"Greetings" - Brian DePalmas erster wirkliche Erfolgsfilm ist eine sperrige, weirde Kriegs- und Zeitgeist-Satire voller interessanter Darsteller und unik erscheinender Filmtechniken, die schier mit den Themata verschmelzen.
So scheint "Greetings" eine Montage aus Original-Fernsehbildern, pseudo-dokumentarischen Aufnahmen und normalen, narrativen Filmsequenzen zu sein. DePalma setzt unaufhörlich eine verspielte Handkamera ein, die auf den ersten Blick wahllose Winkel und Positionen benutzt, um uns die Akteure zu zeigen. So nimmt sie oft die "Point of Views" der Schauspieler ein, oder setzt sich direkt hinter die agierenden Darsteller. In vielen Sequenzen benutzt DePalma gar keine Schnitte - der Zuschauer glaubt teilweise sogar, er befindet sich mit den Helden aus "Greetings" in einem Raum. Dann gibt es ungrammatische Szenen, die durch ihre jump-cuts an die Sixties-Filme von Richard Lester erinnern, die den Zuschauer widerum kalt daran erinnern, dass er sich doch "nur" einen Film anschaut. Die zerstückelte Szenenabfolge wird durch kuriose Titeleinblendungen auf die Spitze getrieben.
Einen wirklichen Plot gibt es bei "Greetings" nicht. Eher Grundthemen. So sieht schon die oben erwähnte Optik auf den ersten Eindruck amateurhaft (de fakto ist dies ja gewollt), referendiert DePalma auch über den Amateurfilm. So wird aus Jon Rubin (der junge Robert De Niro mit Schnauzbart und Brille) ein "Peeping Tom", der mit seiner Kamera jungen Frauen nachspannt. In einer Szene kauft er eine Kopie eines Amateur-Pornofilmes, verpasst aber auch die Chance endlich ein echtes Mädchen kennen zu lernen. Gegen Ende von "Greetings" verfolgt ein Filmteam den mittlerweile in den Vietnamkrieg eingezogenen Jon während seines Kampfes gegen den Vietcong. Und da wären wir beim zweiten Hauptthema. Die drei nicht gerade patriotistischen Protagonisten Jon, Paul (Jonathan Warden, der zum ersten und einzigen Mal vor der Kamera stand) und Lloyd (Gerrit Graham) versuchen sich durch spinnerte Ideen vor dem Vietnamkrieg zu drücken. Sie haben ja auch so viel anderes zu tun: Paul versucht sich mit Computerdates endlich an die richtige Dame verkuppeln zu lassen, und hat dadurch die eigenwilligsten Sex-Abenteuer. Lloyd hingegen ist in interessiert in sämtliche Verschwörungstheorien bezüglich der Ermordung John F. Kennedys. Dieser letzte Aspekt des Films schließt den Kreis: Der Zapruder-Film, die Aufnahme des JFK-Attentats, bringt uns wieder zu den Amateurfilmen.
Die Musik, die Optik, die wie bereits erwähnt an die Filme von Richard Lester, Michelangelo Antonioni oder Jean-Luc Godard erinnert, die scheinbar improvisierten Episoden und die herrlich überdrehten Darsteller machen den Charme des kleinen Porträits der Sechziger Jahre Amerikas aus. Jedoch wirklich lustig ist "Greetings" selten. Zwar ist der satirische Blick auf "Uncle Sam" immer korrekt, gewagt (aufgrund der vielen anstößigen Themen und Nacktheit auf der Leinwand, war "Greetings" der erste Spielfilm Amerikas, der das "X"-Rating bekam) und beißend, jedoch fehlt es dem Film in letzter Konsequenz dann doch der wahre Unterhaltungswert. DePalma ist ein kleines, aber aufregendes Stück Experimental-Satire geglückt.