Review

Es ist die alte Woody-Allen-Geschichte: gute Bilder, gute Kritiken, nicht so gute Einspielergebnisse.

~ Unbekannter Filmkritiker

Unter den Arbeitstiteln Dancing Shiva und The Couple Next Door von Woody Allen co-verfasste Mysterykomödie, die sich den Elementen des Kinos des Film Noir nähert, u.a. werden Szenen aus Produktion Frau ohne Gewissen (1944) und Die Lady von Shanghai (1948) im Film als Showdown verwendet, die Traditionen gezeigt. Allen hat das Skript in Zusammenarbeit mit Marshall Brickman verfasst, ihre erste Zusammenarbeit seit dem rundherum gelungenen Manhattan (1979); Brickman war zuvor auch bei Der Stadtneurotiker (1978) anwesend und hilfreich zugange als wie bei Der Schläfer (1973), die Produktion hiervon selber wurde auf Wunsch von Allen hinausgezögert, er hatte speziell in den Achtzigern einen anderen Zugang zu Stoffen, dieser hier war ihm zu seicht, zu leicht. Allerdings war eine Abkehr von dem schweren Beziehungswerk für den Moment durchaus ablenkend und nötig, steckte er privat doch in einer Krise, die Trennung von Mia Farrow und der Sorgerechtsstreit, der Film hier – im Zuge seiner persönlichen Skandale und in den Wochen vor der Veröffentlichung von Manhattan Murder Mystery löste Allen außerdem seine berufliche Beziehung zu seiner langjährigen Produktionsfirma und Verleihfirma TriStar Pictures auf – als belebender Cocktail, nicht als Verarbeitung, eher eine Verdrängung, in denen im Übrigen eingangs auch Daryl Hannah und John Cusack als Darsteller genannt wurden, sie tauchen beide nicht im Film auf. Nach geringfügigen Überarbeitungen des Textes wurden die Dreharbeiten in New York Mitte September 1992 mit einem mittleren Produktionsbudget aufgenommen, ca. 15 Mio. USD, teilweise wurde auf $13.5 Millionen geschätzt, das lokale Einspiel war mit 11,2 Mio. USD geringer, trotz gutem Start. Auf Europa wurde gesetzt, vor allem auf Frankreich, dass immer etwas liberaler und Cinephiler war:

Larry Lipton [ Woody Allen ], Redakteur bei HarperCollins, und seine Frau Carol [ Diane Keaton ] haben im Aufzug eine nette Begegnung mit den älteren Nachbarn Paul [ Jerry Adler ] und Lillian House [ Lynn Cohen ]; sie werden zu einem Abend mit den Houses eingeladen, bei dem die Frauen u.a. Informationen über Trainingsroutinen austauschen. Am nächsten Tag stirbt Lillian an einem Herzinfarkt; die Liptons sind schockiert, da sie robust und gesund wirkte. Pauls Fröhlichkeit nach dem Tod seiner Frau weckt in ihnen Zweifel. Als Carol dem Witwer ein Dessert bringt, findet sie unter seiner Küchenspüle eine Krematoriumsurne, die seiner Geschichte über Lillians Beerdigung widerspricht. Carol beschließt, entgegen der Ratschläge ihres besorgten Ehemannes, der Sache auf den Grund zu gehen; Carol bittet ihren abenteuerlustigen engen Freund Ted [ Alan Alda ] um Hilfe, zusätzlich wird Marcia Fox [ Angelica Huston ], eine bei Larry veröffentlichende Autorin, in das Detektivspiel mit hineingezogen.

