt, die Diamanten in Hong Kong wiederzubeschaffen, um so seinen Namen rein zu waschen. Diese Gelegenheit will sich die Polizei nicht entgehen lassen: White Gloves Erzfeind, der Polizist Kodyjack (Karl Maka), wird aus den Staaten angefordert und mit dem Fall betraut. Die junge Polizistin Ha Tung (Sylvia Chang) wird ihm später als Assistentin zugeteilt. Gemeinsam landen Sam, Kodyjack und Ha Tung auf der Abschussliste von White Glove und sie müssen erkennen, dass sie zusammen mehr erreichen können, als wenn sie gegeneinander arbeiten…
Neben Filmen wie DER SUPERFIGHTER (1983), SHANGHAI POLICE (1986) oder den Abenteuern der LUCKY STARS gehören auch die Filme der MAD MISSION-Reihe zu den gelungensten Actionkomödien, die uns das Hong Kong-Kino der 80er Jahre beschert hat. Nach einem Skript von Raymond Wong inszenierte Komiker Eric Tsang mit MAD MISSION (1982) einen knapp 90minütigen Marathon frei von Atempausen und ohne jeglichen Leerlauf. Er hetzt unser Heldentrio durch völlig absurde Situationen, verstrickt sie in aberwitzige Verwirr- und Verwechslungsspielchen, lässt sie haufenweise waghalsige Stunts überstehen und gibt ihnen darüber hinaus noch völlig abgedrehte Gimmicks zur Hand…
Schon beim Diamantenraub zu Beginn schwingt sich Sam spektakulär mit Harpune und Seil von einem Wolkenkratzer zum nächsten und muss für seine anschließende Flucht noch Motorrad und Segelgleiter missbrauchen. Sein Kumpel Charlie (geniales Cameo: Dean Shek) ist für Chaos und dumme Sprüche zuständig, wobei Sam diese Unterstützung eigentlich kaum nötig hat, da er selbst ein ganz schöner Tölpel ist. Kodyjack hingegen wird bei seiner Ankunft in Hong Kong direkt von einigen Bankräubern als Fluchtwagenfahrer missbraucht, um später sogar noch von Ha Tung mit selbigen verwechselt, verhaftet und vernommen zu werden. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem glatzköpfigen Kodyjack und einem amerikanischen Ermittler namens Kojak sind übrigens reiner Zufall…
Wo immer Sam, Kodyjack und Ha Tung auch auftauchen… Chaos ist vorprogrammiert: man legt sich mit dem örtlichen Gangsterboss Al Capone (geniales Cameo: Chan Sing) an, stiftet Chaos in Taxizentrale und Bahnhof oder sabotiert eine Theateraufführung (geniales Cameo: Tsui Hark), welche daraufhin erst zum Hit beim Publikum wird. Gelegentlich gibt es sogar Tote zu beklagen, was meist auch auf die Tollpatschigkeit aller Beteiligten zurückzuführen ist. Im Finale bekommen es Sam und Kodyjack dann in ihrem Wunderauto mit der Fahrzeugarmada von White Glove zu tun, welche immer schön in Formation fährt und nicht mit Sams Geheimwaffe - einer Armada von explosiven Carrera-Autos - gerechnet hat…
Das Buddy-Duo Hui/Maka (und natürlich auch Sylvia Chang) harmonieren beinahe perfekt miteinander und könnten fast auf eine Stufe mit dem Trio Chan/Hung/Biao gestellt werden. Und als wäre MAD MISSION nicht schon abwechslungsreich, kurzweilig und spaßig genug, so kann man sich auch noch voll auf die unverwechselbare deutsche Synchro verlassen: Kalauer der Marke „Wer hat dir denn die Matte da oben geschnitten? Siehst ja aus wie'n nasser Pudel!“, „Wo hast du denn deinen Führerschein gemacht?“ - „Ich bin bisher nur Tretroller gefahren!“, „Wie ist ihr Name?“ - „Ist ein spanischer Name: Carrrlos Glatzos!“ oder „Kennen sie jemanden in Hong Kong?“ - „Ich kenne weder Mensch, Hund noch Papagei!“ verwöhnen die Ohren von Anfang bis Ende - falls man dieser Art von Synchro nicht gerade völlig abgeneigt ist.
Jeder, der auch nur ansatzweise etwas mit den Hong Konger Actionkomödien der 80er Jahre anfangen kann, sollte sich schleunigst - sofern nicht bereits geschehen - die deutsche MAD MISSION-Box besorgen. Sie beinhaltet die ersten vier Teile und ist meist sehr günstig zu haben. Der etwas eigenwillige fünfte Teil müsste bei Bedarf halt einzeln nachgekauft werden. Am erstaunlichsten finde ich übrigens die Tatsache, dass die ebenfalls von Eric Tsang inszenierte, direkte Fortsetzung MAD MISSION 2 (1983) in beinahe allen Belangen noch einen auf den gelungenen Erstling draufsetzen kann. Die Jagd nach den Diamanten ist noch lange nicht zu Ende und schließlich hat auch „Dirty Harry“ noch ein Wörtchen mitzureden!
8/10 Punkten, diBu!