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Die norwegischen Filmemacher konnten mit ihren beiden "Cold Prey" Filmen eine echte Hausnummer im beliebten Genre Slasher setzen, dagegen stinkt das Prequel leider ein wenig ab. Keinesfalls schlecht ist "Cold Prey III - The Beginning" geworden, aber gerade für Kenner der beiden Vorgänger zu vorhersehbar und ein weiteres Manko ist ein gänzlich fehlender Sympathieträger. Dabei spart man sich pubertäre Unzulänglichkeiten komplett, erfreulich erwachsen fallen die jungen Charaktere aus.
Da hätten wir Hedda (Ida Marie Bakkerud), Anders (Kim S. Falck-Jorgensen), Magne (Pal Stokka), Siri (Julie Rusti), Simen (Arthur Berning) und Knut (Sturla Rui) die sich aufgrund ihrer Neugierde in die Nähe des einsamen Berghotels verirren. Dort verschwand vor siebzehn Jahren ein 11jähriger Junge spurlos, seine Eltern wurden kurze Zeit später bestialisch ermordet. Doch die jungen Leute ahnen noch nichts von dem blutigen Treiben, welches ihnen in den idyllischen Wäldern bevorsteht.

Die Optik ist jedenfalls brauchbar für einen Reisekatalog, denn Regisseur Mikkel Sandemose baut massenweise schöne Landschaftsaufnahmen ein, dennoch nie ohne eine gewisse Bedrohung aus dem Auge zu verlieren. Die sechs jungen Erwachsenen befinden sich mitten in der Pampa und Handys gab es in den 80er Jahren noch nicht. So kommt ab und zu ein altes Autotelefon zum Einsatz welches mal funktioniert und dann wieder nicht. Tolle Songs wie "You Keep Me Hanging On" von Kim Wilde gibt es zu hören, aber so richtige 80er Jahre Stimmung will sich nicht einstellen. Dennoch bietet "Cold Prey III" die nötige Atmosphäre und vor allem erfahren wir nun, wie unser Spitzhackenmörder als Kind in der Wildnis überleben konnte. Man hat sich da nicht direkt viel einfallen lassen, dennoch kann die Vorgeschichte größtenteils überzeugen. Jedoch hätte man sich bei den Charakteren mehr ins Zeug legen lassen, denn das gesamte Junggemüse bleibt austauschbar. Die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, aber keine der sechs Figuren hat einen Hintergrund und im Endeffekt ist es dem Zuschauer reichlich egal, wer nun abgemurkst wird.

Dabei setzt Sandemose erfreulicherweise auf Tempo und fackelt nicht lange, bis er die Teenies ins Verderben schickt. Dabei bleibt "Cold Prey III" stets vorhersehbar und dennoch gelingt Sandemose ein ordentlicher Spannungsbogen. Dies mag auch an der puren Kompromisslosigkeit liegen, wie der Killer hier vorgeht. Er scheint Menschen zeitweise mit Tieren zu verwechseln, denn die Opfer werden lebend oder tot in eine Schlachtkammer gebracht und dort ausgenommen. Wer sich hier eine Goreorgie erhofft, dürfte wohl enttäuscht sein. Sandemose setzt die Brutalitäten sparsam und übertreibt es nie. So geschieht ein Mord auch mal im Off, etwas störend ist nur die Wackelkamera und in einigen Szenen ist die Kulisse zu schlecht ausgeleuchtet. Aber gemordet wird hier sehr abwechslungsreich, ob mit Machete, einer Schusswaffe, selbst gebauten Fallen, Pfeil und Bogen oder auch mal ein simpler Genickbruch, jeder Mord verläuft anders.
Jedenfalls ist die zweite Halbzeit ein knallharter Überlebenskampf, wer die beiden Vorgänger kennt weiß um ein mehr bitteres Ende.

Ein durchweg solider Beitrag zum mittlerweile überfrachteten Genre, aber den beiden Vorgängern ist damit nicht das Wasser zu reichen. Die Charaktere sind zu blass und "Cold Prey III" verläuft zu vorhersehbar, dabei leistet Sandemose gute Inszenierungsarbeit, denn spannend und kompromisslos ist sein Debüt trotz aller Mankos.

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