Die beiden Regisseure und Drehbuchautoren Wrye Martin und Barry Poltermann hatten mit ihrem Spielfilmdebüt "Aswang" kein Glück, denn das verschwand gleich nach der Veröffentlichung in der Versenkung. Dabei bewegt man sich hier nicht auf ausgetretenen Pfaden, denn ein Wesen aus der philippinischen Mythologie ist alles andere als alltäglich. Diese vampirähnliche Kreatur trägt den Namen "Aswang" und dürfte den wenigsten ein Begriff sein. Am liebsten laben sich diese Wesen an Babys die kurz vor ihrer Geburt stehen, sich aber noch im Mutterleib befinden.
Mit Katrina (Tina Ona Paukstelis) ist das perfekte Opfer gefunden, denn sie ist schwanger und will das Kind nicht haben. Somit verkauft sie es quasi an den reichen Peter Null (Norman Moses) und gibt sich auch noch als dessen Ehefrau aus, damit Peter rechtmäßig das Erbe seiner Familie antreten darf. Kurz vor der Geburt ihres Kindes wird Katrina auf den abgelegenen Landsitz der Familie Null, wo die hauseigene Hebamme und Dienerin Cupid (Mildred Nierras) das Kind auf die Welt bringen soll. Jedoch merkt Katrina schnell, dass mit den Nulls etwas nicht stimmt. Die scheinen mit dem Kind etwas vor zu haben und auch das Ableben von Katrina ist schon geplant.
Gerade der Start ist etwas holprig, man benötigt nun mal einen Aufhänger, um die Neugierde des Zuschauers zu fördern, doch "Aswang" bekommt nicht mal die Einführung der wenigen Charaktere richtig gebacken. Besonders bei Katrina wäre ein Hintergrund von Nöten gewesen, weswegen ihre Figur sehr blass bleibt. Im Endeffekt weiß man erstmal gar nicht, um was es überhaupt geht, einerseits gut bezüglich des Spannungsbogens, andererseits dümpelt "Aswang" in der ersten halben Stunde vor sich hin. Lediglich die Szene in der Dr. Harper (John Kishline) das Babyskelett findet, sorgt für ein bisschen Beklemmung. Der restliche Film spielt sich dann auf dem Landsitz der Nulls ab und hier ziehen Martin und Poltermann wirklich alle Register. Besonders das kleine Nebenhaus zieht die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich, denn hier haust Peters Schwester Claire (Jamie Jacobs Anderson), die man nur zu Beginn einmal zu Gesicht bekommt. Auch sonst wird des Nachts fleissig mit Nebelmaschinen gearbeitet und in Verbindung mit einem guten Score kommt hier tatsächlich feinste Grusel-Atmosphäre auf. Jedoch wird das Geheimnis um die Nulls zu früh gelüftet, damit hätten Martin und Poltermann länger warten müssen, denn das raubt "Aswang" einen Großteil der Spannung. Und viel zu mysteriös bleibt die Figur des Dr. Harper, der anscheinend nicht zufällig in den Wäldern Urlaub macht.
Wie oben schon erwähnt ist ein "Aswang" eine vampirähnliche Kreatur. Sie saugen ihren Opfern auch das Blut aus und benötigen Blut zum Leben. Doch sie haben keine Vampirzähne, sondern aus ihrem Mund kommt eine lange tentakelartige Zunge, ganz ausgefahren mehrere Meter lang. Und tatsächlich hält "Aswang" noch ein paar Ekel- und Goreeffekte parat, die allesamt ganz gut gemacht sind. Jedoch gibt es außer Dr. Harper und dem unwissenden Sheriff (Victor Delorenzo) keinerlei Opfer, die dazwischen funken, somit konzentriert sich die gesamte zweite Filmhälfte auf den Überlebenskampf von Katrina. Die wehrt sich mit allem, was sie in die Finger kriegt und es gelingt ihr auch die Nulls zu dezimieren. Richtig spannend will "Aswang" dabei nie werden, aber teilweise geht es schon zur Sache und dank der gelungenen Atmosphäre reicht es zumindest zum Gruseln.
Ein kleines Manko sind die unbekannten nicht sonderlich talentierten Darsteller und aufgrund der gesichtslosen Figuren will das Mitfiebern nie so recht gelingen.
An sich ist "Aswang" kein schlechter Film, nur die erste halbe Stunde ist viel zu uninteressant, die Charaktere haben kaum Hintergrund und auch auf Ebene der Darsteller müsste mehr Potential vorhanden sein. Aber wenn auch spät, so kommt "Aswang" zumindest irgendwann in die Pötte und liefert einen blutigen und teils ekligen Überlebenskampf mit bitterem Ende. Grusel ist allemal drin, auch wenn des Rätsels Lösung schon viel zu früh herausposaunt wird.