Macht aus Nostalgie Futurismus
„Beyond the Black Rainbow“ fühlt sich an wie nicht von dieser Welt,
dabei einem währenddessen eine nach der anderen Anspielung und Verbeugung auffällt.
Von „Dark Star“ bis „Stranger Things“, von „Scanners“ bis „THX 1138“,
diese alptraumhafte Zukunftscollage verfolgt einen noch bis tief in die Nacht.
Dass Cosmatos kaum könnte weiter entfernt sein von seinem „Rambo II“-Vater wird sehr schnell deutlich,
doch wenn man müde oder unkonzentriert ist, könnte es schnell heißen „Heut nicht!“.
Nach „Mandy“ entdecken diesen Geheimtipp hoffentlich noch mehr,
denn trotz all dem Style ist diese Retrokugel alles andere als leer.
Eine Visitenkarte für eine womöglich große Karriere,
selbst wenn ihm hier und da vielleicht gut getan hätte die Schere.
Dennoch ist das ein Trip, der dieses Jahrzehnt nachträglich könnte prägen,
jeder, der auch nur einen Hauch von Sci-Fi-Fan in sich spürt, sollte eine sofortige Sichtung erwägen.
Visuelles Storytelling per excellence,
diese Erleuchtung zu erfahren sollte man sehen als Chance.
Verstörend, gruselig, spannend und voller Fragen,
der Großteil des Mainstream wird an diesem Brett ganz sicher verzagen.
Ich bin jedoch angefixt und etwas verliebt,
ich kann mir nicht vorstellen, dass der junge Cosmatos das in Zukunft noch versiebt.
Gebt diesem sterilen Höllentrip endlich einen deutschen Release,
es ging lang genug, dass man diesen Regenbogen aus Öl unnötigerweise verschlief.
Oft werden Erinnerungen wach, von „Elfenlied“ bis David Lynch,
selbst wenn hier die ein oder andere Aussage mit sich selbst liegt im Clinch.
Kein Einhorn, kein Schatz, kein Leprachaun und auch kein Paradies,
hinter diesem schwarzen Regenbogen der menschliche Glaube ihn plötzlich verließ.
Audiovisuell eine Großtat, trotz der Zitate eine echte Erfrischung,
hier stimmt aus Hutziehen und Neusortieren einfach die Mischung.
„Beyond the Black Rainbow“ ist ohne Frage einer der spezielleren Kultis der 2010er,
das ist das Gegenteil von Schulterpolstern oder 99 Luftballons von Nena.
Hier wird aus Retrofeeling und großen Vorbildern etwas komplett Eigenständiges und Neues,
ja, dass ich ihn nicht schon vorher entdeckt hab, ich bereu es.
Ebenfalls komisch, dass er damals nie lief auf deutschen Festivals und so,
saßen da die Organisatoren zum falschen Zeitpunkt au'm Klo?
Egal, besser nun als nie, für eine Grenzerfahrung ist es niemals zu spät,
selbst wenn man bei Deutung und Erklärung oft ins Grübeln gerät.
Cosmatos weiß was er tut, er weiß Altes nicht nur neu zu bemalen,
er macht aus Buchstaben und Emojis eine mitreißende Reihe von Zahlen.
Hier kommt fast alles über‘s Gefühl und nicht durch Worte oder Exposition,
selten konnte sich aufpassen und nachdenken mehr als hier lohn'.
Fazit: eine der geheimnisvollsten, hübschesten Kultperlen dieses Jahrzehnts. Ja, Style over Substance. Aber so unverschämt schön, hypnotisierend cool, faszinierend retro. Love or Hate. Aber vergessen geht nicht. Am Ende dieses schwarzen Regenbogens gibt es nur Staunen. Ein Grenzen sprengender Fiebertraum. Unendlich kreativ, erstaunlich kompetent. Künstler und Fan vereint. Mit Replayvalue ohne Ende. Faszinierend, würde unser Lieblingsvulkanier sagen.