Das Columbia-Zeichen kommt hier trotzdem, und dennoch, das TriStar Pictures Motiv, über einen bestimmten Rechtsdeal, der noch zu erklären sein und die nächsten drei Projekte betreffen wird. Carlo Di Palma hier wieder Director of Photography, ein Flug über die Silhouette von New York, von Manhattan speziell, so auch auf der Tonspur, eine Liebeserklärung. Laut ist dann der eigentliche Beginn, ein Eishockeyspiel, zuerst wurde von einer einer anderen Art Entertainment gemunkelt, ein Bob Hope Film im Fernsehen als abendlicher Abschluss, konsumiert wird hier viel und vieles. Nachbarn werden getroffen im Fahrstuhl, es ist schon spät, es wird abgewunken, man möchte lieber alleine sein, man kann den Leuten nichts abschlagen, der Bob Hope wird vertagt, man gaukelt Interesse vor, dass man nicht hat, man macht auf Smalltalk, "Ich finde, wir sollten jetzt gehen.", ein Kaffee wird auch noch getrunken, man zeigt viel Sitzfleisch, Allen möchte nicht, Keaton bleibt stabil im Gespräch. In die Wohnungen wird geblickt, gemütlich eingerichtet, etwas Witzwort und Wortwitz dazu gereicht, Allen ist eher grummelig, Keaton wäre noch länger geblieben, ein "langweiliges, altes Ehepaar", in die Wohnung der Liptons geht es dann auch, es ist im Grunde genauso eingerichtet, viele leichte Farben, nicht herausstechendes, nicht hervor gestochenes, nichts die Augen anziehendes oder gar blendendes. Viele Paare kennen sich hier untereinander, mit dem nächsten streift man über einen Trödelmarkt, es ist Markttag, es wird bewundert und sich belustigt und nebenbei die Gespräche geführt, alles zur gleichen Zeit, viel Aufmerksamkeit von Beginn an, viel Ablenkung, viel Zuhören und Aufpassen, die Darsteller vorne im Getümmel, der Hintergrund im Gewimmel, dann der Kinobesuch, das Double Indemnity, bei der Heimkehr ein Toter auf der Etage, klassischer Herzinfarkt, das Pärchen von Nebenan, die Frau hatte ein Herzleiden, der Witwer ist entspannt, es wird sich nett begrüßt, und in die Oper verabschiedet, ein Judenwitz gebracht, Wagner und Polen in einem Satz.

Über die Verstorbene wird im Nachhinein gesprochen, viel darüber geredet, eine Abscheulichkeit und eine Grämlichkeit, eine Redlichkeit und eine Gesprächigkeit, viele kurze Sätze, viele lange Sätze, ein Hin und Her, wenig Pausen, wenig Überblenden, wenig Schwarzblenden, es geht immer weiter, es wird fortgeschritten, es wird vermutet und Andeutungen gemacht, Ihr kam der Witwer zu aufgekratzt vor, er sollte ein Wrack sein, das ist er nicht, das Telefon klingelt im Dunkeln, es wird weiter geredet. Auch Ted spricht über den vermeintlichen Mord, über eine Methode, die dazu passen würde zum Fund, es ist bloß ein Teil vom Gespräch, eine Kleinigkeit, es geht um viele andere Dinge, dabei war Allen dem Skript deswegen gegenüber misstrauisch, weil er es als zu leichte Lektüre, wie als "Roman für einen Innenflug" empfand, als Groschenheft, ein grellbunte Verkennung. Den Witwer besucht man nun öfters, aus Anstand und aus Neugier, es wird sich gleichzeitig dabei erkundigt, etwas herumgeschnüffelt, in die Schränke geschaut, Keaton ist die treibende Kraft, Allen eher der Mitläufer, der Partner der Detektivin, es wird ein bisschen gewitzelt, auf verbale Art und Weise, es geht wieder in das nächste Gespräch, Allen interveniert, er möchte nichts davon hören, zu viel Frau ohne Gewissen seiner Meinung nach, zu viel Langeweile im Leben, es wird geraten, auf Gifte nun gekommen, es wird sich bei Beerdigungsinstituten erkundet, ein flotter Vorgang, ein schneller Auftakt, ein Springen und Hüpfen nach vorn. Eine Zufallsbekanntschaft, die Aufregung in das Leben des Ehepaares auf ihrer "Geriatrie-Etage" bringt, ein Only Murders in the Building, hier als Film, später als serielle Variante, hier als Vorspiel, dort als Dauerschleife.

