Ein blutverschmierter Mann läuft in ein Badezimmer, wischt sich das angetrocknete Blut aus dem Gesicht und rasiert sich anschließend noch gründlich. Danach geht er die Treppen nach unten, steigt vorsichtig über die brutal abgeschlachteten Leichen seiner Familie und verlässt anschließend das Haus.
So schmeißt Stepfather den Zuschauer mal eben mitten ins Geschehen rein, denn für Henry Morrison (oder wie immer er wirklich heißt) existiert das Wort Scheidung nicht. Vordergründig ist er ein Musterehemann, hintergründig allerdings ein Psychopath, der auf der Suche nach der perfekten Familie, schon die eine oder andere selbige nach Ablauf der Heile-Welt-Garantiezeit auf blutige Weise verlassen hat, denn sobald sein gewünschtes Weltbild ins wanken gerät, verläßt der vagabundierende Strahlemann sein Heim auf blutige Weise.
Mit der neuen Frau samt Teenage Töchterlein scheint es da besser zu laufen, bereits ein glückliches jahr hat man hinter sich, mit dem kleinen Haken allerdings das die Tochter ihrem neuen Daddy grundsätzlich mißtraut (allerdings wird nie angesprochen warum eigentlich). Bei einer Party gibt es allerdings erste konkrete Verdachtsmomente als Daddy seine Maske kurz fallen läßt und im Keller seine wahren Emotionen zeigt, ohne zu wissen das die Tochter sich auch im Raum befindet. Als sie dann ihren Psychater dem Stepfather auf den Hals hetzt, erkennt er das seine Tarnung aufgeflogen ist und sieht sich zum handeln gezwungen.
Der Film legt dabei mehr die Schwerpunkte auf den psychologischen Aspekt der Geschichte, was auch gut war. Es gibt zwar auch einige blutige Szenen speziell im packenden Finale, aber die eigentlich Spannung wird eher im Kopf erzeugt. Der Zuschauer weiß dabei ganz genau DAS etwas passiert, aber die Frage wann und wo ist dramaturgisch hier sehr gut gelöst. Es hilft natürlich dabei, das man mit Terry O´Quinn als verquere Persönlichkeit einen Jackpot gezogen hat. O´Quinn wirkt als eveybodys Darling genauso überzeugend, wie als durchgeknallter Schlächter.
Da können die anderen Charaktere nicht ganz mithalten. Auch der Subplot, um den Angehörigen einer früheren Ehefrau, der jetzt Jagd auf den Mörder seiner Schwester macht ist nicht ganz so gelungen. Es wird dabei nie ganz klar wie lange der Stepfather sein "Hobby" schon betreibt, aber die Routine und Cleverness mit der er auch brenzlige Situationen umgeht zeugt doch von solider Routine, bei der auch Columbo so seine Liebe Müh und Not gehabt hätte, ihn zu überführen.
Insgesamt kann Stepfather (wer hat sich eigentlich den blöden deutschen Titel kill Daddy kill ausgedacht) sehr gut unterhalten. Ein cleverer Psycho/Horror Thriller, der von seiner Atmosphäre lebt ohne dabei sich im Blut zu suhlen. Der amerikanischen Vorstadtidylle wird dabei brutal der Spiegel vorgehalten, eigentlich fehlt nur noch Sinatras "Love and Marriage" Song (bekannt aus eine schrecklich nette Familie) als Titelthema. Guter Film
7/10