In letzter Zeit überschwemmt uns die Filmwelt regelrecht mit pausenlosen Remakes und billig produzierten B-Filmchen so das Hoffnungen auf Verbesserung fast schon im Keime ersticken. Völlig gelangweilt bzw. momentan Zeit und nix zu tun, surfte ich daher mal wieder durch die IMDB und stieß zufällig auf besagten Film 'Kisses' von Lance Daly. Allein die Bilder und Storyablauf, ließen 'Grosses' versprechen. Dank des 'Zufalls' (oder Schicksal? vlt. beides?) landete ich nach mehrmaligem Nachsehen ob besagter Streifen endlich i-wo herauskam, bei der UK-DVD! Mit haushohen Erwartungen rotierte 'Kisses' als bald im Player und enttäuschte zu keiner Sekunde. Doch, warum?? Erläutern wir...
Filmaufbau: Jener fängt schonmal sehr ruhig an und versteht es, auf Grund des schwarz-weiß gehaltenen Kontrast zu fesseln. Man wird förmlich in die trostlose Welt hineingezogen in der sich 'Kylie' und 'Dylan' befinden was die ganze Sache deutlich intensiver heranbringt. Ebenso wird nicht mit ordinären Ausdrucksweisen gespart, welche nochmals die Verhältnisse und deren Lage des Alltags an Ausdruck verleiht.
Gewaltanteil: 'Kisses' hat es nicht nötig auf übertriebene Gewalt zu setzen, sondern hier gelingt mit minimalen Methoden eine immens nachhaltige Wirkung. Ebenfalls zu merken als 'Dylan' sich behaupten muss um den 'Kampf' mit einem von ACHTUNG SPOILER: 'Kylie's Entführern' SPOILER ENDE! zu bestehen.
Die Musik: Der eingesetzte Score (im übrigen fantastisch ausgewählt! kommt bei so mancher Bewegung des ACHTUNG SPOILER! 'Entführers' SPOILER ENDE! grauenhaft prägend zur Geltung) von 'Go Bumps Go' verfehlt seine Wirkung nicht, besonders auch im Hinblick zur Geschichte spezifisch des letzten Moments zwischen 'Kylie' & 'Dylan'!!
Soundtrack: Untermauert wird 'Kisses' mit Titeln von 'Bob Dylan' welcher sich leicht merklich durch den weiteren Filmablauf ziehen wird. Die Stücke sind stets gut gewählt und passend eingesetzt.
Atmosphäre: Die meisten Filme sollen ja welche haben bzw besser gesagt, davon 'leben' womit 'Kisses' nicht mithalten kann. Was nach deftigem Minus klingt, entpuppt sich am Ende als grosses Plus!
Filmverlauf: Flüssig, facettenreich, spannend und liebevoll emotional gestaltet, lassen 'Kylie' & 'Dylan' uns jeden ihrer Schritte/Erlebnisse teilhaben so das man selbst nochmal die Lust verspürt, wieder Kind zu sein, gleichzeitig deren Schmerz nachvollziehen kann und komplett auf ihrer Seite steht.
Darsteller: Hier wurde in den absoluten Glückstopf gegriffen, die Beiden bis dato unerfahrenen Jungschauspieler 'Kelly O'Neill' (Kylie) und 'Shane Curry' (Dylan) tragen Szene für Szene und sind der Grund weswegen 'Atmosphäre' so etwas wie einem Fremdwort gleicht. Auch sonst spielen alle Beteiligten auf gutem Niveau, inkl. des Bob Dylan Darstellers 'Stephen Rea' welcher ungerechterweise keine Erwähnung in den Credits findet. Sein Kurzauftritt hinterlässt eindeutige Präsenz!
Gesamtbetrachtung: Bei einer Länge ohne Abspann von 68 Min. darf man natürlich keine 'grossen' Abenteuer erwarten und das abrupte Ende vor der grossen emotionalen Finalszene ist auch leider das Einzige was man dem Film negativ anhaften könnte. Teilweise kommen nur wenig Beweggründe ans Tageslicht weshalb 'Kylie' unter keinen Umständen nach Hause zurück möchte aber dieser eine, weitere Grund reicht völlig aus, um das Ganze dramaturgisch zu unterstreichen. Jenes, sorgt nicht nur für die weiter steigende Ernsthaftigkeit sondern bringt beide abermals ein wenig näher zusammen.
Dennoch, Regisseur 'Lance Daly' schuf Dank absolut unglaublicher Glanzleistung seiner 'kleinen' Darsteller ein definitiv genialen Film und verstand es, durch korrekten Farbwechsel zwischen Trostlose Welt = S/W, aufkommende Hoffnung = Farbe, 'Kisses' zusätzlich zu etwas ganz besonderem werden zu lassen welcher es immer wieder, Neu zu entdecken gilt.
'Kisses' gehört zu der Sorte Film, wo man hinterher wieder genau weiß, für was man sich Filme überhaupt noch ansieht und warum sich anschauen lohnen kann.
10/10