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Woody Allen spielt einen Banker, der in seiner Freizeit allerlei nutzloses Zeug erfindet und mit seiner Ehefrau im gemeinsamen Landhaus Gäste erwartet. Ein Arzt und notorischer Schürzenjäger kommt mit einer Krankenschwester, außerdem erscheint ein eingebildeter Philosoph mit dessen Verlobter, gespielt von Mia Farrow, in die der Gastgeber einst verliebt war. Während dieser seine damaligen Gefühle für seine Jugendliebe wiederentdeckt, verliebt sich auch der Arzt in die junge Frau, während ihr Mann in spe kurz vor seiner Hochzeit gern eine Nacht mit der Krankenschwester verbringen würde.

In „Eine Sommernachtssexkomödie“ widmet sich Woody Allen einem seiner Lieblingsthemen, den Wirren der Liebe. Dazu lässt er seine sechs Protagonisten abgeschnitten von der Zivilisation zwei oder drei Tage in dem abgeschiedenen Landhaus verbringen, schafft also eine Situation permanenter, unausweichlicher Nähe. Diese Konstellation hätte durchaus den Nährboden für eine witzige Komödie mit amüsanten Dialogen und interessanten Beziehungs-Verhältnissen geboten, aber leider spielt Allen seine Stärken nicht aus.

Eine dieser Stärken sind Allens Wortwitz und seine geschliffenen Dialoge. Im Fall von „Eine Sommernachtssexkomödie“ gelingen dem Altmeister aber leider nicht allzu viele Gags, gerade genug, um für einigermaßen soliden Kurzweil zu sorgen. Und auch die Dialoge überzeugen nicht immer, weil sie sich allzu oft im Kreis drehen. In der ersten Filmhälfte sorgen einige ganz amüsante Momente und die zunächst vielversprechende Figurenkonstellation durchaus für gelungene Unterhaltung, zumal Allen wie gewohnt ein zügiges Tempo bei überschaubarer Laufzeit vorlegt, in der zweiten Filmhälfte baut der Film dann aber leider zunehmend ab.

Und das vor allem deshalb, weil Allen auch eine weitere Stärke nicht ausspielt. Sonst konstruiert Allen oft interessante Persönlichkeiten, häufig liebenswerte Zyniker mit autobiographischen Hintergründen, doch in diesem Film von Woody Allen erinnert keine der Figuren an Woody Allen, auch die nicht, die dieser persönlich verkörpert. Das ließe sich durchaus noch verschmerzen, wenn die Figuren zumindest gut konstruiert und die Beziehungskonstellationen emotional mitreißend wären. Doch die Charaktere sind eher fade. Die Frauen bleiben größtenteils farblos, weil Allen sich viel lieber den drei Männern widmet, die sind aber sehr unsympathisch. Alle drei scheinen mit nichts zufrieden zu sein, weder mit der aktuellen Ehe (der Banker), noch mit der Aussicht darauf, mit einer jungen Frau demnächst eine einzugehen, bis das der Tod sie scheidet (der Philosoph), aber auch nicht mit flottem Gelegenheitssex mit diversen Krankenschwestern und Patientinnen (der Arzt).

Letztendlich läuft „Eine Sommernachtssexkomödie“ so auf ein permanentes, bedeutungsloses Hin und Her zwischen den sechs Protagonisten hinaus, auf ein Beziehungswirrwarr, das auch Allen selbst stellenweise nicht wirklich zu durchschauen scheint. In jedem Fall fehlt dem Film eine Botschaft, ein Sinn. Ungeschickt sind auch Allens Ausflüge ins Übernatürliche sowie die sinnlosen Erfindungen des Bankers, die den Film zu allem Überfluss auch noch abstrus erscheinen lassen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Film trotz seines Titels praktisch frei von Sex ist. Da nützt es wenig, dass die Darsteller durchaus solide Arbeit leisten, dass der Schauplatz gut gewählt ist und der Film damit visuell durchaus etwas hermacht. Wirklich im Kopf bleiben letztendlich eher noch die schön fotografierten Aufnahmen von Flora und Fauna, die unterlegt von klassischer Musik immer mal wieder eingespielt werden, was aber nicht unbedingt für den Rest des Films spricht.

Fazit:
„Eine Sommernachtssexkomödie“ gehört nicht gerade zu den besseren Werken von Woody Allen. Das schier endlose Hin und Her zwischen den sechs Figuren, das kaum durchdachte Beziehungswirrwarr ermüdet nach einer unterhaltsamen ersten Filmhälfte auf Dauer, wobei dem Film auch Allens witzige Dialoge weitgehend abgehen. Aufgrund des flotten Tempos und der überschaubaren Laufzeit ist für einigermaßen soliden Kurzweil gesorgt, was jedoch nicht die Messlatte eines Woody Allen sein kann.

47 %

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