Bedenkt man, welch herausragende Filme die Oscar-Juroren manchmal übergehen, ist es schon sehr merkwürdig, dass „Melvin und Howard“ bei drei Nominierungen mit zwei Goldtrophäen ausgezeichnet wurde, darunter auch der wichtige für das beste Drehbuch. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber trotz seiner sympathischen Ausstrahlung hat der Film das nicht verdient.
„Melvin und Howard“ ist eine hierzulande relativ unbekannte Tragikomödie mit durchaus interessantem Hintergrund und beginnt mit der Fahrt durch die Wüste und dem anschließendem langen Autogespräch zwischen beiden Hauptakteuren auch ungefähr so, wie man sich das vorgestellt hat. Leider wurde der Fehler begangen, im Anschluss den alten Kauz, der ja laut eigener Aussage der gealterte Howard Hughes sein soll, völlig aus der Story auszublenden und sich ganz auf Melvins Leben zu konzentrieren. Wir sehen da einen sympathischen Loser, dem seine Frau (Mary Steenburgen) gleich mehrfach wegläuft und der sich ständig in Geldnöten befindet. Was dem Ganzen fehlt, sind einfach Glanzlichter und Momente, an die man sich später noch erinnern kann, denn im Nachhinein bleibt da nur die Auftaktszene im Gedächtnis. Danach plätschert das schön vor sich hin, wird zwar nie richtig langweilig, wirkt aber auf einem „Unterschichtensender“ wie „Das Vierte“ mit schön abgenudeltem Master optisch wie eine Folge von „Ein Colt für alle Fälle“ und nicht wie ein Oscar-prämierter Kinofilm.
Spannend ist dann wiederum der Schluss, wo es ausschließlich darum geht, ob Melvin das ihm zustehende Geld jetzt bekommt oder nicht. Am Ende steht er vor einer ungewissen, wahrscheinlich armen Zukunft, was uns als Zuschauer auch nicht unbedingt zufrieden stellt.
Trotz einer interessanten Prämisse ist „Melvin und Howard“ leider nicht der große Wurf, dazu fehlt es an echten Highlights, worüber auch die sympathischen Hauptfiguren nicht hinwegtäuschen können.