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Der Profikiller Jeffrey (Chow Yun-Fat) arbeitet mit äußerster Präzision und erledigt seine Aufträge knallhart. Eines Tages verliert durch einen von ihm abgegebenen Schuss eine Sängerin fast ihr Augenlicht. Jeff nimmt einen letzten Auftrag an, um das Geld für eine dringend nötige Operation zu besorgen, doch der Polizist Li (Danny Lee) und ein paar Gangster sind ihm schon auf den Fersen. Li wird zu einem Verbündeten, als er entdeckt, dass hinter dem Killer ein feinfühliger Mensch steckt.

"The Killer" wird von den meisten Fans als der beste Woo aller Zeiten bezeichnet. Die Behauptung ist absolut zu vertreten, denn was hier alle Beteiligten abliefern ist schlicht und einfach genial. Die knallharte Action ist durch melancholische Untertöne gekennzeichnet, wodurch man nicht nur ein Actionfeuerwerk, sondern auch ein wunderschönes Liebesmärchen für Erwachsene genießen kann. Die Handlung steckt voll Tragik, Woos typische Themen Verrat, Freundschaft und Liebe werden anhand mehrerer Hauptfiguren erläutert, die geschickt miteinander verknüpft wurden. Im Gegensatz zu einem "Hard-Boiled" kommt so auch zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.

Religiöse Symbolik kann man bei "The Killer" ebenfalls erkennen, vor allem beim legendären Showdown in der Kirche wird dies deutlich. Der Menschenverschleiß ist dabei exorbitant hoch, Woo zeigt pure Gewaltästhetik, die jedoch nie reiner Selbstzweck ist, sondern im Kontext durchaus Sinn ergibt. Dass dabei alles perfekt choreographiert ist, braucht man beim Namen ‘Woo’ wohl gar nicht mehr zu erwähnen. Doch nicht nur das Finale, sondern auch vorherige Actionszenen lasen Fanherzen höher schlagen. Der Bodycount erreicht dabei rekordverdächtige Ausmaße (über 120), die Schießereien werden in Zeitlupe zerdehnt bis zum äußersten zelebriert. Dazwischen bleibt immer mal wieder Zeit, um die Liebesgeschichte weiterzuentwickeln, ständig unterlegt von wunderschöner, tieftrauriger Musik. Das Ende rührt schließlich zu Tränen, endet relativ abrupt, was den Effekt noch verstärkt.

Chow Yun-Fat gelingt es dabei überzeugend, den facettenreichen Charakter eines Profikillers darzustellen. Einerseits cool, wenn er sich mit zwei Knarren den Weg frei ballert, ist er andererseits ein sensibler und feinsinniger Mensch. Die anderen Darsteller sind okay, leiden aber sowohl in der deutschen als auch in der englischen Fassung unter ihren grauenhaft lieblosen Synchronstimmen, weshalb ich zur Originalfassung mit Untertiteln rate.

Wer also aus Woos Oeuvre nur die neueren Werke kennt und die alten gerne kennen lernen möchte, für den bietet "The Killer" den perfekten Einstieg. Ein großartiger Actionfilm mit genialen Ballereinlagen, Zeitlupenästhetik von Feinsten, doch was noch viel wichtiger ist: Eine Story, die ans Herz geht und so eine Kombination sieht man in Amerika oder Europa verdammt selten. Klare Empfehlung, auch für alle Nicht-Asien-Freaks.

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