Review

Lucio Fulci, der godfather of gore, ist überarbeitet: Seit er die Arbeit an seinem neuen Film begonnen hat, wird er von grausigen, obszönen Schreckensvisionen geplagt und die Grenzen zwischen seinen Filmen und der Wirklichkeit scheinen mehr und mehr zu verschwimmen. Also sucht der Filmemacher Hilfe bei einem Psychiater (Gewinner des Sigmund Freud-look-a-like-contest!), der es mal mit einer Hypnosetherapie versuchen will. Doch dann werden Fulci's Visionen blutige Wirklichkeit...
Lustig ist er, dieser späte Film des Meisters, und überraschend voll von Ironie und Augenzwinkern. Ein Resümee seiner Arbeit, eine Art best-of-Fulci, in denen er seine größten filmischen Momente (das heißt, die blutigsten Sequenzen) noch einmal Revue passieren lässt. Bei Cartoon-Serien gibt es häufig solche Folgen, die zur Hälfte nur aus alten Filmschnipseln bestehen, aber kaum eine beweist so viel Witz bei der Rahmenhandlung wie Nightmare Concert, bzw. "A cat in the brain": Fulci spielt sich selbst, aber zugleich auch eine Art verwirrtes alter ego. Dabei wirkt er ein bisschen wie Woody Allen, mit seiner Brille, seinem schlurfenden Gang und seiner kargen Mimik. Daß er beim Autofahren ständig New Orleans-Jazz hört, verstärkt diesen Eindruck noch. Und so spielt er mit den Neurosen des Filmemachers, wie auch Woody Allen dies bisweilen tut, nur bestehen die eben nicht aus Beziehungs- und Existenzkrisen, sondern aus handfestem, blutigem Splatter. Dabei springt der Film selbst ständig zwischen seinen Visionen, Sequenzen des Filmes, den er im Film dreht, und der Wirklichkeit hin und her, und man weiß eigentlich nie, ob das jetzt "wirklich" der Dr. Fulci ist, der den streunenden Hippie überfährt oder nicht. Dabei können vor allem die obskuren Film-im-Film-Sequenzen überzeugen - dieses Paar, das sich gegenseitig verprügelt, während sie Arien singt, ist super! Außerdem nimmt Fulci sich und seine Filme ständig auf die Schippe, genauso wie die Diskussion um Mediengewalt und schließlich auch den geneigten (Horror)Filmkonsumenten selbst. Nicht umsonst erwähnt er einmal, daß niemand seine Filme schauen würde, wenn sie nicht so voller Gewalt wären, und die Köder, die er auf seinem Schiff "Perversion" schließlich an den Angelhaken hängt, sind wohl auch nicht für Fische gedacht, sondern für den blutlüsternen gorehound in uns...
Erwähnenswert finde ich noch die diversen Verbeugungen vor Klassikern des Genres: So ertönt des öfteren das Liedchen aus Peer Gynt, das auch Peter Lorre in "M" pfeift, und auch ein Duschmord darf nicht fehlen.
Meckern möchte ich lediglich über die mal wieder richtig schlechte deutsche Synchro. Ich glaube, in OV entwickelt dieser kleine Streifen noch mehr Potential.
Wer bei "Ein Zombie hing am Glockenseil" oder "The Beyond" nicht vor Grausen auf den nächsten Baum geflüchtet oder eingeschlafen ist, sollte sich diesen Film ohne allzu große Erwartungen an Plot oder Ideen mal anschauen - mindestens so lustig wie ein Best-of-Simpsons-Special!

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