Review

Weit mehr als 'ne Punchline

Oft als flacher Witz (z.B. über Haare oder emanzipierte Frauen) benutzt, damals bei Release schon eher mittelmäßig rezipiert, ganz sicher nicht als einer der Besseren Ridley Scotts festgehalten und auch nicht so ikonisch bis gamechanging für Moore und das weibliche Geschlecht, wie man sich das vielleicht im Idealfall mal erhofft hatte... Und für mich doch ein guter, mitreißender, wichtiger Film! Über eine Soldatin des Nachrichtendienstes, die als erste Frau (!) die unfassbar harte Ausbildung der Navy Seals durchziehen will - oder wird sie doch nur als politische Propaganda benutzt?

Ich mag Ausbildungsfilme wie "Full Metal Jacket" oder "Heartbreak Ridge". Und allzu weit steht "Die Akte Jane" meiner Meinung nach gar nicht hinter den Klassenbesten. Das letzte Viertel verkackt's ein wenig. Und vielleicht sind volle zwei Stunden etwas übermütig. Aber ansonsten finde ich das einwandfrei. Dass Scott ein Gefühl für Bilder und Pacing hat, muss er keinem mehr beweisen. Die raue Werbefilmoptik kann sich sehen lassen. Zudem stößt "G.I. Jane" thematisch einige Gedanken und Themen an, die bis heute noch deutlich mehr Gewicht in unserer Gesellschaft gewonnen haben. Die Einblicke in das Elitetraining und die Armee sind beeindruckend. Es gibt einige lässige Songs zu hören. Der gute Viggo Mortensen spielt eine ganz andere Art von Ausbilder - gefährlich, gruselig, grandios. Und gegen Moore kann man im Grunde auch nichts sagen. Selbst wenn ihr immer etwas Charisma und Schauspieltalent fehlt - als Projektionsfläche und Leidensfähige funktioniert sie völlig. Aber wie gesagt, vor allem sind es die Themen, politisch-militärische Verstrickungen und Stärken, Schwächen, Spezialitäten der Geschlechter, die "G.I. Jane" nachhallen lassen. Und das sogar meiner Meinung nach ohne allzu krass Seite zu beziehen, zu beschönigen oder zu predigen. "G.I. Jane" würde heutzutage wesentlich toxischer und nerviger gemacht werden.

Fazit: einer von Ridley Scott unterschätzteren Filmen... und seiner Zeit mit Frauenquote, Selbstbestimmung und Geschlechterklischees deutlich voraus. Zudem attraktiv aussehend, mit einer mutigen Demi Moore, einem treibenden Score und famosen Trainingsmontagen. "G.I. Jane" sticht für mich positiv raus.

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