Review

P.T.A. goes Romantik, Sandler goes WOW

Ganz am Anfang seiner Karriere lieferte er guten Klamauk, mittlerweile (u.a. auf Netflix) liefert er toten Klamauk der untersten Schublade. Adam Sandler. Aber zwischendurch, leuchtete er ganz hell, fast zu kurz & unerfolgreich um es wahrzunehmen. Z.B. in "Reign over Me" oder "Cobbler". Doch nie schien er bravuröser als in Paul Thomas Andersons unterschätzer Aussenseiter-RomCom "Punch-Drunk Love". In der quirligen Geschichte, verkörpert Sandler wie fast immer einen Außenseiter, Freak, Missverstandenen - doch diesmal so ernst, realistisch & liebenswert, dass die meisten seiner anderen Filme gegen sein Spiel & das Können des Regisseurs, nur noch heller als filmische Kackhaufen offenbart werden. Wer zuerst "Punch-Drunk Love" & dann etwa "The Do-Over" oder "Grown Ups" guckt, der traut seinen Augen kaum. Warum kommt der Sandmann nicht öfters mal mit so großen Regisseuren zusammen & zeigt, dass er es doch auch ganz anders kann?! Unverständlich, warum er da eher sein Hirn-Aus-Stammpublikum versorgt. Ok, das gute Geld. Aber hat er davon nicht schon längst genug?!

Kein Wunder, dass man zu "Punch-Drunk Love" viele Zerrisse findet. Die Sandler-Fans können mit einer künstlerisch-wertvollen, cleveren Komödie gar nichts anfangen. PTA-Fans sind gegenüber Sandler übermäßig skeptisch & erwarteten wohl eher ein Epos ala "Boogie Nights" oder "Magnolia". Für Fans normaler Romanzen zu verkopft, für Arthouse-Fans vielleicht zu romantisch & für Comedy-Fans nicht lustig genug. Dieses Kleinod macht es wahrlich wenig Menschen einfach oder gar recht. Doch ICH, habe mich Hals über Kopf in diesen Film verliebt. Die Story eines Neuheiten-Verkäufers mit Wutproblem, der seine große Liebe findet, clever Pudding hortet & von einer zwielichtigen Telefonsex-Dame belästigt wird, ist eine meiner liebsten romantischen Komödien. Die Dialoge sind genial, süß & frech, die Darsteller wachsen über sich hinaus & der Look ist über alle Maße erhaben. Sicher Andersons persönlichstes, gefühlvollstes Werk - kein kaltes, schwer zu entzifferndes Jahrhundertwerk ala "There Will Be Blood". Das Gegenteil davon. Viel mehr eine Fingerübung in Sachen Chemie zwischen zwei verlorenen Seelen, Schauspielerführung & dem wunderschönen Einsatz von Lensflares, der selbst J.J. Abrams vor Neid erblassen lässt.

Alle Darsteller, vom gewohnt schmierigen Seymour Hoffman bis zur bezaubernden Emily Watson, sind sehenswert - doch Adam Sandler sticht hier alle aus. Ich halte dies wirklich für eine der besten dramatischen Darbietungen eines Komikers. Aller Zeiten. Er bleibt Adam Sandler, doch irgendwie in gut. Man kann die Augen kaum von ihm wegnehemen & er gewinnt unser Herz sofort. Sei es durch seinen genialen Plan um lebenslang Freiflüge zu genießen oder seine vollkommen nachvollziehbaren Ausraster, auf einer Toilette oder wegen seiner ätzenden 7 (!) Schwestern. Ein Karrierehoch für Sandler, auf das er momentan zwar reich, aber sehr traurig zurückschauen sollte. Warum man den Film & Sandlers passiv-aggressiven Charakter so gut fühlt, ist auch dem gewagten Soundtrack zu verdanken. Die futuristischen Klänge spiegeln seine Gefühlswelt perfekt wieder & übertragen sie auf uns Zuschauer - sei es Wut, Unsicherheit, Nervösität oder pure Liebe. Einzigartig in vielen Bereichen, dabei tarumgleich leicht & sehr, sehr schlau.

Fazit: süßer, kürzer & intimer als ander Epen des Meister-Regisseurs - doch schon allein wegen Sandlers Wandlung zu einem klasse Schauspieler & der einzigartigen Lensflares ein Geheimtipp. Nicht nur für PTA- & Arthouse-Fanatiker. Wie ein zuckersüßer Traum für alle Filmfans.

Details
Ähnliche Filme