Review

They Don't Need No Education!

In den späten 70ern und nahezu ganzen 80ern waren Gangfilme und Highschooldramen noch voll angesagt. Mal trashig bis Troma, mal cheesy bis Cannon, mal deutlich ernster gemeint oder gar mit Oscarambitionen. Das zog sich sogar noch bis tief in die 90er bzw. hat sich durch neue Brennpunkte und z.B. blacksploitative Kreuzungen wie etwa in „Dangerous Minds“ oder „187“ weiterentwickelt. Bis es dann irgendwann (auch aufgrund Parodien) ausstarb. Der leider etwas in Vergessenheit geratene „3:15 - Stunde der Cobras“ ist da den klassischen Schulhofkämpfen zwischen „Class of Nuke 'em High“ und „Class of 1984“ aber noch deutlich näher und erzählt von einem wehrhaften Gangaussteiger, der aus ganz persönlichen Gründen seiner alten Bande zwischen Tischtennisplatten, Umkleiden und Raucherecken an der Lincoln High School den Kampf ansagt… 

Fresst Bordstein statt Pausenbrote!

Wer sich an den ganzen „Warriors“, „Wanderers“ und „Outsiders“ längst sattgesehen hat, der darf gerne mal zu „3:15“ umschalten. Dabei die Erwartungen niedrig halten - dann wird das niemand dieser Zielgruppe bereuen! Ich glaube, warum es „3:15“ damals (zusätzlich zu seinen Vermarktungsquerelen) schon schwer hatte und über die Jahrzehnte fast vergessen wurde, liegt an seiner Art zwischen den Stühlen zu sitzen. Er ist weder durchgängig cheesy-trashig noch ein total bierernstes Drama. Er ist 80s und teils auch erfreulich nah an sowas wie „Streets of Fire“. Doch die meiste Zeit ist er relativ… dezent. Zahn. Blass. In allem. In seinen Figuren, in seiner Rockigkeit, Reudigkeit, Rebellion, Ranzigkeit. In seiner Dreckigkeit, seiner Gewalt, seiner Jugendattitüde. Genauso wie seinen dramatischen Ambitionen. Und vor allem seinem finalen Punch, der dann doch glasklar zurückgezogen wird. Irgendwo zwischen Satire und Realität, zwischen Bahnhofskino und Oscars, zwischen Anspruch und Abartigkeit. Und so spricht er wohl weder die eine noch die andere Seite genug an. Heutzutage kann man das aber wesentlich besser einordnen, differenzieren und ich habe deutliches Gefallen an „3:15“ gefunden. Das fängt bei der schrägen Mode an, geht über den lässigen Rocksoundtrack und seine richtig kompakte Laufzeit bis hin zu Adam Baldwin, einem ewigen Nebendarsteller, dem ich die hiesige Hauptrolle mehr als nur gönne und ihn richtig gut finde. Die Ladies und Rotzgören sind heiß, selbst wenn viele eher wie 40 statt 14 aussehen. An Fräulein Gershon kann ich mich aber eh in keinem Alter satt sehen. Und selbst wenn er in Sachen Schmutz und Härte wie gesagt nie den vollen Weg geht, hat er doch genug davon um manchmal zu staunen und „Aua!“ zu rufen. Er hält alles klein, fein und gemein. Eine persönliche Abrechnung mit Abschaum und Arschtreten. Mit noch relativ hoffnungsvollem und anständigem Ende, einigem an Bodenhaftung und trotzdem ohne bleibende Lösungsansätze. Man merkt an seiner Zurückhaltung, dass er dann doch noch am Anfang dieser desillusionierten „Schoolsploitation“ der 80er stand, selbst wenn er erst '86 durch Marketingchaos erscheinen durfte… Hier gibt's noch Butterflys statt Cyborglehrer, um es anders auszudrücken. Aber ich mag dieses Strassenlevel und seine Nachvollziehbarkeit. Auch seine verschwimmenden Grenzen und Grautöne zwischen Bösen und Guten, Gangs und Schülern, Lehrern und Polizei, Tätern und Opfer. Das macht alles Sinn, das hat alles Hand und Fuß. Und des Öfteren landen diese eben in Fressen und Weichteilen. 

Something's Got To Change!

Ein zögerndes Zeitdokument

Fazit: staubtrockene Highschool-Gangsploitation… Gewalttätig, grob, gut! I like! 

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