Review

Langsam gehen dem guten Til wohl die Ideen aus. Nach dem enttäuschenden "Zweiohrküken" dauerte es nicht lange, bis der nächste Schweiger Film herauskam. Wie schon in "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" nimmt der Schweiger gleich seine ganze Sippe mit in den Film und besonders seine kleine Tochter Emma spielt hier eine zentrale Figur. Leider plagt Kokowääh das absolut gleiche Problem wie "Zweiohrküken", denn auch dieser Film ist einfach wieder nur eine 08/15 Schnulze, die uns wiedermal zeigt, wieso gute Schauspieler in Deutschland Mangelware sind. Schade, denn "Barfuss", "Wo ist Fred" und "Keinohrhasen" waren wirklich tolle Filme mit einem hohen Unterhaltungswert, was natürlich nicht nur an Schweiger, sondern auch an dem wunderbaren Jürgen Vogel lag. Dieser spielt in Kokowääh gar nicht erst mit, was im Nachhinein eine absolut vernünftige Entscheidung war. Ich habe vorher einige Erwartungen in diesen Film gesteckt, da ich eigentlich Schweiger Komödien sehr mag, doch auch ein Schauspieler und Regisseur, wie er, sollte endlich mal ein bisschen Wandlung zeigen.

Henry ist ein erfolgloser Drehbuchautor und lebt in einer heruntergekommenen Wohnung. Er vögelt sich durch die Welt und hat eine gescheiterte Beziehung nach der anderen hinter sich. Eines Tages sitzt ein kleines Mädchen vor seiner Wohnung, die bei Henry für einige Wochen wohnen soll. Schnell wird klar, dass es sich bei der Kleinen um Henrys Tochter handelt, die aus einem Seitensprung entstand. Jedoch weiß die Kleine selbst nicht, dass Henry ihr Vater ist. Zur selben Zeit meldet sich auch eine Ex-Freundin von Henry zurück, die zudem noch eine bekannte Schriftstellerin ist und einen gewissen Prominenten-Status genießt. Henry muss nun versuchen alle Ereignisse unter einen Hut zu kriegen und stellt dabei fest, dass Kinder gar nicht so übel sind, wie er es anfangs dachte.

Diese typische "Mann, der keine Kinder mag und plötzlich mit eines konfrontiert wird" Geschichte gibt es leider viel zu häufig und Kokowääh bringt in diese "Arena" wenig bis gar keine neue Materien mit rein. Typisch für solche Komödien sind eigentlich die immer wiederkehrenden Probleme zwischen Mann und Kind, die den Mann irgendwann an den Rand der Verzweiflung bringen. Sowas fehlt diesem Film einfach komplett. Ob es nun ein Küchenbrand, eine Spuckattacke der kleinen Göre oder ein gegrilltes Handy ist, jedes mal sind die Reaktionen von Henry total gleichgültig. Schlimmer noch, Henry selbst benimmt sich viel kindischer als die kleine Magdalena, was besonders bei der Eierszene zur Geltung kommt und dadurch gibt Till Schweiger seiner Figur keinerlei Glaubwürdigkeit. Auch die Beziehung der beiden Väter, die um das Kind streiten, ist derart überzogen dargestellt, dass das Ganze schon eher als Klamauk rüber kommt, anstatt so zu wirken wie eine Komödie mit Message. Kleiner Lichtblick ist die Beziehung zwischen Katharina und Henry, die eigentlich sehr romantisch wirkt und zumindest für Liebesfilm-Fans nie nötige Portion auf den Teller serviert. Wiederum völlig misslungen ist die Darstellung der Mutter von Magdalena, über die man viel zu wenig erfährt, obwohl sie oft in den Mittelpunkt gerückt wird. So plätschert der Film dann die ganze Zeit vor sich hin und wird durch die viel zu lange Lauflänge auch schnell zur Belastungsprobe. Beendet wird das Ganze dann einfach viel zu abrupt obwohl man noch viele Ereignisse behandeln hätte müssen. Das Ende wirkt viel zu künstlich aufgesetzt und wenn es eine Sache gibt, die einer Liebeskomödie das Genick bringt, dann ein gezwungenes Happyend ohne Tiefgang.

Erneut spielt Till Schweiger hier wieder den typischen Playboy, den er schon in so zahlreichen Filmen verkörpert hat. Sei es in "Barfuss", "Keinohrhasen", "Wo ist Fred" oder eben hier in Kokowääh, jedes mal spielt Schweiger die gleiche, kaum herausfordernde Rolle. Ein klarer Lichtblick im gesamten Film ist Jasmin Gerät als Katharina, die eine wirklich solide und überzeugende Leistung abliefert. Man sieht ihr an, dass ihr die Rolle Spaß macht und sie überzeugt sowohl in den witzige Momenten, als auch in den wenigen dramatischen Momenten, wo sie sehr überzeugend eine traurige Figur machen kann. Till Schweigers Plan war es wohl, seine Tochter so weit wie möglich in den Mittelpunkt zu drängen und damit hat er einen gewaltigen Fehler gemacht. Emma Schweiger ist ja ganz süß und für ihr Alter macht sie eigentlich selbst kaum was falsch. Den Fehler macht ganz klar der Papa, denn man merkt es förmlich, wie Till seiner Tochter jeden ihrer Sätze ihr förmlich aus der Nase ziehen muss und viele Szenen werden deshalb durch lieblose Schnitte total planlos abgehackt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal in einer solch seichten Komödie so viele schlechte Schnitte gesehen habe. Till Schweiger wäre deutlich besser dran gewesen, wenn er eine Kinderschauspielerin genommen hätte, die ein klein wenig mehr Erfahrung hat. Man merkt leider einfach permanent, dass Emma keine wirkliche Erfahrung hat und nur durch den Namen ihres Vaters ihre Rolle erhalten hat. Das solche "Experimente" auch mal ein Volltreffer sein können hat Peter Lohmeyer mit seinem Sohn in "Das Wunder von Bern" bewiesen.

Ebenfalls ein deutlicher Pluspunkt für diesen Film ist die tolle Musik, die ziemlich abwechslungsreich vom Stapel gelassen wird. Zwar kommen ein paar Szenen zu viel, in denen nur Musik gespielt wird (gute Werbung für die Lieder, ich weiß), aber immerhin sind es tolle Künstler wie "Hurts" oder "One Republic" u.a., die mit ihrer tollen Musik diese paar Szenen zu einem echten Genuss machen.

Wer ein großer Bewunderer von Till Schweiger ist und jeden seiner Filme unbedingt gesehen haben muss, der kann sich Kokowääh ruhig antun. So schlecht wie Schweigers Hollywood-Filme ist dieser Streifen lange nicht, aber enttäuschend bleibt der Film trotzdem. Denn gerade wenn Schweiger auch hinter der Kamera steht und in Deutschland einen Film produziert, erwartet man meist eigentlich gute und launige Komödien-Unterhaltung. Kokowääh ist kein Totalausfall, allerdings auch lange kein neuer "Keinohrhasen".


Fazit : Nach "Zweiohrküken" nun also die nächste Enttäuschung aus dem deutschen Komödien-Bereich. Till Schweiger lässt nach!


5/10

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