Beobachtungen werden gemacht und Wahrnehmungen, der Halo-Effekt für sich entdeckt, Indizien als Beweise ausgemacht, alles ist verdächtig, eigentlich macht man sich selber die Hände schmutzig, gerät in die Illegalität, durchsucht fremde Wohnungen, ein kleiner Spannungsmoment im Film, die Rückkehr des vermeintlichen Täters zum ungünstigen Zeitpunkt, ein schlechtes Timing, ein großes Malheur, sie fühlt sich ganz schwindelig vor Freiheit, dabei steckt sie kurz vor der Entdeckung. Der Zuschauer ist noch auf ihrer Seite, aber nicht mehr lange, nicht zur Identifikation geboren, nicht dazu geeignet, man ist eher auf Allen seiner Position, dem daraus Halten, den Manne in Ruhe lassen, nicht ihm nachspionieren und wilde Kreationen und Gedankenkreisen machen. Eine Reiselektüre ist der Film jedenfalls nicht, er hat keine Schwere an sich, ist aber trotzdem voll, voll mit Kunst und Kultur, es wird konsumiert, es wird lektoriert, es wird kreativ gedacht, es geht immer mehr in den Verdacht, der Krimi angeleiert, "So spielt sich mein ganzes Leben ab.", es werden viele Menschen informiert. Allen möchte am liebsten nichts wissen, er hat Ängste und Sorgen, er sagt mehrfach, dass er nichts wissen will und seine Ruhe haben, er will nicht mit einem Privatdetektiv verheiratet sein, er muss unterstützen, er kann seine Gattin nicht alleine lassen, krank vor Sorge, es wird sich an die Observation gemacht, keine lauten Lacher, eher die kleinen Pointen, viele "Vielleicht", auch den kleinen Schuss Adrenalin mitgenommen, eine Bereicherung. Die "Schriftstellerarbeitszeit" wird hier erwähnt, Ted ist Autor, er hat sich hochgeschrieben, es wird über alte Zeiten geplauscht, über das Fast-Fremdgehen, man hat eigene Geheimnisse, man geht in die Verfolgung, es wird die Stadt durchstreift, die Liebeserklärung an die Schauplätze und die Örtlichkeiten. Der Verdächtige macht in Kinos, in Restaurierung alter Säle, er zeigt Retrospektiven, Fred Astaire und Orson Welles, der eine nicht Film Noir, der andere schon eher.

Keaton hat keine anderen Sorgen, Allen hat seinen Beruf zumindest, er hat seine Abwechslung und Ablenkung zumindest, er braucht nachts seine Ruhe, seinen Schlaf, er will nicht nachts in fremde Wohnungen eindringen; im Auge des Betrachters liegt hier einiges, sie findet immer mehr Hinweise, eher immer weniger. Bekanntschaften werden gemacht, der Schriftsteller und eine Autorin, der Sohn zum Geburtstag, es wird sich in besseren Kreisen herumgetrieben, wohlerzogene Langeweile in vielerlei Dingen; Alda und Keaton vor allem, sie will verkuppeln, er will nur sie, es wird darüber gesprochen, man ist nur Freunde und sie zudem verheiratet, ein wahres Problem, dem man umgeht und sich um andere dafür kümmert, dann eine Entdeckung (und eine zweite) gemacht, die alles verändert, alles auf Trab; "Komm, das ist mein Fall, Schatz." Um Beziehungen geht es hier auch, um Analysen, um Neurosen, und Psychosen, um Dates und Mitwisser und Komplizen, um Krümel, die zu einer Spur und dies zum Nervenkitzel führen. Frau Huston dabei anfänglich höchstens als eine Art Cameo, als prominenter Zuträger und Zuhörer, nicht richtig mit der Handlung verbunden, nur über drei Ecken und noch nicht richtig in ihr eingebunden, später dafür umso mehr; "Ich warte, bist du etwas sagst, womit ich nicht übereinstimme, klar?"







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