Review

Was hab ich "Hostel" geliebt und damals prophezeit, dass er nach "Scream" wieder eine neue Zeitepoche eingeläutet hat? Mittlerweile verfluche ich Eli Roth dafür, denn dieses Genre macht mich müde. Und doch kommt immer wieder ein guter Film raus, dem man diesem Genre zuordnen könnte, und dann doch in eine ganz andere Richtung geht. So wie in dem jetzt gesehenen "Territories".

Fünf Teenager (und nein, diesmal sind es nicht die üblich verdächtigen Kackbratzen) kommen von einer Hochzeitsfeier aus Kanada zurück nach Amerika, werden aber direkt hinter der Grenze auf einer verlassenen Landstraße von einer vermeintlichen Grenzpatrouille angehalten. Was noch zuerst nach einer strengen Kontrolle aussieht,  eskaliert nach Kleinigkeiten, weil ein Päckchen Gras gefunden wird und der Fahrer des Wagens auf den Namen Jalil hört, arabische Wurzeln hat und evtl. der nächste Taliban-Attentäter sein könnte.  Wenige Minuten später befinden sich die Teens in kleinen Stahlkäfigen wieder, ausgestattet mit orangenen Overalls und Säcken über dem Kopf.

Die Parallelen von Olivier Abbou´s "Territories" zu Guantanamo sind nicht zu übersehen und der Film prangert politisch inkorrektes Verhalten der USA mit dem Holzhammer an. Es passieren in den 95 (geschnittenen) Minuten drei Akte: Der unglaublich dichte Anfang, der einen gegen Polizeiwillkür durch die Psychospielchen fast ohnmächtig erscheinen lässt (ich als Fußball-Fan und Auswärtsfahrer kenne so ähnliche Sachen, lalala). Der Mittelteil, in dem (eher auf psychischer Ebene) die Menschenwürde mit Füßen getreten wird und der letzte, dritte Teil, der mit Sicherheit das Publikum spalten wird.

Zum Schlussakt wird eine neue Figur, ein Privatdetektiv, eingesetzt, der sich auf die Suche nach den Vermissten macht. Die Opfer, auf die man sich fokkusiert hat, bekommen beinahe gar keine Screentime mehr und somit spielt Abbou gegen die typischen Erwartungshaltungen des Zuschauers. Das mag auf der einen Seite deplaziert wirken (und es ist auch nicht solide umgesetzt), auf der anderen Seite scheint es eine Art Metapher zu sein, dass wir, die Menschheit auch die Inhaftierten auf Guantanamo vergessen, weil uns solche Narichten zwar berühren, aber nach Tagen dann kalt lassen. Ob das jetzt das richtige Stil-Mittel war, für den Film enden zu lassen, sei mal dahin gestellt (mir hat es auch nicht wirklich zugesagt).

"Territories" kann man sich schon mal in der Videothek ausleihen, es ist kein Fehlgriff, vor einem Blindkauf würde ich aber eher abraten, da dieser Film wohl nicht jedermanns Geschmack treffen wird.

7/10

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