Ungewöhnlich ent- und gleichzeitig wieder verzerrte Action von Gao Qunshu, der sich 2009 den Ruf mit dem WW2 Spionagethriller mit Krimieinfluss The Message und da auch die Voraussetzungen und einige Arbeitspunkte hierfür erworben hat. Dabei ist die Handlung als theoretisch kompletter und immer nur wieder in anderen Varianten eines Katz-und-Mausspiels dargestellter Showdown eigentlich nur ein verschwindend kleiner Teil von Narration, nur mit immer wieder verschärfter Beleuchtung und so bald größtmöglicher Präzision. Ein fortwährendes Duell, basierend auf einem realen Vorfall in Guizhou, dass sich erst gar nicht so richtig entschlüsseln, mehr verwirren als erklären und so abseits der auch dort schon teils grandiosen Szenerie auch gar nicht als interessant im eigentlichen oder doch eher herkömmlichen Sinne beschreiben lässt:
Durch schiefgegangene Geschäfte in Schulden geraten, führt der bisher unbescholtene Zhang Ning [ Xia Yu ] einen Auftragsmord in HK aus, nicht ohne ein Foto des Auftraggebers gemacht zu haben und danach mitsamt seiner Freundin Sun Jing [ Charlie Young ] auf das Festland nach Hunan geflohen zu sein. Ein Jahr später wird das mittlerweile ein Kind erwartende Paar im Nordwesten Chinas, der Gansu Provinz nahe Dunhuang von einem Polizistenteam gestellt, bestehend aus dem Anführer Xiang Xi [ Duan Yihong ], dem Scharfschützen He Jianzhong [ Ni Dahong ], dem Assistenten, Fahrer und Martial Arts Experten Yang Xiaoming [ Jacky Wu Jing ] und den durch seine körperliche Kraft beeindruckenden Han Chaodong [ Zhang Li ]. Kaum ist die Lage unter Kontrolle, da gerät sie durch das auf Zhang Ning und dem Beweisfoto angesetzte Killerpärchen Mai Gao [ Francis Ng ] und Anuo [ Yu Nan ] auch wieder aus den Fugen.
Eine scheinbar einfache Geschichte mit wenig Konstellation in eindeutiger Landschaft, allerdings sind die gesamten ersten 30min erst im Nachhinein so richtig in Breite und Fülle der Perspektiven zu lesen. Fehlen die Vorbemerkungen und vertrauten Aufgaben; ein Zeitsprung von mehreren Monaten und eine Vorstellung nicht in Worten, sondern durch Blicke und Taten sowie so aus der Luft gegriffene, dafür bereits ständig erneuernde Auseinandersetzungen zwischen noch gar nicht im Motiv und Namen bekannten Parteien ersetzen die übliche aufbauende Dramaturgie. Dabei ist auch der Einstieg in im Nachhinein problemfrei nachvollziehbarer Banalität, wird aber auch das Beharrungsvermögen den Zuschauers belohnt und die ersten langen Zweifel eines Besseren, wenn auch mit einem Wechselbad von viel Ikonographie und damit verbunden auch ein wenig over-the-top Parodie belehrt.
Von einer wirklichen Aussage bleibt das in mehreren Richtungen zu deutende und die naive Frage-Antwort-Stellung vermeinende Werk, dass mit dem Arbeitstitel Fantastic Four Detectives gar eine Franchise eröffnen sollte, auch suspendiert. Werden verschiedene Themen, Herkünfte und Charakterisierungen, an-, aber nie für lange ausgesprochen und schon überhaupt nicht ausführlich, sondern nur im Rahmen von Phänomen- und Bedeutungssinn diskutiert. Visuelle, kinetische, emotionale Zerstörung und Selbstzerstörung stehen dafür im Mittelpunkt des unablässig forttreibenden Geschehens, ist der Kampf um Leben und Tod mitsamt Angriff und Abwehr und sowohl plötzliche als auch permanente Bedrohung und für den Moment erreichte Erlösung noch das auffälligste Gemüt. Ein Ausdruck der unterschiedlich vollendeten Professionalität und parallel Anachronismus und Aktualität zeichnet diese mit großen Ekstasen und Alibinamen bestückte Geschichte aus. Optisch und charakteristisch orientiert sich Gao am Western, zwischen Mann, Aldrich und Boetticher, allerdings in der zeitgenössischen Umwandlung, in der mit schwerem Gerät, verschiedensten Schusswaffen und Explosionsmaterial und letztlich auch den eigenen körperlichen Fähigkeiten statt nur, aber natürlich auch mit dem schnellen Griff zum Colt agiert und reagiert wird.
Gerade auch die im September-November 2009 gefilmte und so kurz vor Wintereinbruch stehende Landschaft, die vorherrschende Einsilbigkeit, in der minutenlang eben nicht geredet, sondern schweigsam oder mit kurzen und direkten Kommandotönen gehandelt und durch die Nachstellungen und Krisen gehetzt wird, die lakonische Mimik und Gestik verortet sich in eine unverfälschte Zeit; [wobei einige Bilder an den kurz zuvor abgedrehten, bisher aufgrund seiner den Behörden unpassenden Aussagen mehrmals umgeschnittenen, verschobenen und noch unveröffentlichten No Man's Land von Ning Hao erinnern.] Die Gegend als Gegenstück zur Steppe und Steinwüste der Western Rocky Mountains, hier ein anfänglich im gleißenden Sonnenlicht getauchtes Ödland aus Kies und Geröll, eine bis zum Horizont gestreckte, ausgeblasste, menschenleere und trocken ergraute Örtlichkeit, eine staubige, unfruchtbare Einöde mit wenigem und zusätzlich aschfahlen Pflanzenwachstum.
Rudimentäre Überbleibsel einer ebensolchen Zivilisation, unwirtlich und unwirklich, deren Reste und Ruinen im hier andauernden Klein- und Existenzkrieg selbst auch noch zerstört werden, ergänzen die gleichzeitig armselige und dennoch epische und gar surrealistische Sicht. Besonders die im ausdauernden Finale heimgesuchte Stadt kurz vor der Grenze zum Wiedereintritt in die Gesellschaft erscheint im bleiernen Typ, eine nach und nach zerbombte Phantomansiedlung, wie entflohen aus dem Prozess der Perestroika.
Alles andere als archaisch, teilweise ausschweifend, teilweise streng, nach allen Regeln der Kunst ist die Behandlung die Actionszenen von [Benny Chans oder auch Dennis Laws Stamm-]Choreograph Nicky Li gehalten, der sich mit einem Budget von geschätzt nur knapp 5 Mio USD in umso besser inszenierten und bald auch integrierten Attraktionen austobt. In der sich neben allzeit stattfindenden Anschleich- und Verfolgungsjagden zu Fuß, zu Pferd und per Auto auch sonst in der Veränderung der Geographie betrieben wird, ganze Hügelketten abgerissen, Löcher in die Berge gesprengt und mit Molotowcocktails, Brandbomben und Dynamitstangen die Anhöhen, dann die Fahrzeuge und später auch die ehemaligen Wohnkomplexe malträtiert werden.