Review

Vom Sprichwort "Schuster, bleib bei deinen Leisten" hat Master P anscheinend noch nichts gehört, sonst hätte er mal schön brav weiter gerappt. So hat er mitunter auch auf dem Regiestuhl Platz genommen und in "Hot Boyz" gleich noch ein paar Homies aus der Branche vor der Kamera versammelt und den Film somit versemmelt.
Herrlich plakativ werden von Beginn an sämtliche Klischees aufgerollt, welche die HipHop-Branche so zu bieten hat und mich mal wieder in meinem Verhalten bestätigen, diese Musikrichtung konsequent zu meiden: Schäbige Klamotten, fluchende Halbwüchsige, hoppsende Autos und die aufgesetzte Coolness aller Beteiligten gehen einem gehörig auf den Senkel und verurteilen diesen Actioner schon früh zum Scheitern.

Nicht besser das Drehbuch, das ein Exemplar dieser ominösen Spezies mit tief hängenden Hosen zunächst seine Freundin inkl. Baby verlieren lässt, worauf dieser eine Gang gründet und mit Drogengeschäften ordentlich einen Reibach macht. Der Gangname lautet "Hot Boyz", denn das ist der - festhalten! - coolste Titel, der den Jungs nach reiflicher Überlegung so einfiel. Mit von der Partie ist u.a. auch Snoop Dogg, der seine Szenen anscheinend zwischen dem kleinen Joint für Zwischendurch und der nächsten Tüte Gras abgedreht hat, so teilnahmslos stiert der Kerl durch die Gegend.
Einige gar nicht mal so schlecht inszenierte Actionszenen werden dem geneigten B-Movie-Fan dennoch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, in diesem Bereich gibt es tatsächlich wenig zu meckern. Von Autoverfolgungsjagden bis hin zu Shootouts mit passabler Härte ist das Gezeigte ordentlicher Genredurchschnitt. Anders verhält es sich, wie schon angedeutet, mit dem Drehbuch, das ständig Drama-Elemente mit einfliessen lässt und damit grandios scheitert. Schönes Beispiel dafür ist die Szene, in der Kool seine Freundin am Krankenbett verliert. Tragisch soll es sein, emotionslos heruntergedreht und lächerlich wirkt es. Der Tiefpunkt ist dann mit der letzten Szene vor dem Abspann erreicht, wo dem Zuschauer ein so missratener Nachklapp nebst "bleibt-sauber"-Message vor den Latz geknallt wird, dass das Gelächter gar nicht mehr aufhören will.
Überhaupt sammelt "Hot Boyz" ordentlich Punkte auf der Trash-Skala, wobei eine Sequenz mit B-Ikone Gary Busey, der hier nicht nur ALFs Synchronstimme hat, sondern auch noch aussieht wie frisch von Melmac eingeflogen, auf jeden Fall heraussticht: Eine üppige Dame marschiert in sein Büro, wehrt sich gegen etwaige Anschuldigungen, sie sei eine Prostituierte, und packt ihre Hupen aus, worauf der gute Gary gleich mal den Casanova gibt. Großes Tennis!
Ernsthaft cool wird das vielleicht der ein oder andere Nachwuchs-Gangster-Rapper aus der U-Bahn finden, alle anderen dürfen sich schön ärgern oder herzhaft lachen.

Details
Ähnliche Filme