Review

Wenn ich über die Straße gehe, bin ich sehr vorsichtig. Ich denke an den Unfall bevor er passieren kann.
Wörter sagen – das ist Reden.
Nein, ich glaube nicht an die Zukunft.
Die toten Gegenstände sind immer lebendig. Die lebenden Menschen sind oft schon tot.
Wenn Sie zufällig nicht genug Geld haben, sich LSD zu kaufen, dann kaufen Sie sich einen Farbfernseher.
Die beweglichen Elemente sind genau so wichtig wie die unbeweglichen.
Angst.
Ist das ein Hotel für Juden? – Warum?- Es hat nur einen Stern.
Die Scham bestimmt bei jedem, was er tut.
Was ist Kunst?
Blaue Halbspirale.
Du bist so braun. Wo bist du gewesen? – In Russland.
Wenn du mich darum bitten würdest, weiter zu summen, ich würde es tun, ja, ganz ehrlich.
Das, was ich mit Worten sage, ist nie das, was ich sagen will.
Ich sage zum Beispiel „Ich gehe Robert abholen“. Und jetzt versuche ich es zu denken. Ohne Worte. Nicht laut, nicht leise.
Nein, ich glaube nicht an die Zukunft.
(…)

Nur ein klitzekleiner Vorgeschmack von dem blasierten Gedanken-Kauderwelsch, das hier so Stadtgespräch ist.
ZWEI ODER DREI DINGE, DIE ICH VON DIR WEIß – ein Film von Jean-Luc Godard.
Wer ist Jean-Luc Godard? Ist das nicht irgend so ein französischer Maler?
…Hmmmmnnnn, nicht ganz, aber man könnte es glatt meinen. „Zwei oder drei Dinge…“ ist, genau wie Godards „Weekend“ und „Die Chinesin“, nämlich kein wirklicher Film, sondern vielmehr ein auf Celluloid gebanntes abstraktes Gemälde, ein wirres, zufälliges Kombinieren von Bild und Ton und Experimentalkino jenseits allen Konventionen.
Ergo: Handlung, Hauptfiguren, Storyaufbau bzw. – gliederung – „ää“ aka. *kopfschüttel*, hier nicht!

Die Schauplätze: Eine Baustelle, eine Werkstatt, ein Cafe…, völlig unspektakuläre Orte also.
Die auftretenden Figuren – apathisch vor sich hin labernde Französinnen mit schicker Taft-Frisur und blasiertem Gesichtsausdruck, die Kette rauchen.
Die Handlung: Irre, als Alltags-Szenen getarnte Szenarien, wahnwitzige, surreale Situationen und realitätsfremde, unzusammenhängende und poetisch klingende Sinnlos-Gespräche wie die von mir oben aufgeführten…

…obwohl: Sinnlos? Ich geb’ zu, der komplette Film macht soviel Sinn wie 3-D-Brillen für Blinde, er bemüht sich keinen Augenblick lang auch nur ansatzweise zu unterhalten und von seiner auf den Zuschauer übergreifenden Wahnsinnigkeit wendet sich jeder gesunde Verstand automatisch überfordert ab…, aber - und jetzt das dicke „ABER“ - …, aber zugleich fasziniert dieser Gedanken-Freestyle auch auf hypnotische Weise .

Kurzes Resümee:
Es gibt keine Handlung, keine Hauptdarsteller, keinen inhaltlichen roten Faden, an dem sich der Zuschauer entlang hangeln könnte, und den ganzen Film über wird ausschließlich hirnverbrühtes Zeug gelabert…
…und der Streifen macht dennoch Spaß!?
- Genau. Naja, jedenfalls so lange bis man wegpennt...

Fazit:
Ein halber Hund,
viele in die Kamera sprechende Französinnen
und die Flüsterstimme eines psychisch kranken Erzählers, der uns mit in den Wahnsinn reißen will.

Was ist Kunst? Ist dieser Film Kunst?

Godards Filme sind intellektuelle Meisterwerke, in welche man 1000 verschiedene Sachen reininterpretieren kann.
Ich bin kein Intellektueller und hab von solchen Dingen keine Ahnung.
Ich fühl mich bei seinen Filmen wie ein Schaf, das den Mond anstarrt. Hin und wieder dringen ein paar philosophische Floskeln zu mir durch, die ich am liebsten auswendig lernen wollen würde, um sie im Alltag zum passenden Zeitpunkt von mir geben zu können, damit alle „Boooh! Der GhostShit is’ ja ein wahrer Poet!“ oder „Wow, wie tiefsinnig!“ oder ähnlichen Kram denken.
Doch in Wirklichkeit übersteigt das alles meinen Horizont und deshalb lehne ich mich einfach zurück und lass’ mich von Franzmann Godard zutexten.

Hypnotisches Geschwalle. Transzendierendes Nihilismus.
Moderne Alltags-Philosophie und poetische Pop-Art.
Oder schlicht und ergreifend mentaler Stuhlgang von bekifften Spinnern?
Mir egal, aber ich glaube ohnehin nicht an die Zukunft…

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