Review
von Con Trai
Zehn Wochen sind seit Ankunft und dem ersten Fall des neuen Inspector Barnaby in Midsomer, Causton ver- und so in das Land gegangen; Zeiten, in denen sich zwar Manches verändert, umso mehr Vieles aber gleich geblieben und sicherlich auch für die Zukunft erhalten bleibt. Zwar ist man noch nicht komplett im Hier und Jetzt eingerichtet, hat sich die Abwechslung in der Führung der örtlichen Polizei und in der Haupt- und Titelrolle der gleichnamigen, langlebigen und so der Popularität bewussten Fernsehreihe basierend auf den Romanen von Caroline Graham aber schon als Vorschritt zum neuen Dauerzustand bemerkbar gemacht. Die Unsicherheit der ersten Episode "Death in a Slow Lane" der nunmehr 14ten Staffel vor allem in Bezug auf die Wege der Angleichung von Alt und Neu und Tradition und Moderne hat sich schon jetzt gleichfalls eingestellt, wie auch die Veränderung der Besetzung nunmehr schon weit weniger Einfluss als zuvor noch hat:
Die seit 1975, seit dem Unfalltod zwei ihrer Kinder abgeschottet lebenden William und Mary Bingham [ Edward Fox & Phyllida Law ] werden unverhofft, aber auch erfolglos von dem Causton Social Services Angestellten Gerry Dawkins [ Jeff Rawle ] besucht, der sich nach einer dafür umso unerfreulichen Begegnung mit der Bingham-Tochter Selina Stanton [ Beth Goddard ] und ihres Mannes Eddie Stanton [ Neil Pearson ] bei der Polizei wegen verweigerter Auskunftgabe und tätlichem Angriff beschwert. DCI John Barnaby [ Neil Dudgeon ] und DS Ben Jones [ Jason Hughes ] versuchen in dieser Angelegenheit ebenso wie bei einem Zwischenfall von Dawkins mit der sich ebenfalls verweigernden Künstlerkommune um Adam Grace [ Nick Brimble ] und Maggie Viviani [ Haydn Gwynne ] zu intervenieren, sehen sich aber bald einem schwerwiegenden Problem gegenüber. Dawkins treibt kurz darauf leblos im Bach, und auch die bevorstehende Hochzeit von Ben Viviani [ Julian Ovenden ] und Verity Stanton [ Lucy Briggs-Owen ] scheint unter keinem allzu guten Stern zu stehen.
Dies gilt auch für die weitere Entwicklung der Beziehung zwischen Barnaby und Jones, die diesmal, da jetzt ohne noch die ersten Berührungsängste und Höflichkeiten, in ihren unterschiedlichen Ansichten und Methoden der Kriminalistik zwischenzeitlich verstärkt aneinander geraten. Sicherlich ist gerade die alles andere als zusammengeschweißte Paarung vom Außenseiter aus der Stadt und dem immer noch assistierenden und eigentlich um seinen Aufstieg gebrachten Sergeant der in seiner schwierigen Übereinkunft mit entsprechender Reibung treibende Motor frustrierter Energien, stellt sich dies aber nur als begleitender Ausdruck der üblichen verbalen, manche mögen auch behaupten: phlegmatischen Ermittlungen bei. Auch zuvor war Jones schon der Frager, der Mitläufer, der Amtsgehilfe, der seine Lehr- und somit eben Nicht-Herrenjahre mit den gewissen Zurechtweisungen aufgrund des noch nicht ausgeprägten detektivischen und auch nicht empathischen Spürsinns verbringen musste. Wo zuvor aber die Bemerkungen seines Vorgesetzten eher väterlicher, noch Geduld aufweisender und so auch liebevoll unterstützender Natur waren, fallen nun die ein wenig deftigeren Worte, die vom so Angegriffenen und Frustrierten noch heimlich, aber durchaus unter der Fassade unverhohlen aggressiv gekontert werden. Nur eine der wenigen, eigentlich auch kleinen, wenn dann teilweise auch einschneidenden Umgestaltungen, aber sicher nicht Umwälzungen der zumindest nach außen weiterhin idyllischen Szenerien.
Denn auch hier wird sich wieder in einem phantasierten Refugium von England bewegt, eine 90minütige Atem- und Erholungspause der Existenz, eine handhabbare Welt der kleinen [Matt]Scheibe, ein Land der beschaulichen Häuser weitab des Großstadttrubels, mit viel Natur drumherum und Wasserstellen allenthalben, und einer Stimmung fern von Hast und Wirbel. Auch dramaturgisch ist die Aufregung in dieser detektivischen Seniorenpflege klein, die darunter brodelnden Gefühle aber umso größer, wird die figurelle être, peut-être Konstellation hierbei gar zum Miträtsel der Aufklärung und so Bestandteil der alles andere als treibenden, aber behutsam eingepackten und so immer bei sich getragenen Spannung. Die [ein bisschen angekünstelt und verhätschelten] Geheimnisse liegen weitab zurück, sind teils sprichwörtlich mit dem Alter und so auch den Gerüchten und auch unter allerlei hanebüchenen Fassaden begraben, und wirkt das Verhalten der [geistig und gestrig] Betagten hier tatsächlich widerstandsfähig gegenüber gegenwartsbezogener Fragerei. Ein Herankommen an Informationen ist nur mit viel Geduld und Glück und selbst dann oft nicht [mehr] möglich. Der Widerspruch zwischen zeitgenössischen Methoden und doch eher anachronistischen Verhaltensweisen auch hier noch als Begleittext des narrativen Konstruktes, in kleinen Fakten niedergeschrieben.
Fish-out-of-water, ongoing, aber alles andere als noch derart unsicher im Verhalten und so übertrieben auf das jeweilige Extrem zugespitzt wie noch in der Einführung. Auch wieder grundsätzlich mit mehr Fingerspitzengefühl auf das seine die kriminellen Skurrilitäten in pittoresk-provinzieller Umwelt liebenden oder einfach die kontemplative Spätabendunterhaltung als Ausgleich bevorzugende Klientel bezogen. Ein trockener Rausch, die Mischung aus britischem Understatement trotz viel Spleenigkeit als eigentliches Wesen. Keine großen Gefühle trotz oft verfälschtes Denken, und mit gewohnter Psychologie Abgründe und Motive in bekannten Kausalitäten gelenkt.