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Mit der Verfilmung eines von Jack Londons Abenteuerromanen lieferte Regisseur Michael Curtiz Anfang der 40er eine düstere, durchgehend fesselnde Schifffahrtsgeschichte, die mit einigen spektakulären Bildern aufwarten kann: Die Handlung um eine zusammengewürfelte Crew raubeiniger, ja sogar zwielichtiger Gesellen, die unter dem brutalen Captain Larsen (Edward G. Robinson in einer sehr intensiven Rolle) auf eine geheimnisvolle Mission aufbrechen, bietet so ziemlich alles, was ein klassischer Abenteuerstreifen braucht - Lügen und Geheimnisse, bissige Charaktere, eine Liebesgeschichte, Seegefechte und sogar Meuterei.

Mit großem Aufwand wird hier das harte Leben auf dem Deck eines Segelschiffes inszeniert - die große Schiffskulisse überzeugt voll und ganz als schmutziges, heruntergekommenes Setting ohne jeden Komfort. Durch einen spektakulären Unfall, bei dem das riesige Schiff im Nebel eine Fähre versenkt (eine fulminante Actionsequenz gleich zu Beginn des Films), geraten auch zwei Schiffbrüchige mit nicht minder illustrer Vergangenheit an Bord, die sich in der zunehmend aggressiver werdenden Atmosphäre der Mannschaft für eine Seite entscheiden müssen.

Neben den stark inszenierten Actionszenen - wie etwa Kampf und Flucht vor einem feindlichen Schiff im dichten Nebel - fesselt „Der Seewolf" vor allem durch sein klug konstruiertes Figurenarsenal und die vielschichtig geschilderten Charaktere. So wandelt sich der grausame Captain Larsen im Laufe des Films zur tragischen Gestalt, der seine Machtposition nur durch gnadenlose Härte beibehalten zu können glaubt. Und auch die sonst strahlenden Helden haben hier einiges auf dem Kerbholz und handeln eher nach ihren eigenen Vorteilen als für die gute Sache, selbst wenn es am Ende eine dramatische Selbstaufopferung gibt. Durch diesen Verzicht auf sonst fürs klassische Hollywood so typische Heldenfiguren fühlt man sich noch enger mit diesen lebensnah komplexen, teils auch widersprüchlichen Figuren verbunden. Eine packende Inszenierung, die auch den Tod einiger Nebenfiguren mit allerhand Tragik verbindet.

Auch formal überzeugt „Der Seewolf" auf ganzer Linie. Neben den aufwendigen Kulissen und spannenden Sturm- und Meeressequenzen ist es vor allem der Score des deutschen Musikers Erich Wolfgang Korngold, der für eine passende Untermalung und Dramatisierung der eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bilder sorgt. So bleibt der Zuschauer die gesamte (zugegeben recht kurze) Laufzeit von 83 Minuten durchgehend gefesselt am Geschehen. Ein starkes Highlight des Abenteuerfilms, das mit seiner düsteren Atmosphäre und den dreckigen Charakteren aus der Masse dieses damals so beliebten Genres deutlich heraussticht!

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