Review

Akustisch und visuell verschiedene Eindrücke prasseln auf den Zuschauer ein, Paris von seiner besten Seite aus gehalten, von unten, von oben, aus dem Zentrum, auf das Zentrum, die breiten Straßen, die kleinen Gassen, den Eiffelturm im Blick, die vielen Steigungen und Treppen, die vielen Brücken, die Seine, die Kunst und die Museen. Auch hier ist eine Liebe spürbar, nicht so innig wie für Manhattan, nicht so ganz verzaubert, nicht so ganz romantisiert, selber bei schlechtem Wetter aber, beim Dunkel der Nacht, Midnight in Paris:

2010 verbringen der desillusionierte Drehbuchautor Gil Pender [ Owen Wilson ] und seine Verlobte Inez [ Rachel McAdams ] mit Inez' wohlhabenden Eltern John [ Kurt Fuller ] und Mimi [ Mimi Kennedy ] Urlaub in Paris. Gil, der mit der Fertigstellung seines Debütromans über einen Mann, der in einem Nostalgieladen arbeitet, kämpft, fühlt sich von der Kunstgeschichte von Paris angezogen, insbesondere von der Lost Generation der 1920er Jahre, und hat Ambitionen, dorthin zu ziehen, was Inez jedoch ablehnt. Zufällig treffen sie Inez' alten Studienfreund Paul Bates [ Michael Sheen ] und dessen Frau Carol [ Nina Arianda ]. Paul spricht mit großer Autorität, aber fragwürdiger Genauigkeit über französische Geschichte, was Gil verärgert, Inez jedoch beeindruckt. Betrunken nach einer Nacht voller Weinproben beschließt Gil, zu Fuß zum Hotel zurückzulaufen, während Inez mit Paul und Carol ein Taxi nimmt. Um Mitternacht hält ein Auto aus den 1920er Jahren neben Gil und bringt ihn zu einer Party in eben dieser Zeitphase und zu Berühmtheiten aus der damaligen Ära, wie F. Scott Fitzgerald [ Tom Hiddleston ], Zelda Fitzgerald [ Alison Pill ], Gertrude Stein [ Kathy Bates ], Ernest Hemingway [ Corey Stoll ] und Salvador Dalí [ Adrien Brody ].

Eine Vorstellung möchte verteilt und geteilt werden, die Frau zieht nicht mit, ein Treffen steht an, mit Mum & Dad, für einen Kurztrip ideal, für die Ewigkeit nicht geschaffen, die andere Familie frankophil eingestellt, es werden schnell Beleidigungen ausgetauscht, nicht böse gemeint, aber so aufgenommen. Gemeinsamkeiten werden geplant und ausgetauscht, ein Paar will nach Versailles, der andere nicht, keine Geschichte, aber ein Detail erzählt, Wilson hier als Hollywood-Schreiberling, der sich niemals an echter Literatur versucht hat, der aber höhere Ansprüche an sich und das Leben hat. Also geht es nach Versailles, es wird ein paar mit seiner Intelligenz und Intellektualität geprahlt, man ist unterschieden in der Auffassung, vom Schreiben und dem Wohnen, Wilson würde gerne in den Zwanzigern und dies in Paris leben, es wird hopps genommen, als Nostalgiker betrachtet, als Schwachstelle, man trifft seine Achillesferse, es werden lieber stumm die vielen Kunstwerke angeschaut, es wird ein Irrtum aufgeklärt, es geht um die Ehefrau und die Geliebte von Rodin, also Allgemeinwissen, hinten ist weiterhin der Eiffelturm zu sehen. Viel getrunken wurde auf diversen Feiern, ein Pärchentreffen, bald nicht mehr zu viert, bald zu dritt, er klinkt sich aus, er strebt einen Spaziergang an, durch eine fremde, ihm aber an eng an das Herz gewonnene Stadt.

Natürlich verläuft er sich, sieht im Dunkeln eh alles gleich aus, die Ruhe stört ihn nicht. Eingeladen wird er in einen alten Peugeot, eine Reise fängt an, es gibt weiterhin Alkohol, Champagner auf Rotwein, oder andersherum, es ist jedenfalls zu viel des Guten, der letzte Schluck war schlecht, man befindet sich auf einer Party plötzlich, Scott und Zelda Fitzgerald stellen sich ihm vor, das verblüfft ihn, es wird mit Namen um sich geworfen, man verlässt die Party, man ist irgendwo anders hier, gefangen in der Vergangenheit, ein fließender Übergang, es fängt leicht an, es geht so weiter, ein Oldtimer nach dem anderen bestiegen, Hemingway in der Kneipe besucht. Diskussionen über das Privatleben in der Öffentlichkeit wird hier abgehalten, Mark Twain erwähnt, "Kein Thema ist furchtbar, wenn die Geschichte ehrlich ist.", Orte verändern sich, Gedanken und Empfindungen gleich mit. Antikshops werden besucht, ein Heim gesucht, er mag Spaziergänge im Regen, er ist der Einzige, der dieses liebt, er ist der Einzige, der dran glaubt, die Geschichte wiederholt sich. Er achtet auf Details jetzt, auf die Kleinigkeiten, darauf, dass er nüchtern und nicht etwas beschwipst und verwirrt und verirrt wie vielleicht die Nacht zuvor ist, dass ja nichts seine Sinne trübt, er alles aufnehmen kann und spüren. Geglaubt hat ihm einer die Geschichte, er hat sie auch fast keinem erzählt, ein Geheimnis für ihn selber, bewahrt im tiefsten Herzen.

Viel schwadroniert wird mit Hemingway, eigentlich bräuchte man einen Notizblock dafür, zum Mitschreiben, es wird diktiert, es wird zugehört, nichts aufgeschrieben, nichts infrage gestellt, einfach so hingenommen, als Abenteuer aufgenommen. Allen entlockt Wilson aber keine neuen Szenen, anders als zuvor Anderson, er kannte und kennt Wilson besser, kann ihn anders inszenieren, er wirkt als typischer Amerikaner, als jemand aus seinen Filmen; "Geben wir uns etwas Kultur.", so ähnlich sind auch die Witze, es wird philosophiert, es wird inspiriert, es wird spioniert, es wird partizipiert. Die Kulissen sind schwelgerisch, eine Lieblingsepoche wiederauferstanden lassen, meistens in der Nacht, "Künstler sind wie kleine Kinder", ein Tourist auf Ausflug, in Träumerei, in seiner eigenen Kunstform, ein Gang in seinem Gehirn, treppauf, treppab, es wird auch typisch wieder viel über Sex geredet, nicht gezeigt, nur darüber gesprochen, auch wie eine Kunstform, dazu weitere Cameo, manchmal weiß man nicht den Weg entlang. Mal geht es hinaus aus der Stadt, auf das Land, das sieht aus wie Sanssouci, das ist wie Klein-Paris, wie in Klein-Frankreich, ein Subplot mit einem Krimi gibt es auch noch, ein Privatdetektiv angeheuert, er soll observieren, einem Defätisten gefolgt, einmal an der Seine entlang; Paris mit weichem, mit stummen s natürlich.





Details
Ähnliche Filme