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"Hangover" war in der Tat das Sprungbrett für viele talentierte Schauspieler. Allen voran natürlich Zack Galifianakis, den man jetzt in zahlreichen Komödien bestaunen darf. Aber auch Bradley Cooper ist durch Hangover eine echte Berühmtheit geworden und durfte sogar im Hauptcast des A-Team Films dabei sein. 2011 bekam er dann seine erste nennenswerte alleinstehende Hauptrolle in "Ohne Limit" vom bis heute noch relativ unbekannten Regisseur Neil Burger, der uns bisher nur "The Illusionist" als nennenswerten Film gebracht hat. Der Film verfolgt an sich eine ziemlich interessante Idee, die sicherlich Potenzial für ein großes Meisterwerk gehabt hätte, doch leider geht dem Film am Ende enorm die Puste aus und verstrickt sich von einer ungeschickt inszenierten Szene in die Nächste. Das ist ziemlich ärgerlich wenn man daran denkt, wie gut die ersten 60 Minuten dieses Films waren, wo ich wirklich richtig gefesselt von der Story war und es kaum erwarten konnte, wie der Film zum perfekten Abschluss kommt. "Ohne Limit" enttäuscht leider hinten raus ziemlich deutlich, ist aber durch eine überragend spannende Stunde (wenn nicht sogar noch ein paar Minuten mehr) trotzdem noch empfehlenswert und kann durchaus als "frischen Wind" bezeichnet werden.

Menschen benutzen bekanntlich nur 20% Prozent ihres Gehirns. Doch was wäre, wenn es eine Droge geben würde, die einem noch die restlichen 80% benutzen lassen würde? Genau in diese Situation kommt der etwas abewrackte und erfolglose Schriftsteller Eddie Morra, der ein ziemlich trostloses und verwahrlostes Leben führt und gerade von seiner Freundin frisch verlassen wurde. Eines Tages trifft er auf seinen Ex-Schwager, der ihm eine merkwürdige Tablette andreht, das bei Einnahme angeblich die volle Nutzung des Gehirns zur Folge hat. Nach der ersten Tablette traut Eddie seinen Augen kaum. Plötzlich sieht er die Welt mit ganz anderen Augen, jedes Detail wirkt auf ihn logisch und sowas wie Schreibflaute kennt er ab dem Zeitpunkt nicht mehr. Für Eddie ist klar, er braucht unbedingt mehr von den Tabletten und schon bald ist ihm das Bücher schreiben nicht mehr genug, denn mit seinem übermenschlichen Verstand will er zur Börse und das große Geld machen. Doch auch diese Droge hat eine böse Nebenwirkung und zudem wird Eddie des Öfteren von einer verdächtigen Person verfolgt. Als er langsam aber sicher die Kontrolle verliert, muss er sich schon bald Sorgen um sich und um das Leben seiner Ex-Freundin machen.

Das der Mensch nur 20% seines Gehirns nutzt habe ich schon öfter gehört und war sehr verwundert, dass es darüber nie zuvor einen Film gab. "Ohne Limit" erzählt diese Geschichte sehr temporeich mit beeindruckenden Bildern und einem fesselndem Plot, bei der auch einige Überraschungen nicht fehlen dürfen. Leider erleidet der Film im letzten Viertel einen unerwarteten Schiffsbruch und mutiert beinahe schon zu einem völlig unlogischen Actionfilm. Die meiste Zeit war die Logik das A und O in diesem Film und Vieles wurde wirklich sehr aufschlussreich und detailgetreu erzählt, wie zum Beispiel die Gespräche rund um die Börse. Das Ende wirkt dann doch leider viel zu überheblich und es fehlte komplett der erhobene Zeigefinger. Man bekommt beinahe den Eindruck, es handle sich hier um positive Propaganda über eine Droge, die es zwar nicht gibt, aber erfolgversprechend wäre, wenn es sie geben würde. Aus diesem Grund konnte ich dem Ende nichts abgewinnen, da besonders der Hauptcharakter viel zu einfach aus der Misere heraus schlüpft. Außerdem gibt es viele interessante Ereignisse, die dank der Nebenwirkungen dieser Drogen passieren, auf die man leider am Ende gar nicht mehr eingeht, so als ob Regisseur Neil Burger vergessen hätte, dieses Thema aufzuklären. Dennoch muss ich sagen, dass die starken 60-70 Minuten sehr positiv in Erinnerung bleiben und das verkorkste Ende nur leicht negativ im Hinterkopf steckt.

Bradley Cooper macht hier wirklich einen beeindruckenden Job. Seine wandlungsfähige Ausstrahlung, zwischen den Einnahmen der Drogen, kommt die eines schauspielerischen Chamäleons gleich und der Meister der Wandlungsfähigkeit Edward Norton hätte diese Rolle nicht besser spielen können. Abbie Cornish als Ex-Freundin macht ihre Sache ganz gut, auch wenn ihr Handeln stets vorhersehbar ist und teilweise auch in Frage gestellt werden darf. Dafür überzeugt sie als Schauspielerin und darf sogar optisch beim männlichen Publikum ordentlich punkten. Robert DeNiro ist zwar eine Schauspiellegende, doch leider ist er hier in dieser Rolle als alter Firmenboss völlig unterfordert. Er spielt leider für seine Verhältnisse viel zu trocken und lustlos, wodurch seine Rolle von jedem x-beliebigen Schauspieler mit hohem Rang hätte verkörpert werden können. Ansonsten ist das Ganze hier klar eine beeindruckende One-Man Show von Cooper, von dem wir sicherlich und hoffentlich noch viel zu sehen bekommen werden.

Wenn man mal von dieser fürchterlichen Moral am Ende absieht (wenn es eine neuartige Droge gibt, die die Intelligenz steigert, dann nimm sie, dann hast du Erfolg mit Geld und Frauen), die wirklich zum Himmel stinkt, bekommt man hier einen wirklich interessanten Thriller zu sehen, der ein sehr komplexes Thema aufgreift. Wäre der Film etwas tiefgründiger, weniger vorhersehbar und etwas "anständiger", hätte hier was richtig Großes draus werden können. Aber auch so hat man hier über eine Stunde lang bestes Entertainment mit einer tollen Optik und einem Bradley Cooper, der die ganzen Fans sicherlich zufrieden stellen wird. Ich empfehle diesen Film somit allen Thriller Fans, die über ein paar Löcher im Drehbuch hinwegsehen können und auch Hangover Fans dürfen hier einschalten, denn Cooper übernimmt sehr viel Humor von seiner Rolle aus Hangover. Nur eingefleischte Robert DeNiro Fans werden komplett enttäuscht werden.



Fazit : Ein grandioses Meisterwerk hätte es werden können, ein solider Thriller mit misslungenem Ende ist es geworden. Ohne Limit ist ganz klar ein guter Film, den man aber nicht unbedingt mehrmals gucken muss.


7/10

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