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Sehenswert.  Britischer Horror mit Lee und Karloff, mit deutlichen Zugeständnissen an den 68er-Zeitgeist.

Eine kleine (aber wirklich nur kleine) Perle des britischen Horrorfilms liegt hier vor; schön, dass E-M-S im Rahmen der hochinteressanten Reihe "Der Phantastische Film" mit diesem nicht sonderlich spektakulären, aber mit Christopher Lee, Boris Karloff und Barbara Steele prominent besetzten Schauerstück aufwartet.

Der deutsche Filmtitel ist übrigens reiner Etikettenschwindel: Der Name des Vampirfürsten findet im Handlungsverlauf von "Die Hexe des Grafen Dracula" noch nicht einmal Erwähnung - und es ist auch kein Blutsauger anwesend, geschweige denn Dracula persönlich. "Curse of the Crimson Altar" lautet auch der weit passendere Originaltitel.

Der Film stammt aus dem Jahre 1968, klassischer Horror muss hier folgerichtig in so manchen Szenen, dem damaligen Zeitgeist angepasst (letztlich noch recht braven) "Sex and Drugs"-Darstellungen weichen. - Gleich zu Beginn des Films präsentiert sich dem Hauptprotagonisten, Antiquitätenhändler Robert Manning (Mark Eden), der sich auf die Suche nach seinem verschollenen Bruder begeben hat, auf dem Anwesen des rätselhaften Mr. Morley (letzterer schön dargestellt von Karloff), eine grelle, etwas aus den Fugen geratende Party junger Leute, die in ihrer Machart beim besten Willen nicht in die Ikonographie des traditionellen britischen Gothic-Horrors einzufügen ist - im Übrigen eine Szene, die für den weiteren Verlauf der Handlung unerheblich bleibt. Abseits vom Trubel sitzt dann, als Antipode der wild und lüstern dargestellten Partygesellschaft, der stocksteife Professor Marsh (Lee), als Sinnbild von Beherrschtheit und auch Repression - und verheißt nichts Gutes. Im Subtext, als Charakterisierung von Professor Marsh, hat die Partyszene also doch einen (sehr geringen) Sinn.

Als gruselig habe ich bei diesem Film wenig bis nichts empfunden, aber immerhin ist manches doch stimmungs- und phantasievoll in Szene gesetzt und mir gefielen die Darstellungen von Lee, Eden, Karloff und (Edens Love Interest:) Virginia Wetherell (Barbara Steele bekommt kaum Möglichkeit zu glänzen) und die Tatsache, dass die eine oder andere Handlungsentwicklung doch zu überraschen vermag.

Gerade als man sich auf ein längeres Finale einstellt, kommt der Film dann jedoch zu schnell zu seinem Ende - und bis zuletzt ist es ein Horrorfilm, der offen lässt, ob das Übernatürliche tatsächlich existent ist.

"Curse Of The Crimson Altar" ist übrigens eine Produktion des "Tigon Studios", die neben den damals schon legendären "Hammer Films" und deren kleiner aber feiner Konkurrenz "Amicus" eher ein Schattendasein fristete.

Anfügung: Die deutsche Synchronisation ist unter aller Kanone.

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