Es scheint wohl langsam wieder richtig modern zu werden, dass erfolgreiche Komiker ihren eigenen Kinofilm bekommen. Was einst mit Otto, der stets sich selbst spielte, souverän begann, wurde später mit Ikonen wie Mike Krüger oder Karl Dall eher mäßig fortgesetzt. Lange Zeit wurde diese Art von Film nicht mehr gedreht, doch seit ein paar Jahren scheinen die deutschen Filmemacher wieder Lust auf diese Art von Film zu bekommen. Mario Barth bekam sein eigenen Film, Oliver Pocher, Atze Schröder und sogar Ausbilder Schmidt durften ebenfalls ran. Daraus entstanden dann mehr oder weniger gute Filme und nun durfte also auch Kurt Krömer, den ich übrigens sehr schätze, ran. Eines verbindet Krömer schon mal mit den anderen Komikern : Auch er hat keine Schauspielausbildung und auch ihm merkt man es manchmal an. Dennoch sollte man bei diesem Film auf keinen Fall eine totale Unterschichten-Komödie wie "Männersache" oder "U-900" erwarten. "Eine Insel namens Udo" geht fast schon in die Richtung von "Herr Lehmann", mit Christian Ulmen, und "Vollidiot", mit Oliver Pocher. Dennoch ist der Film leider nicht diese große unerwartete Überraschung geworden, wie es bei den eben genannten beiden Titeln der Fall war. Zwar hat der Film eigentlich jede benötigte Zutat vorhanden, vergisst aber manch Eine auch richtig zu verwenden.
Udo (Kurt Krömer) ist unsichtbar. Schon sein Leben lang. Der erfolgreiche Kaufhausdetektiv wird von seinen Mitmenschen stets ignoriert und nicht gesehen. Nur mit der transsexuellen Amanda aus der Parfümabteilung kann er so richtig kommunizieren, allerdings auch nur, wenn er sie vorher berührt. Eines Tages jedoch trifft er auf die engagierte Hotelfachfrau Jasmin, die sich gerade um die Beerdigung ihres Vaters kümmern muss. Aus irgendeinem Grund kann sie Udo sehen, und er weiß anfangs nicht, wie er mit dieser neuartigen Situation umgehen soll. Durch Udos seltsamen "Tick" kommen sich Er und Jasmin schnell näher und verbringen auch schnell die erste gemeinsame Nacht miteinander. Doch diese Nacht hat besonders für Udo unerwartete Konsequenzen.
Ok, die ganze Geschichte klingt schon ziemlich interessant, besonders weil man hier geringe Parallelen zu "Und täglich grüßt das Murmeltier" bemerkt. Leider konzentriert sich der Film zu wenig auf "Udos Problem", was dem Film leider sehr schadet. Diese Thematik wird sogar derart geringfügig behandelt, dass man auch locker auf diese Unsichtbarkeitsgeschichte hätte verzichten können. Es hätte beispielsweise vollkommen ausgereicht, wenn Udo einfach nur ein totaler Außenseiter wäre, der einfach von den anderen Menschen bewusst ignoriert wird. Dadurch hätte man auch eine ergreifende und tiefe Geschichte ausbauen können. Zudem werden leider die wichtigsten Fragen einfach nicht beantwortet. Wieso kann die Transe Udo sehen? Wieso gibt es diese "Konsequenz" nach der Liebesnacht und wieso wird das Ganze später wieder über den Haufen geworfen? Noch kurioser wird es dann noch mit dem, meiner Meinung nach völlig unnötigem, Kaufhauscop (der einen furchtbar gekünstelten Akzent vorweist), der Udo dann einfach mal nach Lust und Laune sehen kann. Warum? Das hätte ich auch gerne erfahren. Dennoch fand ich die Geschichte allgemein betrachtet ziemlich putzig. Sieht man mal von der unausgereiften Unsichtbarkeitsgeschichte ab, bekommt man hier eine schmusige Liebesgeschichte geboten, mit zwei Hauptakteuren, die ihre Sache ganz gut machen und uns eigentlich ohne Langeweile durch den Film tragen. Dadurch wirkt, zumindest die Lovestory, ganz liebevoll. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Eines unterscheidet diesen Film ebenfalls sehr von den anderen Werken, in denen bekannte Komiker die Hauptrolle spielen. Egal ob Otto, Mario Barth oder Atze Schröder, alle haben eigentlich nur das gespielt, was man auch von ihnen erwartet : Nämlich sich selbst. Kurt Krömer jedoch legt seine Brille und seinen Berliner-Akzent ab und schlüpft in eine völlig eigene Rolle, ohne irgendwelche Anspielungen auf sein Bühnen-Ego. Wenn man immer sich vor Augen hält, dass Kurt Krömer kein Schauspieler ist, sondern nur ein verdammt guter Kabarettist, kann man hinterher schon sagen, dass er einen guten Job ablegt. Er verleiht seiner Figur die nötige Unerfahrenheit und Naivität, die Udo ja auch in Einbezug auf das wahre Leben hat. Auch Fritzi Haberlandt macht einen akzeptablen Job als "Udos erste Liebe", auch wenn ihre Rolle sicherlich kaum Ansprüche hat und sicherlich von jeder zweiten erfolgreichen Schauspielerin hätte gespielt werden können. Insgesamt, auch von den unbedeutenden Nebencharakteren her, ist das jetzt nicht gerade die höchste Schauspielkunst, aber trotzdem wirkt das ganze hier noch besser als der ganze GZSZ & Co Kram. Auch wenn das deutsche Kino immer noch nicht so glänzen kann wie das amerikanische, so hat man zumindest hier sich ein wenig mehr Mühe gegeben, als bei anderen deutschen Produktionen.
Ich weiß nicht ob die steinharten Fans von Kurt Krömer hier zufrieden gestellt werden. Den typischen Krömer-Humor gibt es hier einfach nicht und vielleicht werden das einige Fans vermissen. Wer aber "Herr Lehmann" und "Vollidiot" mochte, kann sicherlich hier mal rein schauen, auch wenn "Eine Insel namens Udo" ein eher holpriger Film, mit einem kleinen aber feinen Charme, ist.
Fazit : Die Lovestory passt, die kleine Fantasy-Geschichte drumherum leider nicht, was einfach an der mangelnden Ausführung liegt. Schade, denn ich hatte dem Film im Vorfeld viel mehr zugetraut. Wer Kurt Krömer mal in einem etwas anderen Gewand betrachten möchte, sollte hier mal zugreifen. Ansonsten empfehle ich den Film eher nur, wenn er mal zufällig um 20:15 in der ARD oder im ZDF läuft.
6,5/10