Review

Aswang (os*wong) A Filipino vampire who feeds on the unborn. The fetus will likely die, although some survive to become Aswang themselves.

Die junge Katrina (Tina Ona Paukstelis) ist ungewollt schwanger. Wie es der Zufall so will, macht ihr der reiche Peter Null (Norman Moses) ein verlockendes Angebot. Sie soll kurz vor der Geburt auf das riesige Anwesen der Nulls kommen, sich als seine Frau ausgeben, das Baby zur Welt bringen und es ihm überlassen. Damit sei allen gedient. Katrina bekommt eine hübsche Stange Geld und ist das unerwünschte Kind los, und Peter hat endlich den dringend benötigten Nachkommen, womit es ihm ermöglicht wird, seine Erbschaft anzutreten. Katrina willigt ein, und das Geschäft wird bei einem Anwalt unter Dach und Fach gebracht. Als die Niederkunft naht, bringt Peter sie zum Wohnsitz der Nulls, einem wuchtigen, weit abgelegenen Herrenhaus auf dem Lande. Dort lernt sie Peters schwerkranke Mutter Olive (Flora Coker), die philippinische Krankenschwester Cupid (Mildred Nierras), welche sich sowohl um Olive kümmert als auch bei der anstehenden Geburt assistieren soll, sowie Peters bereits bei der Vertragsunterzeichnung anwesend gewesene Schwester Claire (Jamie Jacobs Anderson) kennen. Während sich Katrina noch einlebt, häufen sich beunruhigende Vorkommnisse. Sie hat bizarre Alpträume, die Krankenschwester benimmt sich äußerst seltsam, und im angrenzenden Wald liegen Skelette von Babys und eingesponnene, scheinbar ausgelutschte Kadaver herum, welche den in der Nähe resistierenden Wissenschaftler Dr. Roger Harper (John Kishline) vor ein Rätsel stellen. Langsam dämmert Katrina, daß hier etwas Grauenvolles vor sich geht und daß sie bloß hergelockt wurde, damit die Nulls ihren absonderlichen Appetit stillen können.

Die 1990er-Jahre waren keine gute Zeit für Horrorfilme. Das beliebte Genre stagnierte so sehr, daß einschlägige Fachzeitschriften bzw. Fanzines nicht müde wurden zu verkünden, es sei mausetot. Wie wir heute wissen, hat es sich lediglich zu einem Erholungsschläfchen zurückgezogen, um Kraft und Energie für das neue Millennium zu tanken. Doch wenn man genau hinschaut, lassen sich auch in den Neunzigern kleine, glitzernde Perlen entdecken, die ich keinesfalls missen möchte. Eine dieser ungeschliffenen Perlen ist Aswang. Bei Aswang handelt es sich um einen amerikanischen Low Budget-Streifen, der sich einer faszinierenden philippinischen Grusellegende annimmt. Der Aswang ist eine Art Vampir, dessen bevorzugtes Mahl allerdings nicht der rote Lebenssaft sondern ein ungeborenes Baby ist. Zu diesem Zwecke wächst ihm bzw. ihr eine meterlange Zunge aus dem Mund, die Ähnlichkeit mit einer dicken, glitschigen Nabelschnur hat, extrem strapazierfähig ist und in einen runden Saugrüssel ausläuft. Damit dringt der Aswang in die (meist schlafende) Frau ein und labt sich genüßlich am hilflosen Fötus. Auch wenn der Aswang abartige Eßmanieren an den Tag legt und sein gräßliches Tun sehr genießt, so ist er doch kein typisches Monster und schon gar nicht "das ultimative Böse", wie uns der deutsche Titel weismachen will. Er folgt seinem Instinkt und tötet in erster Linie, um zu überleben. Daß er sein notwendiges Handeln mit dem Vergnügen verbindet, daraus kann man ihm wirklich keinen Strick drehen, obwohl es ihm sicherlich keine Sympathiepunkte einbringt. Oder verurteilt man etwa eine Katze, die mit einer gefangenen Maus ihr grausames Spiel treibt und deren Todeskampf bis zum Ende auskostet?

Das junge Regieduo Barry Poltermann und Wrye Martin nimmt die auf einem Storyentwurf von Frank L. Anderson basierende Geschichte ausgesprochen ernst und verzichtet auf jedwede Ablenkung in Form von Comic Reliefs oder humorigen Einlagen. Aswang ist ein packender Horrorfilm, der keine Gefangenen macht. Er ist kompromißlos und grausam, blutig und eklig, unheimlich und beunruhigend, spannend und verstörend, originell und ziemlich gut. Diverse Einflüsse wie z. B. Roman Polanskis Rosemary's Baby (1968), Tobe Hoopers The Texas Chain Saw Massacre (1974), Sam Raimis The Evil Dead (1981) oder die frühen Arbeiten von David Cronenberg wie Shivers (1975) und Rabid (1977) mögen offensichtlich sein, doch da sich diese perfekt in die originelle Geschichte einfügen, erscheint das Gesamtbild erfreulich eigenständig. Daran ändern weder die paar dynamischen, Evil Dead-style Kamerafahrten, noch die flotte Kettensägen-Action etwas. Im Gegensatz zu glattpolierten Hollywoodproduktionen ist Aswang, nicht zuletzt aufgrund des geringen Budgets (man munkelt von etwa zweihunderttausend Dollar), ungeschliffen, roh und einfach anders. Und er ist alles andere als perfekt. Während die alptraumhafte Stimmung des in Wisconsin und Milwaukee gedrehten Streifens vollauf überzeugen kann, schaffen das die Schauspieler zum Teil leider nicht. An Tina Ona Paukstelis liegt es nicht. Sie gibt die hochschwangere, den Nulls quasi ausgelieferte Teenie-Heldin so sympathisch und ansprechend, daß es sich mit ihr mitzufiebern lohnt. Die große Schwachstelle ist Norman Moses als Peter Null, ein Akteur, der sehr theatralisch agiert (was kein Wunder ist, da er vom Theater kommt). Seine Darbietung wirkt in einigen entscheidenden Momenten leider so unnatürlich und übertrieben, daß die sorgfältig etablierte Atmosphäre des Grauens ins unfreiwillig Komische zu kippen droht. Sieht man davon ab, bekommt man mit Aswang einen richtig tollen, wunderbar garstigen, verdammt effektiven und aufgrund seiner furchteinflößenden Monster noch dazu äußerst memorablen Schocker serviert, der Genrefans, die gerne über den Mainstream-Tellerrand hinausgucken, begeistern sollte.

Details
Ähnliche Filme