Am Anfang trennt sich Vittoria (Monica Vitti) von ihrem Verlobten Ricardo. Schon in diesen ersten Szenen sehen wir eine junge, bildhübsche, aber bereits zutiefst desillusionierte Frau, die scheinbar nicht imstande ist, jemanden wirklich zu lieben.
Später lernt sie den Börsenmakler Piero (Alain Delon) kennen und nach anfänglichem Zögern scheint sich bei Vittoria erneut ein Gefühl des Verliebtseins einzustellen. Die Frage ist nur, für wie lange...
"L' eclisse", von einer der Koryphäen des europäischen Kinos, Michelangelo Antonioni ("Blow up"), macht es einem nicht leicht. Der Film - nach "L' avventura" und "La notte" Abschluß einer (Themen-)Trilogie - ist nach dem interessanten Einstieg (der Trennung) zunächst extrem belanglos inszeniert und man kann die erste Dreiviertelstunde guten Gewissens fast schon als banal und uninteressant bezeichnen.
Doch für Freunde anspruchsvoller europäischer, künstlerischer Filme lohnt es sich auf jeden Fall dranzubleiben, denn in der zweiten Hälfte liefert Antonioni tatsächlich großes, faszinierendes Kino ab.
Als Vittoria nach längerer Ablehnung sich endlich auf Piero's Annäherungsversuche einläßt, scheint sie (bzw. die Beiden) endlich glücklich zu sein, doch dem Zuseher ist wohl bereits klar, dass dieses Glück nur kurz währen wird.
Antonioni verwendet für L'eclisse unglaublich kühle, fast unbeteiligte Bilder. Doch vor allem der Gesichtsausdruck, der Blick von Hauptdarstellerin Vitti ist (trotz kurzer Anflüge von scheinbarem Glück) unglaublich leer und verstörend ausdruckslos; er vermittelt die wohl zentralen Aussagen des Films: die Unfähigkeit, zu lieben und zu fühlen.
"Innere Kontaktlosigkeit" und "Selbstentfremdung" heißt es dann in Filmlexika.
Am Ende, als klar wird, dass sich zwischen Piero und Vittoria nichts entwickeln wird, zeigt uns der Regisseur minutenlang gähnende Leere. Die Zwei haben sich verabredet, doch niemand erscheint am Treffpunkt.
In diesen Schluss - Szenen bietet Antonioni uns symbolhafte Bilder von leeren Strassen, Laternen, Menschen und, unterlegt von düsteren Klängen, schließlich eine Sonnenfinsternis. (Titel!)
Die große Absicht von "L'eclisse" ist paradoxerweise auch seine große Schwäche. 2 Stunden treibt der Film in kühlen Bildern dahin, doch leider ist vor allem die erste Hälfte zu behäbig, zu nichtssagend. Auch wenn gerade dies ja beabsichtigt war, stellt sich zunächst einfach eine gewisse Langeweile ein, die dem Film schlussendlich das Prädikat "Meisterwerk" verwehrt.
Dennoch, in der zweiten Hälfte ist "L'eclisse" wahrlich großartig. Nun verschmilzt diese extreme filmische Kühlheit perfekt mit der Geschichte der Protagonisten.
Das Ende ist symbolisch, rätselhaft und aufregend; ich musste sofort zurückspulen und mir die letzten 15 Minuten nochmal ansehen, um die Bilder besser zu verstehen und nochmal zu geniessen.
Insgesamt ist Antonioni also doch noch ein guter Film gelungen, leider mit zuviel Leerlauf zu Beginn.
Wohlwollende, knappe 8/10; Pflichtprogramm für Cineasten, Einsteiger suchen sich bitte andere "Klassiker".