Ich habe die Dokumentation damals im Geschichteunterricht gesehen und sie hat mich emotional sehr berührt. Es ist schwer solch einer Dokumentation eine Wertung zu geben, da es sich ja, wie der Name schon sagt, nicht um einen Film handelt. In der Dokumentation werden ausschließlich Originalaufnahmen aus dem Vietnamkrieg verwendet und dazu aus Briefen der Soldaten zitiert.
Zu Beginn war ich erschrocken und dachte, dass es sich um einen pro Krieg Propagandafilm handelt, da die Szenen zu Beginn mit rockiger 60er Musik unterlegt sind. Doch dann wird einem klar, dass hier Bewusst die Haltung und Position der optimistisch gestimmten Amerikanischen Soldaten wiedergegeben wird. Mit wenigen Soldaten haben sich die USA auf einen unnötigen Krieg eingelassen und mit einem schnellen Sieg gerechnet. Und so werden am Anfang harmlose Aufnahmen gut gelaunter Soldaten gezeigt, was sich auch in den nebenher vorgelesenen Briefpassagen widerspiegelt.
Doch dann wird nach und nach die eskalierende Situation gezeigt, die immer größere Truppenaufstockung etc. Die Aufnahmen werden immer extremer und die die Inhalte der Briefe ebenfalls.
Man sieht Aufnahmen, bei denen einzelne Kampfeinheiten mitten im Dschungel von Heckenschützen und Mörsergranaten aufgerieben werden. Ich dachte wirklich, das ist ja wie im Film Platoon, nur dass es echte Aufnahmen sind! Man sieht verwundete 19 Jährige Soldaten schreiend auf dem Boden liegen und dazu die teilweise herzzerreißenden Inhalte aus Briefen der verzweifelten Soldaten, die sich nur noch nach ihrem Zuhause sehnen.
Es ist sehr interessant die Gedanken, die sich ein Mensch in solch einer Extremsituation macht, zu erfahren. Man bekommt ein reales Bild der Kriegshölle. Sehr an die Nieren ging mir der Brief einer amerikanischen Krankenschwester, die unzählige junge Menschen sterben sah und Gliedmaßen amputieren musste, sowie der Brief eines Soldaten, der seinen eigenen Freund nicht mehr identifizieren konnte, weil er so entstellt war.
Diese Dokumentation ist wirklich ein Plädoyer gegen den Krieg und den Wahnsinn, der damit in Verbindung steht. Sicherlich ist das ganze aus der Sicht der amerikanischen Soldaten und wer damit ein Problem hat, der würde hier mit irgendwelcher Kritik falsch liegen. Denn der Film ist stellvertretend für alle Menschen die in der Hölle des Krieges sitzen, unabhängig ob sie gezwungen wurden und auf welcher Seite sie sitzen. Es wäre wohl ratsam, wenn sich heute einige Politiker, die sorglos junge Menschen in einen (Guerilla) Krieg schicken, diesen Film anschauen würden.
Allerdings setzt der Film nicht unbedingt auf Schockwirkung durch gezeigte grausame Szenen, sondern eher durch die verzweifelten Gefühle, die sich in den Briefen und den dazu gezeigten Bildern widerspiegeln. Dennoch sieht man auch viele Opfer, aber z.B. keine Bilder von durch Napalm verbrannten Kindern etc. Das heißt allerdings nicht, dass nicht über die Massaker an der vietnamesischen Zivilbevölkerung berichtet wird. Es werden auch hier Bilder gezeigt und es wird ebenfalls aus Briefen zitiert, insbesondere über die Abstumpfung und den Verfall der Moral während eines so lang andauernden Einsatzes. Und es wird auch auf das gigantische Ausmaß der Bombenabwürfe eingegangen. Soldaten lehnen in ihren Briefen Auszeichnungen ab und rechnen auch gleichzeitig mit dem Thema Krieg ab.
Meiner Meinung nach kann man dem Film keine richtige Wertung geben. Ich gebe ihm jetzt mal 9/10 Punkten, weil ich der Meinung bin, dass man im gleichen Zuge noch mehr vom Leid der Gegenseite (Napalm, Agent Orange) etc. berichten sollte. Das darf aber nicht missverstanden werden, die Dokumentation ist dennoch eine schonungslose (Selbst)kritik.....